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(92 KB)   Aldegrever, Heinrich (1502-1555/61): Die Verkündigung, 1553 / Soest, Burghofmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / O. Mahlstedt   Stufenlose Vergrößerung der Abbildung mit zoomify.

TITELDie Verkündigung, 1553
URHEBER OBJEKTAldegrever, Heinrich (1502-1555/61)
DATIERUNG1553


INFORMATIONDie Verkündigungsszene aus Lukas 1, 26-38, schildert den Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria, um ihr die Geburt eines Sohnes zu verkünden. Aldegrever übernimmt wesentlich die Dürersche Komposition aus der "Kleinen Holzschnittpassion" von 1510. Diese reichert er allerdings mit zusätzlichen Details an.

Der Engel nähert sich von hinten Maria. In der rechten Hand trägt er als ein Zeichen der göttlichen Sendung den Lilienstab. Mit der linken Hand weist er auf die Taube des Heiligen Geistes und auf Gottvater in den Wolken. Die schweren Stoffmassen seines Gewandes und die unnatürlich wirkende Körperdrehung wirken gekünstelt.

Maria, deren Gewand halb über das Betpult geschlagen ist, vor dem sie kniet, liest in einem Buch. Ihre Hände sind wie zum Gebet erhoben, so als ob sie die Ankunft des Engels noch nicht bemerkt hat. Das Buch hebt die Weisheit Marias hervor.

Der Heilige Geist in Gestalt der Taube im Strahlenkranz ist von Gottvater zu Maria herab gesandt worden und verweist auf die Empfängnis. Spiegel, Wasserkaraffe und vor allem die Lilie sind Symbol für die Reinheit Marias und die Jungfrauengeburt. Die Bücher im Hintergrund verstärken den Bildgedanken der Weisheit Marias. Der Betthimmel gehört eigentlich zur symbolischen Darstellung des Brautbettes. Hier ist jedoch durch das eingestellte Bücherregal die Raumsituation ungeklärt. Die ruinöse und die neue Kirche im Hintergrund, die man durch eine Fensteröffnung sieht, verdeutlichen die Antithese von Judentum und Christentum, von Altem und Neuem Bund. Die Löwenfüße, die Anzahl der Troddeln am Baldachin, die überreichen Falten der Gewänder zeigen etwas von Aldegrevers Hang zum Dekorativen. Das Dürersche Vorbild wirkt dagegen weniger kleinteilig und vom Bildaufbau klarer.

Die Bildkomposition ist von der diagonalen Anordnung des Engels zu Maria bestimmt. Dadurch wird der Eindruck hervorgerufen, dass er vom Himmel, wo Gottvater erscheint, auf die Erde zu Maria gekommen ist. Die Fensteröffnung über ihm und die über Maria schwebende Taube verstärken diesen Bildgedanken. Licht und Schatten verteilen sich kontrapunktisch, aber nicht logisch: der hellen Fensterseite entspricht die dunkle Wand unter dem Baldachin. Maria und der Engel sind im hellen Licht gezeigt, die Schattenpartien der Gewänder betonen die Körperlichkeit. Da sie sich vor dem hellen Fenster befinden, müsste das einfallende Licht eigentlich ihre Silhouette betonen, während hier das Licht von der Seite kommt.

Die Verkündigungsszene Aldegrevers fußt in ihrer Darstellung und Symbolik nicht nur auf Dürer, sondern auch auf der mittelalterlichen Bildtradition. Die Darstellung Marias in einer gutbürgerlichen Umgebung war in der Reformation nicht unumstritten. Luther betonte mehrfach, dass er in Maria eher die einfache Magd sah als die gut situierte Hausfrau. Später wird dann die Forderung nach historischer Genauigkeit auftauchen, welche die Darstellung der biblischen Szene im zeitgenössischen Milieu des 16. Jahrhunderts ablehnt (Gilio da Fabriano: Degli Errori de pittori. 1564).


TECHNIKKupferstich
FORMATzoomify
MASZE10,8 x 6,8 cm


OBJEKT-PROVENIENZSoest, Burghofmuseum
OBJEKT-SIGNATURB 38
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / O. Mahlstedt


PROJEKT    Heinrich Aldegrever und die Reformation in Soest

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.2   1550-1599
DATUM AUFNAHME2004-05-17
AUFRUFE GESAMT2151
AUFRUFE IM MONAT117