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(106 KB)   Bleideckel einer römischen Medizindose, gefunden 1927 in einem der Zentralgebäude des Hauptlagers Haltern  / Haltern, LWL-Römermuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Bleideckel einer römischen Medizindose, gefunden 1927 in einem der Zentralgebäude des Hauptlagers Haltern  / Haltern, LWL-Römermuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELBleideckel einer römischen Medizindose, gefunden 1927 in einem der Zentralgebäude des Hauptlagers Haltern
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONDas Bild zeigt den im Durchmesser 10,5 cm großen Bleideckel einer Dose, der 1927 in einem der Zentralgebäude des Hauptlagers Haltern gefunden worden ist. Der Deckel ist mit vier konzentrischen Kreisen (davon ein Doppellinienkreis) verziert. Zwischen den Linien der beiden äußeren Kreise ist im Halbbogen die Inschrift: EX RADICE BRITANICA eingeritzt. Dieses besagt, daß in der Dose ein Präparat aufbewahrt worden ist, welches aus der "Britannischen Wurzel" gewonnen wurde. Ein Mittel aus der "Radix Britannica" erwähnt der römische Schriftsteller Plinius, der sich beim römischen Heer in Germanien von 47-52 n. Chr. bewährte (Naturalis Historiae XXV 20,21). Demnach litt die Besatzung eines an der Nordseeküste gelegenen Kastells zur Zeit der Germanicus-Feldzüge (14-16 n. Chr.) nach zwei Jahren an Zahnausfall und Körperschwäche, Mattigkeit. Dieses sind typische Symptome des Skorbut, einer Vitaminmangelkrankheit, die auftritt, wenn über längere Zeit Mangel an Vitamin C-haltiger Nahrung (frisches Obst, Gemüse) besteht. Die Friesen machten die Römer auf das Heilmittel der "Radix Britannica" aufmerksam. Nach der Beschreibung des Plinius könnte es sich dabei um eine Ampferart handeln, die im Nordseeküstenbereich noch heute anzutreffen ist. Ausdrücklich betont der Schriftsteller, daß der Name nichts mit Britannien zu tun habe, das damals noch ein freies Land gewesen sei.

Es ist versucht worden, mit diesem Bleideckel für Haltern auch in der Germanicus-Zeit eine Besatzung zu beweisen. Wenn die Römer erst zu einem derart späten Zeitpunkt (16 n. Chr.) von der Heilwirkung der "Radix Britannica" erfahren haben, dann, so wurde gefolgert, sei dieser Bleideckel ein Beleg dafür, dass 16 n. Chr. Römer in Haltern eine Station an der Lippe unterhalten hätten. Für diese These haben sich bis heute keine archäologischen Beweise finden lassen.

Die medizinische Versorgung der Soldaten war in römischer Zeit ausgezeichnet. Jede Legion besaß eigene Ärzte (medici), die sowohl Dienstgrade sein konnten als auch Zivilisten. Jede Legion verfügte über ein eigenes Lazarett (valetudinarium). Ein derartiges Gebäude besaß einen großen Aufnahme- oder Operationsraum. Rund um einen großen Mittelhof waren die einzelnen Krankenzimmer angeordnet, bei denen auf eine gute Belüftung geachtet wurde. Das im Hauptlager Haltern gefundene Lazarett gilt als das älteste archäologisch nachgewiesene Gebäude mit dieser Funktion. Als hygienische Vorsorgemaßnahmen sind die überall in den römischen Lippelagern zu beobachtenden Einrichtungen zur Trinkwasserversorgung, Kanalisation und Fäkaliensammlung zu erwähnen.


Literatur

Stieren, A.
Die neuen Grabungen in Haltern. - Germania 12 (1928), S. 75.

Drexel, F.
Radix Britannica. - Germania 12 (1928), S. 172-173.


FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZHaltern, LWL-Römermuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Alltagsleben römischer Legionäre | Dia 09, S. 27f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort3.6.5   Haltern am See, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-29
AUFRUFE GESAMT639
AUFRUFE IM MONAT159