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(148 KB)   Anhänger mit gefaßtem Aureus aus Hornoldendorf, Stadt Detmold / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie, als Leihgabe des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Anhänger mit gefaßtem Aureus aus Hornoldendorf, Stadt Detmold / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie, als Leihgabe des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELAnhänger mit gefaßtem Aureus aus Hornoldendorf, Stadt Detmold
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef
DATIERUNG201


INFORMATIONBei dem Goldanhänger von Hornoldendorf handelt es sich um einen Zufallsfund, der bei der Gartenarbeit in der Nähe des Gutes Hornoldendorf zutage kam.

Die Goldmünze, ein Aureus, trägt auf der Vorderseite (im Bild links) das Porträt des Kaisers Septimius Severus (191-213 n. Chr.) mit Lorbeerkranz, Panzer und mit seiner Titulatur als Umschrift: L(ucius) SEPT(imius) SEV(erus) AVG(ustus) IMP(erator) Xl PART(hicus) MAX(imus). Bild und Umschrift betonen den militärischen Hintergrund der Kaiserherrschaft. Nach der Ermordung des letzten Antoninen-Kaisers Commodus war Septimius Severus als General von einem Teil der Truppen zum Kaiser ausgerufen worden und hatte aufgrund der langen Kämpfe mit verschiedenen Konkurrenten um die Kaiserherrschaft in den Anfangsjahren seiner Regierung ständig den militärischen Oberbefehl innegehabt. Anders als die meisten Kaiser des vorhergehenden Herrscherhauses ließ er sich daher offiziell von seinen Truppen jedes Jahr erneut zum Imperator ausrufen. Danach läßt sich also das Prägedatum der Münze, sein 11. Regierungsjahr, auf das Jahr 2O1 n. Chr. berechnen. Der Beiname Parthicus Maximus feiert seinen Sieg über die Parther 199 n. Chr., der zur Einrichtung Mesopotamiens als römischer Provinz geführt hatte.

Normalerweise trägt die Rückseite ein programmatisches Motiv, das die Erfolge der Regierung des Kaisers propagieren soll. Hier ist ungewöhnlicherweise für die Rückseite (im Bild rechts) ein weiterer Vorderseitenstempel verwendet worden, der das Porträt des seit 196 als "Caesar" (etwa wie ein Kronprinz), seit 198 als "Augustus" zum Mitregenten erhobenen älteren Sohnes und späteren Nachfolgers Caracalla (198-217 n. Chr.) zeigt, eine sog. Gemeinschaftsprägung. Caracalla, der zur Betonung der angeblichen Zugehörigkeit der severischen Dynastie zur vorhergehenden Herrscherfamilie der Antonine den offiziellen Namen Antoninus trug, ist wie sein Vater mit Lorbeerkranz und im Panzer dargestellt. Die Gesichtszüge sind noch unbärtig und ganz jugendlich. Die Umschrift lautet ANTONINVS AVG(gustus) PONT(ifex) TR(ibunicia) P(otestate) IIII. Die Zählung der Amtsjahre als Volkstribun - Amtsgewalt und Unverletzlichkeit des Volkstribunen waren ursprünglich ein wesentliches Element für die Entstehung der kaiserlichen Gewalt gewesen - wurde in der Kaiserzeit zum üblichen Mittel, die Regierungsjahre des Kaisers zu zählen. Da die Kaiser üblicherweise wohl auf die Titel eines Consul oder Imperator, aber in keinem Regierungsjahr auf das Volkstribunat verzichteten. Einschließlich 198 n. Chr. gerechnet ergibt sich wieder das Jahr 201. Da der Titel des Imperator rangmäßig höher war, konnte bei Septimius Severus die Angabe des Tribunats natürlich weggelassen werden.

Die Münze ist nicht sehr abgegriffen, woraus man erkennen kann, daß sie noch relativ neu gewesen sein muß, als sie gefaßt wurde, und daß auch der Anhänger nicht übermäßig lange benutzt worden sein kann, bevor er unter die Erde geriet.

Die Fassung besteht aus dem achteckigen Schmuckrand aus dickem Goldblech, einem inneren Goldrahmen, der Münze und Schmuckrand umfaßt und verbindet und aus einer Öse aus einem gewellten Goldblechstreifen, die am Rand mit aufgetropftem Gold befestigt ist. Die Ranken des Schmuckrandes (zwei symmetrisch angeordnete Ranken auf jeder Seite, schließen jeweils eine
Blüte an den Ecken in einem Dreieck ein) sind als Durchbrucharbeit in Kerbschnittechnik ausgeführt. In derselben Technik gearbeitete Ornamentzonen an ähnlichen Schmuck- und Prunkgegenständen aus Gold sind vor allem in Gallien gefunden worden, so daß auch der Anhänger von Hornoldendorf dort hergestellt worden sein dürfte. Auch die anderen Funde in dieser Technik weisen auf eine Datierung vor allem ins 3. Jh. n. Chr.

Für die germanischen Träger waren die Bilder und vor allem die Umschriften der Goldmünze wahrscheinlich gänzlich belanglos, es kam in erster Linie auf den durch das Kaiserporträt garantierten Goldgehalt - sie wußten, daß im Gegensatz zu den Silbermünzen das Gold nicht verschlechtert wurde - und auf den prächtigen Schmuck an.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie, als Leihgabe des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stupperich, Reinhard | Römischer Import in Westfalen | Dia 08, S. 29-31
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.6   Römische Kaiserzeit
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT1491
AUFRUFE IM MONAT126