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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELV. Das Täuferreich im Urteil der Nachwelt: Vanitas-Gemälde
URHEBER OBJEKTStreek, Juriaan von (1632-1687)


INFORMATIONDie Mit- und Nachwelt hat sich bis auf den heutigen Tag immer wieder mit dem Täuferreich in Münster beschäftigt. Als Beweis für das anhaltende Interesse seien drei Beispiele genannt: die Folge von fünf Notgeldscheinen der Stadt Münster aus dem Jahre 1921, das Schauspiel von Dürrenmatt "Die Wiedertäufer" (1967) und das Ausstellungsplakat: "Das Gottesreich fliegt und der Kunstverein tanzt." (1982)

Das Urteil über die münsterischen Täufer hängt ab von der jeweiligen Zeit und dem Standort des Betrachters. Die Beurteilung der Zeitgenossen wurde aus den Äußerungen von Luther und Melanchthon deutlich (vgl. Text zu Bild 1
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Heftiger noch ist die Kritik aus den Täuferkreisen selbst, dreißig Jahre später. Dies kann man den Bekenntnissen des Friesen Obbe Philips entnehmen, der wie Menno Simons zu der Gruppe jener friedlichen Täufer gehörte, die aller Gewalt entsagt und nun zu einer friedlichen Bewegung sich geläutert hatten.
"Und wenn ich noch an den Betrug denke, der unter den Brüdern geschah in Amsterdam ... und vor allem in Münster, so ist meine Seele betrübt und erschreckt davor. Ich schweige von all den falschen Sendungen, Prophezeiungen, Gesichten, Träumen, Offenbarungen und der unaussprechlichen Hoffart, die sich sofort von der ersten Stunde an unter den Brüdern verbreitete. Denn wer getauft wurde, rief morgen gleich über die Gottlosen, daß sie ausgerottet werden sollten. Sobald man getauft war, war jeder ein frommer Christ und lästerte alle Menschen und anerkannte niemand auf Erden als gut außer sich selber und seine Mitbürger. War das nicht eine große und fürchterliche Hoffart?"

Im 17. und 18. Jahrhundert hat vor allem das theologische und moralische Interesse die Erinnerung an die Wiedertäufer wachgehalten. Es ist wohl gewiß kein Zufall, wenn gerade niederländische Maler diese Thematik aufgegriffen haben.

Auf einem Stilleben von J. van Streik (1632-1687) - in der Yorker Art Gallery befindlich - ist auf dem Titelblatt eines aufgeschlagenen Buches zu lesen: "Jan van Leiden en Barent Knipperdolling or uproer binnen Münter, Trauersp(iel)." Lauter Symbole der Vergänglichkeit befinden sich auf einem überreich beladenen Tisch: Totenschädel, verlöschende Kerze, eine Geige mit zerrissener Saite, zerfledderte Folianten, und dazwischen an gut sichtbarer Stelle groß der Name des Täuferkönigs auf einer Buchseite. Die Person des so hochgestiegenen und so tief gestürzten Wiedertäufers wird hier zum Vanitassymbol. Der Name des Täuferkönigs dient auf diesem Bild - wie auf anderen ähnlichen Stillebenbildern sein Porträt - zur Warnung. Jan van Leiden wird, ob im Wort oder im Bild, zum Zeichen der Vergänglichkeit allen irdischen Glücks und aller Eitelkeiten dieser Welt.


TECHNIK(ohne Abbildung)
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OBJEKT-PROVENIENZYork, City Art Gallery
FOTO-PROVENIENZYork, City Art Gallery


QUELLE    Stiff, Ursula | Die Wiedertäufer zu Münster | Dia 11, S. 36f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.1   1500-1549
3.1.20   Täuferzeit in Münster <1534-1535>
3.4   1650-1699
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
16.5   Sonstige Kirchen, Konfessionen, Sekten
DATUM AUFNAHME2004-04-28
AUFRUFE GESAMT309
AUFRUFE IM MONAT64