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(149 KB)   Plakate: Das Hermannsdenkmal in der nationalsozialistischen und rechtsradikalen Propaganda, 1933 / 1975 / Detmold, Lippische Landesbibliothek (a) / Privatbesitz (b) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Plakate: Das Hermannsdenkmal in der nationalsozialistischen und rechtsradikalen Propaganda, 1933 / 1975 / Detmold, Lippische Landesbibliothek (a) / Privatbesitz (b) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELPlakate: Das Hermannsdenkmal in der nationalsozialistischen und rechtsradikalen Propaganda, 1933 / 1975
URHEBER ABBILDUNGBeckhaus, H.
DATIERUNG1933 / 1975
DATIERUNG HANDLG.1933 / 1975


INFORMATIONDen Nationalsozialisten, die ein sicheres Gespür für die Verwertbarkeit nationaler Symbole besaßen, diente das Hermannsdenkmal als Objekt für ihre Propagandazwecke. Dies zeigte sich besonders im Vorfeld zur Lippischen Landtagswahl im Januar 1933, die zum entscheidenden Schritt auf dem Weg zur nationalsozialistischen Machtergreifung werden sollte. Hitler zeigte sich auf Wahlplakaten als der "neue Hermann", als Befreier Deutschlands von der "roten Fremdherrschaft".

Auch das abgebildete Plakat entstammt dieser Zeit. Mit der Parole "Macht frei das Hermannsland" warb man unter der Lippischen Bevölkerung für die Liste 7, die NSDAP. Hakenkreuz und Hermannsdenkmal waren gezielt in Szene gesetzte Symbole mit eindeutiger Botschaft. Die Figur des Cheruskerfürsten als regionale Identifikation, der mit seinem Schwert den Weg freischlug für ein nationalsozialistisches Lippe. Diese bildliche Verbindung wurde inhaltlich auch in vielen Reden und Aufrufen beschworen:
"Euer schönes Land, das herrliche Hermannsland, wird jetzt der Schauplatz eines Entscheidungskampfes, der siegreich beendet werden muß. Es gilt, Lippe von dem roten Regiment zu befreien, es gilt, die Schande von 1918 auch hierzu liquidieren, es gilt, Lippe dem Kranz der Staaten einzufügen, die... im nationalen und sozialen Geist regiert werden." [1]
So appellierte der Gauleiter der NSDAP Westfalen-Nord, Alfred Meyer, im Dezember 1932 an seine Parteianhänger.

Für Hitler und Goebbels gehörte der Besuch des Hermannsdenkmals während ihrer Wahlauftritte in Lippe zum inszenierten Pflichtprogramm. Aus den Tagebuchaufzeichnungen Joseph Goebbels: "Nachmittags zum Hermannsdenkmal. Steht ganz im Nebel und wirkt so grandios. Massig und drohend. Wie ein gutes Denkmal und in der Idee fabelhaft. Trotzig gegen Frankreich. Das ist ja immer die Linie deutscher Politik gewesen." [2]

Ob "trotzig gegen Frankreich" oder als "Einer Deutschlands", immer wieder haben sich auch in den letzten Jahren neonazistische Gruppierungen der Arminius-Legende bemächtigt und dabei die ursprüngliche Intention Ernst von Bandels, die in einem liberalen Nationalgedanken wurzelte, auf den Kopf gestellt. Stellvertretend für diese rechtsradikale Adaption der Arminius-ldeologie steht ein Flugblatt der NPD aus dem Jahre 1975. Vor die schematische Karte des geteilten Deutschland ist die Silhouette des Hermannsdenkmals geblendet. Der rückseitige Text beschwört die Arminius-Ideologie zur "ewigen Mahnung und Verpflichtung". [3] Heute - 1992 - kann von rechtsradikaler Seite die deutsche Einheit nicht mehr bemüht werden. Dafür werden Parolen wie "Ausländer raus" mit dem Denkmal verknüpft; so auf dem hier abgebildeten Aufkleber der "Nationalistischen Front", Bielefeld. [4] Ein schematischer Hermann, der wie schon so oft, als Instrument der rechtsradikalen Propaganda mißbraucht wurde.


[1] Staatsarchiv Detmold, L 113 AN 3.
[2] Hakenkreuz über Lippe. Ein Rückblick, Ausstellungskatalog, Detmold 1983, S. 38.
[3] Abgebildet in: Mai, Ekkehard und Waetzhold, Stephan (Hrsg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmalpolitik im Kaiserreich, Berlin 1981, S. 337.
[4] Vgl. Verfassungsschutzbericht der Bundesregierung 1989; die "Nationalistische Front" mit ihrem Zentrum in Detmold-Pivitsheide wurde als eine der gewalttätigsten neonazistischen Organisationen am 26.11.1991 vom Innenministerium verboten.


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OBJEKT-PROVENIENZDetmold, Lippische Landesbibliothek (a) / Privatbesitz (b)
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Roerkohl, Anne | Das Hermannsdenkmal | Dia 09, S. 28-30
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
160   Plakat
Zeit1.6.1   Varusschlacht / Rezeption
3.9   1900-1949
3.10   1950-1999
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
15.12.601   Hermannsdenkmal, Detmold
DATUM AUFNAHME2004-02-27
AUFRUFE GESAMT9650
AUFRUFE IM MONAT2362