PERSON

FAMILIERhodovi
VORNAMEElisabeth


GESCHLECHTweiblich
GEBURT DATUM1895-01-28   Suche
GEBURT ORTOldinghausen bei Enger
KONFESSIONev.
EHEPARTNER1922 Hessloh, Karl Rhodovi
TOD DATUM1976-03-13   Suche
TOD ORTHessloh


VATERMeyer-Johann, Julius


BIOGRAFIEAn Klarheit ließ der Brief nichts zu wünschen übrig: "Von der Tüchtigkeit der Bäuerin hängt oft das Wohl und Wehe des ganzen Betriebes ab; diese Erfahrung ist mehr als einmal gemacht worden. Deshalb muß man uns Frauen auch das nötige Rüstzeug geben, um diesen Aufgaben immer wieder gewachsen zu sein."

Mit diesen und weiteren Argumenten richtete sich Elisabeth Rhodovi, die spätere Vorsitzende des westfälischen Landfrauenverbandes, im Herbst 1948 an Leo Schülgen, damals einer der leitenden Köpfe im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium, und an Hermann Meyer zu Bentrup, Präsident der gerade erst gegründeten Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Der Grund ihres Schreibens: Beim Neuaufbau der Kammer war überlegt worden, für die Landfrauenarbeit keine eigenständige Abteilung einzurichten; die Belange der Landfrauen sollten quasi nebenher von der Schulabteilung erledigt werden.

Das sei "nicht ganz sinnvoll", entgegnete Elisabeth Rhodovi. Die Landfrauenarbeit werde bedauerlich eingeengt und beschränkt, ja sie verliere "jegliche Selbständigkeit". Schließlich fragte Elisabeth Rhodovi hintersinnig, inwieweit denn im Düsseldorfer Ministerium die uns angehenden Aufgaben und Probleme gesehen werden", und - als unüberhörbare Spitze gegenüber dem Düsseldorfer Ministerialbeamten - setzte sie gleich noch hinzu: "Wenn wir Frauen überhaupt etwas erreichen wollen, müßten wir auch eine Vertretung im Ministerium haben."

Der Brief scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Denn acht Wochen später erhielt Elisabeth Rhodovi auf ihrem Hof im lippischen Hessloh Post vom Kammerpräsidenten: Im jüngsten Etat seien Mittel für die geforderte Landfrauenabteilung vorgesehen, "eine Eingliederung dieses Referats in ein anderes Referat kommt also demgemäß nicht in Betracht."

Dies war einer der ersten Erfolge, den die organisierten Landfrauen in
der unmittelbaren Nachkriegszeit für sich verbuchen konnten. Der Name Elisabeth Rhodovi blieb auch in den folgenden Jahren mit der Landfrauenbewegung in Westfalen und Lippe eng verbunden. Früh schon beteiligte sie sich am Aufbau von Orts- und Kreisvereinen, und sie leitete 18 Jahre lang den 1949 gegründeten Westfälisch-Lippischen Landfrauenverein.

Geboren wurde sie am 28. Januar 1895 als Tochter des Landwirts Julius Meyer-Johann in Oldinghausen bei Enger. Auf dem uralten ostwestfälischen Sattelmeierhof wuchs sie gemeinsam mit sechs Geschwistern auf. Nach dem Besuch der Volksschule und der Höheren Mädchenschule in Enger verließ sie 18jährig zum ersten Mal ihre Heimat. Ein Jahr lang besuchte sie die hauswirtschaftliche Frauenschule im holsteinischen Malente. Sie kehrte zunächst für zwei Jahre auf den elterlichen Betrieb zurück.

Im Kriegsjahr 1915 trat sie in den "Diakonie-Verein" in Berlin-Zehlendorf ein, um an sozialen und krankenpflegerischen Kursen teilzunehmen. Von Berlin aus führte ihr weiterer Weg nach Stettin. Im dortigen Städtischen Hospital erlernte sie die praktische Krankenpflege. 1917 legte sie das staatliche Krankenpflegeexamen ab und arbeitete in der folgenden Zeit als Krankenschwester.

1922 heiratete sie den zwölf Jahre älteren Landwirt Karl Rhodovi in Hessloh, damals ein 100 Einwohner zählendes Bauerndorf unweit von Lage. 1923 und 1925 brachte sie zwei Kinder zur Welt, eine Tochter und einen Sohn.

