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(84 KB)   Rheinischer Spruchbecher von Bielefeld-Sieker / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Rheinischer Spruchbecher von Bielefeld-Sieker / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELRheinischer Spruchbecher von Bielefeld-Sieker
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONEin besonders großes Beispiel der Gattung der sog. rheinischen Spruchbecher wurde in einem Grab des Friedhofs bei der kaiserzeitlichen Siedlung in Bielefeld-Sieker gefunden. Bei dieser Ware handelt sich um schwarzgefirnißte, d.h. um innen hellrötliche, außen reduzierend metallisch braun bis tiefschwarz gebrannte Keramik. Es sind vor allem Becher und Kannen, auf die mit weißer Barbotine (d.h. in halbflüssigem Zustand plastisch aufgetragener Tonfarbe), dazu manchmal auch sparsam in anderen Farben, vor dem Brand Ranken - hier mit deutlichen Weintrauben - oder andere Ornamente und vor allem in großen deutlichen Buchstaben ein kurzer Satz aufgemalt wurde. Wie das Ornament verdeutlicht auch die Aufschrift "pete vinum" (Hol Wein!) auf dem Stück aus Bielefeld-Sieker die Funktion dieser Becher als Trinkgefäße für Wein - der natürlich ebenfalls aus dem römischen Rheinland importiert werden mußte. Ob der die Aufschrift (laut) lesende Trinker so automatisch dem Wirt eine Bestellung aufgibt oder ob der Becher selbst den Trinkenden auffordert, bleibt in diesem Fall wohl absichtlich offen, zweideutig. Andere Becher der Gattung tragen ähnliche Aufschriften, die auf Wein und Liebe anspielen, wie "bibamus", "gaudeamus","vivamus" (wir wollen trinken bzw. fröhlich sein bzw. leben, das Leben genießen!), "da merum"(gib puren - d.h. gegen die antike Sitte nicht mit Wasser vermischten - Wein!). Eindeutig das Gespräch im Wirtshaus, mit dem Wirt oder mit der Freundin, geben Aufschriften wie der Gruß an den Wirt "ave, copo"; die Aufforderung "ama me vita"(liebe mich, mein Leben) und als Gegenstück die Liebeserklärung "amo te, vita ". Andererseits redet der Becher sicher selbst, wenn er auffordert "imple me"(fülle mich!) oder gar erklärt" vinco bibentes"(ich überwältige die Trinkenden!). Diese Spruchbecher wurden nach der Fundverbreitung im Rheinland, vor allem im Bereich von Trier, aber ähnlich wohl auch in Köln, vom 2. bis ins 4. Jh. n. Chr. in großer Zahl hergestellt und auch in andere Provinzen exportiert. Wegen ihrer Beliebtheit wurden sie dort dann auch von anderen Töpfereien imitiert, etwa im Nene Valley in England oder in Mittelfrankreich, besonders täuschend sogar im zentralgallischen Zentrum der Terra Sigillata-Herstellung in Lezoux. Die Formen der Gefäße unterscheiden sich nicht von den entsprechenden der gleichzeitigen unbemalten Keramik. Das Stück von Bielefeld-Sieker hat eine in der späteren Kaiserzeit gerade in der schwarzgefirnißten Keramik sehr beliebte, lange verwendete Becherform. Es wird schon ins 3. Jh. gehören.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stupperich, Reinhard | Römischer Import in Westfalen | Dia 04, S. 20f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort2.1   Bielefeld, Stadt <Kreisfr. Stadt>
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT2176
AUFRUFE IM MONAT13