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TITELvivat pax. Es lebe der Friede! Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens für junge Leser


ORTMünster
JAHR1998


ONLINE-TEXTDreißig Jahre Krieg: Soldatenalltag
SEITES. 38f.


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In allen Heeren wurden immer neue Soldaten gebraucht. Also musste man buchstäblich die Werbetrommel rühren und das Interesse der männlichen Bevölkerung wecken. Ein versprochenes monatliches Einkommen (Sold) und ein Zuschuß bei der Anwerbung waren in den mageren Kriegsjahren oft Grund genug, sich einem Feldherren anzuschließen.

Aber zunächst musste der Neuling ausgebildet werden, zum Beispiel als Schütze, Pikenier oder Kanonier (sieh dazu das Kapitel: Militärische Techniken).

Große Schlachten waren eher selten. Die Soldaten mussten sich vielmehr in kleineren Scharmützeln beweisen. Einen Großteil des Alltags machte auch das Umherziehen von Quartier zu Quartier aus. Wurde ein Soldat so schwer verwundet, dass er nicht mehr kämpfen konnte oder gar zum Krüppel wurde, blieb ihm meist nur ein Leben als Bettler. Manche schlossen sich dann umherziehenden Soldatenhaufen an, die auf eigene Faust plündernd durch das Land zogen und oft genug auch vor Greueltaten nicht zurückschreckten (Marodeure).

Gekämpft wurde nur in den Sommer- und Herbstmonaten, im Winter und Frühjahr bezogen die Heere feste Quartiere.

Die Heere begleitete ein Troß: all die Menschen, die sich ihnen im Laufe der Zeit angeschlossen hatten. Darunter waren Frauen und Kinder der Soldaten, die zum Beispiel nach dem Verlust all ihrer Habe im Krieg nicht wussten, wohin. Sie blieben meist auch nach dem Tod des Mannes oder Vaters. Außerdem zogen Marketenderinnen, Händler, Schausteller, Feldgeistliche, Handwerker, Schankwirte, Prostituierte und Ärzte (Feldschere) mit den Heeren. Der Troß war manchmal größer als das Heer selbst und deshalb in manchen Situationen ein Hindernis, zum Beispiel im Falle einer Schlacht oder bei Nahrungsmittelknappheit. Andererseits war er für die Versorgung des Heeres und das Funktionieren des Lagerlebens von großer Bedeutung.

Die Bevölkerung erzitterte meist, wenn sich ein Heer ihren Häusern oder Städten näherte. Für sie waren die vielen Menschen eine echte Gefahr und Belastung. Nachdem die Soldaten Vieh, Nahrungsmittel und Geräte herausgepresst hatten, fielen schließlich noch die Menschen aus dem Troß über das wenig Verbliebene her.

AF / MW


QUELLE     | vivat pax. Es lebe der Friede! Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens für junge Leser | S. 38f.
PROJEKT    1648 - Westfälischer Friede

DATUM AUFNAHME2005-11-07
AUFRUFE GESAMT2452
AUFRUFE IM MONAT159