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(86 KB)   Wahlplakat der NSDAP zur lippischen Landtagswahl am 15.01.1933: "Liste 7 - Macht frei das Hermannsland", 1933 / Detmold, Lippische Landesbibliothek / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Informationen zur Abbildung

Wahlplakat der NSDAP zur lippischen Landtagswahl am 15.01.1933: "Liste 7 - Macht frei das Hermannsland", 1933 / Detmold, Lippische Landesbibliothek / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
JAHR1933
MONATJanuar
TAG15
TITELLandtagswahl im Freistaat Lippe


INFORMATIONDie Lippische Landesregierung kündigt die Neuwahl des Landtages am 15.01.1933 an. Die NSDAP misst der Landtagswahl zunächst nur geringe Bedeutung bei. In der ersten Phase ihres Wahlkampfes vom 04.12.1932 bis 17.12.1932 treten daher fast ausschließlich so genannte "Rußlandfahrer" auf, ehemalige Mitglieder der KPD, die nach einem Aufenthalt in der Sowjetunion vom Kommunismus abgefallen und NSDAP-Anhänger geworden waren.

Erst die schwere Krise der NSDAP zum Jahresende 1932 führt ein Umdenken bei der Parteiführung herbei. Dafür sind eine Reihe von Gründen verantwortlich: Die Niederlage bei der Reichstagswahl vom November 1932 war ein deutliches Anzeichen dafür, dass der frustrierte Anhang abzubröckeln begann, weil trotz aller Erfolge eine Regierungsbeteiligung der NSDAP nicht absehbar schien. Der Rücktritt von Gregor Strasser, dem Exponenten des "linken" Flügels der NSDAP, von allen Parteiämtern aufgrund tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten am 08.12.1932 stellt die NSDAP vor eine Zerreißprobe. Ferner ist die Partei wegen der mit ungeheurem Propagandaaufwand betriebenen Wahlkämpfe finanziell am Ende. Vor diesem Hintergrund prophezeien zum Jahresende 1932 alle großen deutschen Zeitungen in Leitartikeln der NSDAP ihr nahes Ende.

Die NSDAP benötigt daher um jeden Preis einen neuen Erfolg, um den drohenden Niedergang abzuwenden. Der gesamte Parteiapparat wird deshalb für die zweite Phase des lippischen Landtagswahlkampfes mobilisiert. Ab dem 03.01.1933 tritt praktisch die gesamte Parteiprominenz auf Wahlveranstaltungen auf. Vor allem aber der unermüdliche persönliche Einsatz des Parteiführers Adolf Hitler, der "über die Dörfer" geht und dabei zwischen dem 04.01. und dem 14.01.1933 auf 16 Veranstaltungen spricht, wird von der nationalsozialistischen Historiographie in der Rückschau geradezu ins Mythische überhöht.

Die Landtagswahl im Freistaat Lippe wird im Nachhinein von den Nationalsozialisten als "Durchbruchsschlacht zur Machtübernahme" glorifiziert. Die nach der Wahl von 1929 nicht im Lippischen Landtag vertretene NSDAP gewinnt 39,5 Prozent der Stimmen und wird mit 9 Sitzen stärkste Partei im Landtag (insgesamt 21 Sitze) vor der SPD mit 30,1 Prozent und 7 Sitzen. Gegenüber der Reichstagswahl vom November 1932 gewinnt die NSDAP zwar 4,7 Prozentpunkte hinzu, bleibt jedoch trotz des gigantischen Propagandaaufwands um 1,6 Prozentpunkte unter dem Ergebnis der Reichstagswahl vom Juli 1932. Die NSDAP feiert den für sich genommen unbedeutenden Erfolg bei der lippischen Landtagswahl dennoch als ungeheuren Sieg und Trendwende und kann den politischen Druck auf der Reichsebene wieder verstärken.


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.6   Deutsches Reich <1918-1945>
3   Lippe(-Detmold), Gt. / Ftm. / Freistaat / Land < - (1934)1947>
Sachgebiet3.17   Wahlen, Wahlrecht
3.18   Parteien
AUFRUFE GESAMT5101
AUFRUFE IM MONAT657