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(84 KB)   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Postverteilung durch einen Briefträger nach der Messe auf dem Kirchplatz / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Postverteilung durch einen Briefträger nach der Messe auf dem Kirchplatz / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELRaesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Postverteilung durch einen Briefträger nach der Messe auf dem Kirchplatz
URHEBER ABBILDUNGBöckenhoff, Ignaz (1911-1994)


INFORMATIONNoch hatte der Krieg die Heimat nicht erreicht. Wie jeden Sonntag verteilt der alte Briefträger nach der Messe auf dem Kirchplatz die Post: Ein Bild von fast familiärer Vertrautheit und friedensmäßiger Ruhe. Die Gesichter der wartenden Frauen und Kinder lächeln; sie verraten nichts von den Ängsten und Sorgen, die der Krieg in wachsendem Maße auch nach Raesfeld brachte.

Schwierigkeiten und Engpässe gab es in der Tat genug. Zwangsverpflichtungen und Mangelwirtschaft, Rationierungen, Sparmaßnahmen und Abgaben aller Art machten sich immer drückender bemerkbar. Physische und psychische Belastungen nahmen zu. Die Hauptsorge der Daheimgebliebenen galt den Angehörigen an den Fronten, von denen sie oft monatelang getrennt waren. Aber auch umgekehrt gab der immer heftiger über Deutschland geführte Luftkrieg den Soldaten "draußen im Feld" Veranlassung, sich um das Wohlergehen ihrer Eltern, Frauen und Kinder Gedanken zu machen. So wurde die sogenannte "Feldpost" zum wichtigsten Bindeglied zwischen Heimat und Front. Partei und Wehrmacht waren sich der Bedeutung eines reibungslosen (und streng zensierten) Posttransfers sowohl für die Kampfmoral der Truppe als auch den Durchhaltewillen der "Heimatfront" nur allzu bewußt. Ausgehend von dieser Erkenntnis schuf sich die Kreisleitung der NSDAP mit den "Borken-Bocholter Heimatbriefen" ein Propagandamedium, dem die einzelnen Ortsgruppen ihre Soldaten regelmäßig über das Geschehen in der Heimat und an den Fronten informierten. Diese "Nachrichten" beschränkten sich freilich meist auf unpolitische Situationsschilderungen und die Mitteilung von Jubiläen. Im Mittelpunkt standen jeweils Ordensverleihungen und militärische Beförderungen. Der "Heldentod" kam in diesen Heimatbriefen nicht vor.

Aber auch die Alliierten machten sich in ihrer psychologischen Kriegführung geschickt die kommunikative Bedeutung der Feldpostbriefe zunutze. Als die NSDAP im Winter 1941/1942 mit großem Propagandaaufwand eine Wollsachen-Sammlung für die frierenden Soldaten an der Ostfront veranstaltete, reagierten die Briten umgehend mit einem Flugblatt, das neben dem Foto eines gefallenen deutschen Soldaten im russischen Schnee den fiktiven Brief einer Frau abdruckte, der, datiert auf den 07.09.1941, folgendermaßen begann:
"Lieber Mann! Wie geht es dir? Bei euch muß es schon recht kalt sein. Hast du genug warme Sachen zum anziehen? Leider kann ich dir deine Strickweste nicht schiken (!), die Post nimmt nehmlich (!) keine Pakete an die mehr als 100 Gram (!) wiegen...".
Der Kommentar des Flugblattes lautete:
"Dieser Brief wurde bei einem deutschen Soldaten in Rußland gefunden. Die Schreiberin hat bereits am 7. September gewußt, was ihr Mann in Rußland brauchen werde. Aber Hitler, der 'alles von vornherein einkalkuliert hat', kam erst 3 1/2 Monate später darauf. Am 21. Dezember erfuhr das deutsche Volk, daß es seine Woll- und Pelzsachen abgeben müsse, um Hitlers Versäumnis gutzumachen. DAS VERDANKT IHR EUREM FÜHRER!" [19]

Dieses in hoher Auflage produzierte und auch über Raesfeld abgeworfene Flugblatt gab gewiß dem einen oder anderen Finder Stoff zum Nachdenken. Übrigens war der Zivilbevölkerung die Weitergabe und Verbreitung solchen "wehrkraftzersetzenden" Propagandamaterials bei Todesstrafe verboten.


[19] A. Friedrich, Jahre, S. 68.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZRaesfeld, I. Böckenhoff
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Jakob, Volker | Raesfeld im Zweiten Weltkrieg | Dia 10, S. 28f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.1.10   Raesfeld, Gemeinde
Sachgebiet11.8   Post
DATUM AUFNAHME2004-02-05
AUFRUFE GESAMT441
AUFRUFE IM MONAT77