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(301 KB)   Vertragsunterzeichnung zwischen der Stadt Bochum und dem Land Nordrhein-Westfalen über den Erwerb der ersten 105 ha Land zum Bau der Universität Bochum im Rathaus Bochum, 15.12.1961 / Bochum, Presseamt   Stufenlose Vergrößerung der Abbildung mit zoomify.

TITELVertragsunterzeichnung zwischen der Stadt Bochum und dem Land Nordrhein-Westfalen über den Erwerb der ersten 105 ha Land zum Bau der Universität Bochum im Rathaus Bochum, 15.12.1961
DATIERUNG1961-12-15


INFORMATIONGeheimsache Universität

Hektische Wochen müssen das für Oberstadtdirektor Petschelt und seine Mitarbeiter im Bochumer Rathaus im September 1960 gewesen sein. Immerhin galt es, mehr als zwei Jahre Planung für das Baugebiet Querenburg umzuwerfen und die Möglichkeiten für den Bau einer Universität - der heutigen Ruhr-Universität - auszuloten. Die Entscheidung innerhalb der Stadtverwaltung, Uni contra Gartenstadt, fiel dabei binnen weniger Tage.

Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für die neue Universität - es sollte nun nicht mehr nur die lange ins Auge gefasste Technische Hochschule sein - hatten Staatssekretär Adenauer und Ministerialdirigent Ley in Düsseldorf diverse Karten studiert, waren flugs zu Ortsbesichtigungen nach Dortmund und Bochum aufgebrochen und tauchten anschließend unangemeldet in der Bochumer Stadtverwaltung auf. Aber weder der Verwaltungschef noch dessen Stellvertreter Schmitz waren an diesem 18.08. anwesend. Stadtrat Habbe erklärten sie daher, dass sie auf der Suche nach einem etwa 150 ha großen Areal "für einen bestimmten Zweck" seien und sich besonders für das Querenburger Gelände interessierten. Bereitwillig erläuterte Habbe den Herren die städtischen Pläne. Erst in einem späteren Telefonat teilte Adenauer Stadtdirektor Schmitz mit, "dass die Landesregierung evtl. beabsichtige, die im Lande NRW neu zu gründende technische Universität in die Stadt Bochum zu verlegen", und drängte zu Verhandlungen am 02.09. In diesem Gespräch bejahten sowohl Oberbürgermeister Heinemann als auch Petschelt "die Bereitschaft der Stadt zur Mitwirkung"; böses Blut ahnend verwies Heinemann jedoch auf das "Politikum" und bat um "gewissenhafteste und diskrete Weiterarbeit". Selbst der Ältestenausschuss und der Hauptausschuß des Stadtrates wurden erst Ende Oktober bzw. Ende November von den Plänen unterrichtet.

Ganz ohne Zutun der Bochumer Lokalpolitiker, wie Schmitz es noch 1972 behauptete, war es allerdings nicht zu der unerwarteten Initiative der Düsseldorfer Ministerialbürokratie gekommen. Dr. W. Brüggemann, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt, hatte am 18.06. von Parteifreund und Innenminister Dufhues den Hinweis bekommen, dass dieser für Bochum als Standort der neuen Universität optiere - nur müsse diese Stadt erst einmal ins Spielgebracht werden. (N.B. Dufhues besaß eine Anwaltskanzlei in der Stadt). Brüggemann dazu später: "Wir verabredeten diskrete Kooperation und Information". Genau eine Woche später sprach das Bochumer Ratsmitglied im Landesplanungsamt vor und legte Ley einen Flächenplan des Querenburger Geländes vor, den er sich "ohne Wissen der politischen und administrativen Spitzen des Rathauses" besorgt hatte.

Der Grund für all diese Diskretionen lag darin, dass Dortmund als Standort der neuen Hochschule eigentlich ausgemacht war. Seitens der Bochumer Stadtoberen musste daher nun mit Zwist innerhalb der SPD gerechnet werden. Bis etwa Mitte November war auch nichts durchgesickert. Erst am 18. rief Dortmunds Oberbürgermeister Keuning bei Petschelt "wegen seltsamer Gerüchte" an. Petschelt versicherte ihm, dass Bochum sich nicht beworben habe und es auch nicht tun werde. Intern schrieb er in einem Vermerk: "Ich ... verschwieg die bisherigen Verhandlungen der Landesregierung mit uns."

Als nun aber die Presse zu bohren begann, war es Brüggemann, der den Anspruch Bochums öffentlich formulierte. Zu Unrecht fürchteten lokale SPD-Kreise zu diesem Zeitpunkt noch, dass "sorgsam gehütetes Porzellan zerschlagen" worden sei.

Die weitere Initiative lag nun bei der Landesregierung, innerhalb derer sich Ministerpräsident Meyers und Kultusminister Schütz rasch zu den vehementesten Befürwortern Bochums entwickelt hatten. Für die CDU-Regierung bot es sich geradezu an, dem SPD-Begehren etwas entgegenzusetzen, das als eigene Idee und eigenständige Konzeption dargestellt werden konnte. Zur Durchsetzung dieses Plans bedurfte es allerdings der Zustimmung des Landtags. Ortsbesichtigungen und Diskussionen erwiesen sich hier jedoch bald als fragwürdige Veranstaltungen; die Aussprache (im Haupt- bzw. Kulturausschuss) habe sich, wie der Abgeordnete Holthoff (SPD) in der Sitzung am 05.07.1961 bemerkte, erübrigt, da das Ergebnis schon am Vortage in der Presse gestanden habe. In der Tat hatte die CDU-Spitze in einem innerparteilichen Kraftakt ihre "schwachen Kandidaten" in der Fraktion, namentlich aus Dortmund und dem ostwestfälischen Raum, auf Linie gebracht, diese "Einmütigkeit" sogleich in die Öffentlichkeit getragen - und auf diese Weise eine Fraktionsdisziplin erzwungen, die die wahre Stimmungslage verfälschte. So votieren am 18.07.1961 102 gegen 87 Landtagsabgeordnete für Bochum als Standort der neuen Universität.

Jörg Lorenz, Universitätsarchiv Bochum


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZBochum, Presseamt
FOTO-SIGNATUR2473/21 (Nachlass Rektor Prof. Dr. Greeven)


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.10   1950-1999
Ort1.1   Bochum, Stadt <Kreisfr. Stadt>
1.1   Nordrhein-Westfalen (NRW) <1946 - >
Sachgebiet12.2   Bildungspolitik
13.3   Hochschulen
DATUM AUFNAHME2004-04-16
DATUM ÄNDERUNG2018-03-26
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