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(87 KB)   Trümmerräumung vor dem Dom zu Münster / Münster, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Trümmerräumung vor dem Dom zu Münster / Münster, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELTrümmerräumung vor dem Dom zu Münster


INFORMATIONBei Kriegsende war Münster von einer gewaltigen Trümmermenge bedeckt. Alle bereits geleisteten Aufräumarbeiten während des Krieges waren durch die letzten großen Luftangriffe im März 1945 zunichte gemacht. Beim Anblick der Zerstörung kam sogar ernsthaft der Gedanke auf, die Stadt völlig neu an anderer Stelle in Richtung Roxel wieder aufzubauen. Diese Idee wurde jedoch, ob der noch erhaltenen Werte unterhalb der Straßen, wie Kanalisation etc., verworfen. Nun galt es jedoch als ersten Schritt vor dem Wiederaufbau, wie von Fachleuten berechnet, 2,5 Millionen Kubikmeter Trümmer zu beseitigen, eine Schuttmenge, die pro Einwohner hochgerechnet, sogar die von Köln übertraf. [1] Vor allem die Altstadt innerhalb des Promenadengürtels mit dem historischen Prinzipalmarkt, den Geschäftsstraßen, Verwaltungsgebäuden und den Sakralbauten war zu 90 % zerstört.

Jeder, der in den ersten Wochen nach Kriegsende wieder nach Münster kam, mußte sich Spaten und Schaufel besorgen, um überhaupt in seine Wohnung zu gelangen. Im Gegensatz zu den Wohnhäusern wurden Straßen in den ersten Wochen nach Kriegsende wenig geräumt. Auch die Besatzungsmacht kümmerte sich zunächst lediglich um die als Heeresstraßen benötigten Wege. Erst am 16.07.1945 kam es zu einem ersten Aufruf von Oberbürgermeister Zuhorn, der die Trümmerräumung organisierte und die Monate Juli, August und September zu "Schippmonaten" erklärte, um die Straßen von Trümmern zu räumen. Für diese Aktion wurde die Stadt in 100 Räumbezirke eingeteilt. An der Spitze eines jeden Räumbezirkes stand ein vom Oberbürgermeister verpflichteter Räumwart. Die Räumer selbst brachten eigenes Gerät mit. Für den Abtransport benutzte man Karren, Eimer und Handwagen, da Fahrzeuge nicht, oder nur in geringem Umfang zur Verfügung standen. Die freiwillige Selbsthilfeaktion der Münsteraner, nur ehemalige Parteiangehörige der NSDAP wurden dienstverpflichtet, war erfolgreich. Bereits im Herbst 1945 war die Mehrzahl der Straßen wieder begehbar und man konnte im Frühjahr 1946 an die Grundstücksräumung herangehen. [2] Da eine schnelle und rationelle Beseitigung der Trümmermassen generell nur in großem Rahmen möglich war, führte der Rat der Stadt Münster 1946 eine allgemeine Räumpflicht von einer Woche für alle männlichen Bürger im Alter zwischen 16 und 60 Jahren ein. Die Arbeit der Räumer wurde mit dem Tariflohn für Tiefbauarbeiter vergütet, der damals 0,67 Reichsmark in der Stunde betrug. [3] Nach Abschluß der Vorbereitungen, der Gründung eines städtischen Räumungsamtes am 10.03.1946 und der Einrichtung der einzelnen Baustellen lief im April 1946 die Großräumung an. Zum Abtransport wurden Gleisanlagen von insgesamt 29 km Länge durch die Stadt verlegt, auf denen über 600 Loren von acht Baggern und vielen Händen beladen wurden.

Unser Foto zeigt die Trümmerräumung am Dom. Hier wurden Trümmer rund um den Dom auf kleine Loren geladen und auf einer großen Halde gesammelt. Offensichtlich wird hier die körperliche Anstrengung der Räumer, die nach der Beladung die Loren per Hand zur Sammelstelle schieben und ausladen mußten, wo sie mit einem Bagger weiterverladen wurden.

Ein wesentlicher Aspekt der Räumungsaktion war die Gewinnung von wiederverwertbaren Baumaterialien. Brauchbare Teile wurden sofort aussortiert. Holz mußte auf städtischen Plätzen gesammelt und bewacht werden, Eisen und Schrott wurden wiederverwendet bzw. gegen Baueisen eingetauscht, ganze Ziegel wurden gereinigt und gestapelt. Auf diese Weise gelang es, weit über 5 Millionen Ziegelsteine und ca. 2.400 Tonnen Eisen aus dem Schutt zu bergen. [4]

Über ein Viertel der Gesamttrümmer wurde in den Jahren zwischen 1946 und 1949 geräumt und damit die Voraussetzung für den intensiven Wiederaufbau nach der Währungsreform geschaffen. Da die Aufbauarbeiten im Laufe der Zeit immer mehr den Einsatz von Fachkräften erforderten und allgemein verstärkt auf maschinelle Hilfsmittel umgestellt wurde, konnte von kommunaler Seite im Jahr 1949 auf die allgemeine Räumpflicht verzichtet werden.


[1] Gutschow, N.; Stiemer, R., Dokumentation Wiederaufbau der Stadt Münster 1945-1961, Münster 1982, S. 28.
[2] Ders., S. 29.
[3] Kuropka, J., a.a.O., S. 6.
[4] Link, R.; a.a.O., S. 58.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Stadtarchiv
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Santel, Josef | Nachkriegsjahre: Münster 1945-1949 | Dia 04, S. 15f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet5.10   Kriegszerstörungen, Bombenkrieg
9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT425
AUFRUFE IM MONAT138