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(67 KB)   Zwei Terra Sigillata-Schüsseln aus Unna  / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Zwei Terra Sigillata-Schüsseln aus Unna  / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELZwei Terra Sigillata-Schüsseln aus Unna
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONDie feinste Töpferware der Römer war die sog. Terra Sigillata, eine mit einem sehr fein geschlämmten, glänzend tiefroten Tonüberzug versehene, meist sehr präzise in Formen geprägte und auf der Töpferscheibe weiterverarbeitete Keramik. Sie hat ihren Namen von den häufig mit Hilfe von kleinen Stempeln schon in die Wandung der Formschüsseln geprägten und so gleich auf viele Gefäße übertragenen Figürchen (sigilla) und anderen Schmuckmotiven. Von klassizistischen, d.h. an der Kunst der griechischen Klassik orientierten Bildkompositionen in den italischen Keramikwerkstätten augusteischer Zeit entwickelte sich das System der Dekoration im Laufe der Kaiserzeit weiter zu stärkerer Vereinfachung und Ornamentalisierung und zu vielfältigerer Kombinierbarkeit der Einzelmotive, bei gleichzeitiger Vergröberung der Formen. Im 1. und frühen 2. Jh. n. Chr. breiteten sich die Terra Sigillata-Werkstätten weiter über Süd- und Mittelgallien bis in die belgischen und germanischen Grenzprovinzen aus, von wo aus die Grenztruppen - und nebenbei zugleich auch die Germanen jenseits des Limes - leichter beliefert werden konnten. Neben den reliefgeschmückten standen eine große Anzahl von glatten Gefäßformen. Sie alle wandelten sich im Laufe der Zeit in charakteristischer Weise und erlauben so den Archäologen heute eine genauere Datierung der Schichten, in denen sie gefunden werden. Dieses weitgefächerte, aber relativ fest geprägte Formenspektrum der Terra Sigillata ist von den Archäologen in eine Typologie eingeordnet worden, die die einzelnen Formen durchnumeriert. Bei den Germanen war eine nahezu halbkugelförmige Schüssel mit figürlicher Reliefverzierung auf dem unteren Teil der Wandung besonders beliebt, die nach der von H. Dragendorff am Ende des 19. Jh. aufgestellten Typologie als "Drag. 37" bezeichnet wird. Sie wurde bei den Germanen auch vielfach als Graburne weiterverwendet.

Gleich zwei als Urnen dienende Bilderschüsseln dieser Form wurden 1912 in einer Ziegelei in Unna gefunden. Sie haben einen Durchmesser von 26 cm und eine Höhe von 13 bzw. 13,5 cm. Bei beiden ist der Bildfries von Zierleisten, oben von einem sog. Eierstab, unten von einem Herzblatt-Kranz begrenzt. Die Stempel für den letzteren sind bei der einen darüber noch einmal senkrecht eingeprägt; so bleibt weniger Raum für den Tierfries, eine vierfach wiederholte Abfolge von einem Pferd nach rechts und einem Löwen und Stier nach links, sowie einem fünften Löwen aus demselben Stempel. Die einzelnen Bild-Einheiten sind durch geriefelte Säulen getrennt, ebenso auch bei der zweiten Schüssel. Dort sind zwei Szenen je viermal im Wechsel gegeben, einmal die Siegesgöttin Victoria auf einem Viergespann, dann ein stehender Mann mit Palmblatt in der Hand und ein Sitzender ihm gegenüber mit einem Gefäß mit einem entsprechenden spitzen Blatt in der Mitte. Die Bedeutung dieses Bildes ist unklar, eine Opferszene, wie vorgeschlagen worden ist, kann kaum gemeint sein. Von oben hängen Spiralen in die von den Figuren freigelassenen Leerräume in den Bildfeldern.

Alle in diesen beiden Friesen verwendeten einzelnen Bild- und Ornamentstempel sind vielfach auf Reliefschüsseln aus der Terra Sigillata-Werkstatt von Trier belegt, die etwa im 2. Viertel des 2. Jh. dort arbeitete und dann um die Jahrhundertmitte offenbar noch kurzfristig nach Sinzig bei Remagen an den Rhein verlegt wurde, wo sie sich anscheinend nicht halten konnte. Wegen der guten Qualität gehören die Schüsseln von Unna wohl noch in die Trierer Zeit der Werkstatt. Schüsseln mit der gleichen Kombination der Stempel, also aus derselben Formschüssel, sind für das eine Exemplar noch dreimal, für das andere noch zweimal in Ausgrabungen im Rhein- und Moselgebiet gefunden worden.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stupperich, Reinhard | Römischer Import in Westfalen | Dia 02, S. 16f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort1.12.9   Unna, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT4164
AUFRUFE IM MONAT347