Gleichzeitig begann in dieser Zeit ihr Engagement in der ländlichen Frauenbildung. Sie war beteiligt, als sich 1927 Bäuerinnen zum Ländlichen Hausfrauenverein Lage zusammenschlossen, einer der ersten Vereine dieser Art in Lippe. Ein Jahr später erwarb Elisabeth Rhodovi die Berechtigung, in ihrem Haushalt junge Frauen in der ländlichen Hauswirtschaft auszubilden. Bis in die 60er Jahre bildete sie mehr als 40 Hauswirtschaftslehrlinge aus.

1933 mußte sich der Ländliche Hausfrauenverein Lage auflösen. An seine Stelle trat, wie die Lippische Post im Oktober 1933 berichtete, die gleichgeschaltete "Lippische Bäuerinnenschaft". Elisabeth Rhodovi scheint daran nicht beteiligt gewesen zu sein. Ihr Name taucht erst im November 1945 wieder auf. Sie vertrat den Kreis Lippe, als Bäuerinnen aus ganz Westfalen in Unna zusammenkamen, um den Neuaufbau einer Landfrauenorganisation vorzubereiten.

Ein siebenköpfiger "Hauptausschuß der Landfrauen" wurde gebildet. Ihm gehörten je zwei Frauen aus jedem Regierungsbezirk Westfalens an; Elisabeth Rhodovi vertrat darin nicht nur das Land Lippe, sondern wurde gleich zur Vorsitzenden gewählt.

Große Energie setzte sie daran, in den folgenden Jahren eine umfassende Landfrauenorganisation aufzubauen. Es gab zahlreiche Widerstände zu überwinden - zunächst einmal unter den Bäuerinnen selbst: "Anfänglich war bei den Frauen keinerlei Stimmung für den Zusammenschluß zu finden", notierte Elisabeth Rhodovi im Oktober 1947 in einem Bericht.

Zwar gründete sich zur gleichen Zeit der erste Kreisverein Westfalens in Bielefeld, in den folgenden Monaten folgten alle anderen Kreise; am 28. April 1949 konstituierte sich der Westfälisch-Lippische Landfrauenverein (WLLV) - mit Elisabeth Rhodovi an der Spitze. Doch die Schwierigkeiten waren damit nicht überwunden. Denn nur jede zehnte Bäuerin in Westfalen hatte sich dem WLLV angeschlossen.

Die meisten Frauen, so klagte Elisabeth Rhodovi kurz vor Weihnachten 1949, schreckten vor einem Auftreten in der Öffentlichkeit zurück und seien auch durch Arbeit so stark belastet, daß sie sich nur schlecht freimachen könnten. Hinzu kamen Schwierigkeiten von anderer Seite: "Es sind bereits überall Kräfte am Werk, die eine entscheidende Beeinflussung unserer Landfrauenarbeit anstreben und unsere Landfrauen heranzuziehen versuchen, ohne finanziellen Aufwand zu scheuen - das sind zum Beispiel die Hausfrauenvereine, die kirchlichen und die politischen Frauenvereine."

Daß diese Widerstände überwunden werden konnten, war nicht zuletzt das Verdienst Elisabeth Rhodovis. Unermüdlich reiste sie über Land, warb für den WLLV und vertrat gleichzeitig in zahlreichen Gremien und Ausschüssen die Interessen der Bäuerinnen. Besonders nachhaltig setzte sie sich für die Ausbildung der jungen Bauerntöchter ein.

1967 hatten sich dem Verein in Westfalen rund 21.000 Bäuerinnen angeschlossen. In diesem Jahr legte die 73jährige Elisabeth Rhodovi ihr Amt als Vorsitzende des WLLV aus Altersgründen nieder; ebenso trat sie von ihrem Amt als Vizevorsitzende des Dachverbandes, des "Deutschen Landfrauenverbandes", zurück. Neun Jahre später, am 13. März 1976, starb Elisabeth Rhodovi im Alter von 81 Jahren auf dem Hof in Hessloh.

QUELLE  Strotdrees, Gisbert | Es gab nicht nur die Droste | S. 139f.
PROJEKT  Lebensbilder westfälischer Frauen
AUFNAHMEDATUM2004-09-09


QUELLE    Strotdrees, Gisbert | Es gab nicht nur die Droste | S. 139f.
  Haunfelder, Bernd | Nordrhein-Westfalen | S. 388

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.8   1850-1899
3.9   1900-1949
3.10   1950-1999
Ort1   Westfalen/-Lippe (allg.)
Sachgebiet6.7.2   Dorf, Land
6.8.8   Frauen
8.5   Medizinische Versorgung, Ärztin/Arzt
DATUM AUFNAHME2003-10-16
AUFRUFE GESAMT840
AUFRUFE IM MONAT291