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(61 KB)   Bleibarren der römischen 19. Legion, gefunden 1964 bei Grabungen im Ostteil des Hauptlagers Haltern / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Bleibarren der römischen 19. Legion, gefunden 1964 bei Grabungen im Ostteil des Hauptlagers Haltern / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELBleibarren der römischen 19. Legion, gefunden 1964 bei Grabungen im Ostteil des Hauptlagers Haltern
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONIm Herbst 1964 wurde bei Grabungen im Ostteil des Hauptlagers Haltern aus einer Grube an der ehemaligen Via Principalis der auf dem Bild zu sehende Barren aus Blei gefunden, der deutlich sichtbar römische Zahlzeichen eingemeißelt trägt. Auf der Inschriftenseite besitzt der Barren eine Länge von 40,0 cm. Die Barrenbreite schwankt zwischen 9,8 und 10,3 cm, die Höhe zwischen 10,0 und 11,5 cm. Der Barren ist in einer Art Kastenform gegossen worden und wiegt 64 kg. Auffällig an diesem Barren ist die zweigeteilte Inschrift, die von links nach rechts gelesen zunächst das Gewicht (CCIII = 203 römische Pfund) und die 19. Legion (L XIX) als Produzent/Besitzer angibt. Beide Inschriftenteile sind mit einem Meißel von 1,6 cm Breite eingeschlagen worden. Da die erste Teilinschrift nur ca. 1 mm tief, die zweite aber bis zu 3 mm tief eingeschlagen ist, darf davon ausgegangen werden, daß beide in zwei zeitlich voneinander getrennten Arbeitsvorgängen entstanden sind.

Als Norm für ein römisches Pfund sind aufgrund von Münzgewichten 327,45 g errechnet worden. Die Angabe von 203 römischen Pfund entsprächen 66,742 kg unseres heutigen Gewichtsystems, 2,742 kg mehr als das tatsächliche Gewicht von 64 kg. Eine derartige Ungenauigkeit ist bei römischen Bleibarren mehrfach beobachtet worden. Korrosionsprozesse reichen als Erklärung dieser Differenz jedoch nicht aus. Vielmehr sind ungenaue Gewichte oder auch betrügerische Absicht als Ursache anzunehmen.

Die zweite Teilinschrift ist die interessantere. Bei ihr ergeben sich allerdings auch umstrittene Schlußfolgerungen. Ist in der Angabe L (egio) XIX der Produzent zu sehen oder der Besitzer? Ließe sich letzteres beweisen, würde das bedeuten, daß die 19. Legion vor ihrem Untergang in der Varusschlacht in Haltern stationiert gewesen wäre. Für die Bestätigung einer derartigen Hypothese haben sich in den letzten Jahren weitere Belege gefunden.

So ist u. U. ein m Hauptlager Haltern gefundenes Graffito auf einem Terra sigillata - Teller mit einer aus Frejus bekannten Inschrift zu verbinden, die einen namensgleichen Veteranen der 19. Legion bezeugt (siehe B. GALSTERER, 1983, S. 30-32). Im Lager Dangstetten konnte ein Beleg gefunden werden, daß dort neben der 19. Legion syrische Hilfstruppen stationiert gewesen sind (G. FINGERLIN, 1975, S. 111), und in Haltern mehren sich die Anzeichen einer Unterbringung syrischer Auxiliareinheiten im Hauptlager. Letztendlich scheint die Ausführung der Inschrift für eine Besitzerinschrift zu sprechen.

Würde es sich um eine Produzentenangabe handeln, wäre sie doch wohl nicht in zwei zeitlich voneinander differierenden Zeitpunkten eingeschlagen worden. Es scheint in hohem Maße wahrscheinlich, daß zunächst die Gewichtsangabe festgehalten wurde und als der Besitzer bekannt war, hat man mit demselben Meißel seine Bezeichnung eingeschlagen.

Blei wurde er gern für vielerlei Dinge verwendet. Am Materialaufwendigsten ist der Bau von Wasserleitungen gewesen, mit dem man im Hauptlager Haltern begonnen hatte. "Ganz offensichtlich plant man, Haltern zu einem dauernden Stützpunkt in der neuen Provinz einzurichten, den man mit so viel Komfort wie möglich ausstattete, soweit dies eben bei Holzbauten möglich war." (VON SCHNURBEIN, 1981, S. 69).


Literatur

Schnurbein, S. von
Ein Bleibarren der 19. Legion aus dem Hauptlager von Haltern. - Germania 49 (1971), S. 132-136.

Ders.
Untersuchungen zur Geschichte römischer Militärlager an der Lippe. Frankfurt a.M. 1981, S. 48-51.

Fingerlin, G.
Der Aufmarsch der römischen Heere am Rhein. Kölner Römer-Illustrierte 2 (1975), S. 109-111.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Höper, Hermann-Josef | Alltagsleben römischer Legionäre | Dia 10, S. 29f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort3.6.5   Haltern am See, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-29
AUFRUFE GESAMT707
AUFRUFE IM MONAT5