ZEITSCHRIFTENBAND

TITEL  Westfälische Forschungen - Zeitschrift des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte
BAND65
JAHR2015
ISBN978-3-402-15398-7
INFORMATIONI-X, 676 S., geb.

Themenschwerpunkt (hg. von Elsbeth Bösl):
Inklusion/Exklusion in regionalgeschichtlicher Perspektive


Das aus der Gegenwartssprache stammende Begriffspaar „Inklusion/Exklusion“ dient seit den 1990er Jahren zur kritischen Selbstbeschreibung westlicher Gesellschaften. Inklusion ist heute Teil zahlreicher sozial-, bildungs-, und kulturpolitischer Programme und Projekte in der Bundesrepublik. Sie scheint dann verwirklicht, wenn alle Menschen unabhängig von den Kriterien und Eigenschaften, die sie unterscheiden, möglichst umfassend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Der Begriff Exklusion hingegen wird häufig eher vage verwendet, um zu kennzeichnen, welche sozialen Phänomene und Konstellationen vermieden oder aufgehoben werden sollen.

Der Themenschwerpunkt des Bandes 65 behandelt Praktiken der Inklusion und Exklusion in historischer und regionaler Perspektive: Gefragt wird, wie soziale Differenzierung Inklusions- und Exklusionsphänomene bestimmt. Im Mittelpunkt stehen dabei Kategorien wie Ethnizität, Nationalität, Klasse, Schicht, (Nicht-)Behinderung, chronische Krankheit, sexuelle Orientierung bzw. die jeweilige Konzeption dessen, was insbesondere von staatlicher und kirchlicher Seite als „normal“ angesehen wird und was nicht. Fallstudien ? u.a. zum Umgang mit Armut auf dem Lande, zur Heimerziehung und zu den Auswirkungen der Psychiatriereform in Westfalen ? veranschaulichen Inklusions- und Exklusionsprozesse in der Geschichte und vermitteln neue Einsichten zum gesellschaftlichen Umgang mit menschlicher Differenz.

Ein zweiter Schwerpunkt widmet sich den Nutzungsmöglichkeiten und den methodischen Problemen, die bei der Auswertung überlieferter (älterer) Interviews und Ego-Dokumente zum Zweiten Weltkrieg und zur Nachkriegszeit entstehen. Weitere Einzelbeiträge behandeln die Arbeitsmigration im Amt Rietberg im 19. Jahrhundert, die Kinderlandverschickung in Hagen im und nach dem Ersten Weltkrieg, den Umgang mit lokalen Erinnerungsorten in Münster nach 1945, das von den Amerikanern im Film dokumentierte Vorrücken der US-Armee in Westfalen sowie die wirtschaftlichen und redaktionellen Herausforderungen, mit denen sich auch die westfälischen Tageszeitungen seit 1990 konfontiert sehen. Ein Nachruf auf den Landeshistoriker und langjährigen Institutskollegen Karl-Heinz Kirchhoff, Tagungs- und Jahresberichte, Zeitschriftenschau und ein umfangreicher Rezensionsteil beschließen die „Westfälischen Forschungen 2015“.
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