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(115 KB)   Grundrißspuren eines Wohnhauses in der sächsischen Siedlung bei Warendorf / Münster,  Westfälisches Museum für Archäologie - Amt für Bodendenkmalpflege/W. Winkelmann   Grundrißspuren eines Wohnhauses in der sächsischen Siedlung bei Warendorf / Münster,  Westfälisches Museum für Archäologie - Amt für Bodendenkmalpflege/W. Winkelmann
TITELGrundrißspuren eines Wohnhauses in der sächsischen Siedlung bei Warendorf


INFORMATIONDie Häuser der frühmittelalterlichen Siedlungen in Westfalen waren Holzbauten bzw. Holz-Lehm-Bauten. Als organische Substanz ist das Holz im Laufe der Jahrhunderte völlig vergangen. Da die Bauten jedoch Spuren im Erdboden hinterlassen haben, ist es dennoch möglich zu Aussagen über Form, Größe und Konstruktion frühgeschichtlicher Haustypen zu gelangen.

An den Stellen, an denen früher die dachtragenden Pfosten tief in den Boden eingelassen worden sind, zeichnen sich Verfärbungen im Boden ab. Bevor der Pfosten in die Erde eingelassen wurde, hub man zunächst ein Pfostenloch aus. Nachdem der Pfosten eingesetzt war, verfüllte man die Restlücken mit dem Bodenaushub, bei dem sich nun der dunklere, humose Mutterboden mit dem helleren, darunterliegenden Boden vermischt hatte und dazu führte, daß die ganze Aushuberde dunkel gefärbt wurde. Diese Verfärbung zeichnet sich noch nach Jahrhunderten im Boden ab. Ebenso sind auch die Fundamentgruben der in die Erde eingelassenen Wände als Verfärbungen im Boden erkennbar. Erst eine flächendeckende Abtragung der Bodenschichten bis zu einer Tiefe, in der Erdverfärbungen erkennbar werden, ermöglicht eine genaue Zuordnung der Bodenspuren zu einem Grundriß.

Der obere Bildteil zeigt die aufbereitete, d.h. sorgfältig geebnete und gesäuberte Grabungsfläche, das Planum. Deutlich erkennbar sind die doppelreihigen Pfostenspuren, die für die Aufnahme mit weißen Markierungsstäben versehen wurden. Der Abstand zwischen den Pfostenspuren beträgt ca. 2 m; der Zwischenraum der parallel liegenden inneren und äußeren Pfostengruben 1 m bis 1,25 m. Der Grundriß stellt einen schiffsförmigen Haustyp dar: Die Längsseiten sind gleichmäßig nach außen gewölbt, so daß die mittlere Breite gegenüber den Schmalseiten vergrößert ist. Die drei bzw. vier Pfostenspuren in der Mitte der Längsseiten unterbrechen die gleichmäßige Anordnung der Erdverfärbungen. Sie geben einen Hinweis auf besondere Ausbauten. [1] Die rechteckige Erdverfärbung in der Grundrißinnenfläche signalisiert, daß an dieser Stelle ein Grubenhaus gestanden hat. Allerdings gehört es zu einer vorhergehenden Bauphase und weist darauf hin, daß auf diesem Platz mehrfach gebaut wurde. Das Planum mit dem freigelegten Grundriß erlaubt noch keine verläßliche Aussage über die Funktion der Pfosten. Erst das Schnittprofil, d.h. das vertikale Aufschneiden der Pfostengruben, kann die bautechnische Bedeutung der Pfosten klären.

Der untere Bildteil zeigt reihenweise angelegte Schnittprofile: Die rechteckigen Bodenverfärbungen im Inneren belegen hier senkrecht eingesetzte Pfosten; die äußeren Pfosten (Streben) waren hingegen schräg in den Boden eingelassen, erkennbar an der rautenförmigen Erdverfärbung. Berechnungen des Neigungswinkels haben ergeben, daß die Streben etwa in 1,8 bis 2 m Höhe an die senkrecht stehenden Pfosten angestoßen haben müssen. Reste des Lehmverputzes der Flechtwerkwand in den inneren Pfostengruben identifizieren die hier plazierten Pfosten als Wandpfosten. Die Lehmreste waren gebrannt, nur dann sind sie erhalten. Der gebrannte Lehm weist auf die Zerstörung des Hauses durch Feuer hin. Anhand der archäologischen Ergebnisse kann eine Rekonstruktion erfolgen, wobei allerdings Varianten im Detail durchaus denkbar sind.


[1] Vgl. dazu Bild 3  Medien.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


FOTO-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie - Amt für Bodendenkmalpflege/W. Winkelmann


QUELLE    Frick-Lemmer, Gundi | Alltagsleben der Sachsen | Dia 04, S. 16f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit2   Mittelalter
Ort3.8.13   Warendorf, Stadt
Sachgebiet9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT1942
AUFRUFE IM MONAT122