QUELLE

DATUM1943-05-10   Suche Portal
TITEL/REGESTAus einem vertraulichen Schreiben des Wehrkreiskommandos VI betr. die Arbeitsleistungen der Kriegesgefangenen im Arbeitseinsatz
TEXTBetr.: Arbeitsleistungen der Kr Gef. im Arbeitseinsatz

Im ersten Quartal des Jahres 1943 hat sich der Gesundheitszustand der sowj. Kr. Gef., die bereits in Arbeit eingesetzt gewesen sind, so erheblich verschlechtert, daß, wenn diese Entwicklung sich weiter fortsetzt, Ausfälle wertvoller Arbeitskräfte für die Wirtschaft eintreten...

Die Ursachen für die Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Kr. Gef., verbunden mit ansteigenden Todesziffern, sind verschiedener Art.

1.) Die sowj. Kr. Gef. haben nicht überall die Verpflegungssätze erhalten, die ihnen zustehen. Bei den geringen Sätzen für die sowj. Kr. Gef. (sowohl quantitativ als auch qualitativ) fällt dies ganz besonders schwer ins Gewicht. In einer ganzen Reihe der getroffenen Feststellungen hat sich ergeben, daß die Kr. Gef. die zustehenden Zulagen (Lang- und Nachtarbeiter, Schwer- und Schwerstarbeiter und Untertagezulagen) nicht selten viel zu spät, häufig erst Wochen nach ihrem Arbeitsbeginn erhalten. Das Mißverhältnis zwischen Arbeit und Ernährung ist dann erheblich und führt schnell zu Schädigungen der Gesundheit und zur Zerstörung der Arbeitskraft der Kr Gef. ...

2.) Es unterliegt ferner keinem Zweifel, daß an manchen Stellen Arbeitsleistung und Arbeitsdauer gerade mit Rücksicht auf die den sowj. Kr. Gef. zugestandenen Verpflegungssätze zu einer Überanstrengung der Körperkräfte der sowj. Kr. Gef. geführt haben. Es muß daher Bedacht darauf genommen werden, daß die Unterkünfte der Kr Gef. so ausgestattet sind, daß sie eine ausreichende Erholung und Ruhe zur Wiederherstellung verbrauchter Arbeitskraft gestatten... Wenn man von den Kr. Gef. das Höchstmögliche an Arbeitsleistung erwartet, so muß man andererseits auch bestmöglichst für Unterbringung, Verpflegung und gute Behandlung der Kr. Gef. sorgen. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß diese Forderung nicht aus Gründen unangebrachter Sentimentalität oder Weichheit erhoben wird, sondern ausschließlich in der Absicht, eine größtmögliche Arbeitsleistung der Kr. Gef. zu erzielen...

In wiederholten Besprechungen mit Betriebsführern ist festgestellt worden, daß den vorstehenden berührten Fragen bereits besondere Aufmerksamkeit zugewandt wird. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß in einer Reihe von Betrieben der Fürsorge für das körperliche und seelische Wohl des sowj. Kr. Gef. nicht die Aufmerksamkeit zugewendet wird, die unbedingt erforderlich ist, um die körperlichen Kräfte der Kr. Gef. zu erhalten. So mußten z.B. aus einem Bergbaubetrieb in den letzten 3 Monaten 90 sowj. Kr. Gef. wegen Entkräftung in das Mannschaftsstammlager (gemeint ist Stalag VI A Hemer) zurückgeführt werden. Ein Teil dieser Kr. Gef. konnte nicht mehr gerettet werden.... Es kann nicht verantwortet werden, daß sowj. Kr. Gef., die in einigermaßen gutem körperlichen Zustand den Arb. Kdos zugeführt werden, körperlich so heruntergewirtschaftet werden, daß sie bei der Rücklieferung in die Reviere der Mannschaftsstammlager und Kr. Gef. Lazarette wegen Entkräftung zu Grunde gehen.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
BESTANDD 4 B Detmold
SIGNATUR140


QUELLE    Otto, Reinhard | Das Stalag 326 (VI K) Senne | Dokument 06, S. 54f.


PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.2.9   Schloß Holte-Stukenbrock, Gemeinde
Sachgebiet5.7.4   Kriegsgefangenschaft
DATUM AUFNAHME2003-11-20
AUFRUFE GESAMT1300
AUFRUFE IM MONAT158