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(81 KB)   Aufstieg in eine neue Zeit: Ballonsport in Münster, 1950 / Münster, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Aufstieg in eine neue Zeit: Ballonsport in Münster, 1950 / Münster, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELAufstieg in eine neue Zeit: Ballonsport in Münster, 1950
DATIERUNG1950


INFORMATIONSchon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Ballonsport in Münster große Begeisterung ausgelöst und vor allem in den 30er Jahren Tausende von Zuschauern auf die Loddenheide gebracht - einem der idealsten Ballon-Aufstiegsplätze in Deutschland.

Auch in der Nachkriegszeit sollte Münster wieder besondere Bedeutung für den deutschen Ballonsport erlangen. Nach langer Vorarbeit gelang es nämlich der sehr rührigen "Luftfahrtvereinigung für Münster und das Münsterland", den ersten Ballonstart nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland überhaupt durchzuführen. Dem 58jährigen münsterschen Ballonflugpionier Ferdinand Eimermacher und seinen Mitarbeitern Büxten und Mehrhaupt war es vorbehalten, sich gegen die Konkurrenz aus Düsseldorf durchzusetzen, die sich ebenfalls um dieses Prestige bemühte.

Am 29.10.1950 war es soweit. Unser Bild zeigt den Ballon "Kornbrannt Münster XII" umgeben von einer großen Menschenmenge vor der Halle Münsterland. Ferdinand Eimermacher und J. Boesmann, der Leiter des BalIon-Clubs in Den Haag / Holland, der auch den Ballon zur Verfügung gestellt hatte, lenkten den Ballon. Für Ferdinand Eimermacher war es bereits der 257. Start, der an diesem Tag pünktlich um 11.00 Uhr vor 5.000 erwartungshungrigen Zuschauern erfolgte. [1] "Fox-tönende Wochenschau" und der Nordwestdeutsche Rundfunk kommentierten das Ereignis. Wie der Start, so verlief auch die Landung in Biene in der Nähe von Meppen um 13.25 Uhr reibungslos. [2]

Neben dem ein wenig nach dem eigentlichen zeitlichen Rahmen dieser Bildserie beginnenden Ballonsport vermochten es nach Kriegsende auch andere Sportarten, die Bevölkerung wieder für den aktiven oder passiven Sport zu begeistern. Die Anfänge des Sports standen jedoch unter keinem günstigen Stern. Am 17.12.1945 erließ der alliierte Kontrollrat in Berlin die Direktive Nr. 23, mit der eigentlich allen vor der Kapitulation Deutschland bestehenden sportlichen Organisationen jede Betätigung untersagt werden sollte und die neugegründeten sportlichen Organisationen örtlichen Charakters von lokaler behördlicher Genehmigung abhängig gemacht werden sollten.

Diese zentrale Entscheidung war aber vor Ort in Münster längst überholt. Bereits Anfang September 1945 hatte der Sportclub Münster 08 seine Aktivitäten wieder aufgenommen, dem kurze Zeit später Preußen Münster mit einer spielstarken Mannschaft folgte. Vor allem der Fußball zog bereits 1945 Spieler wie Zuschauer wieder in seinen Bann. So waren beim Spiel der 08er gegen eine englische Soldatenmannschaft Ende September 1945 im Preußenstadion, dem einzig bespielbaren Platz der Stadt, schon wieder 2.000 Zuschauer zugegen, eine angesichts der noch immer relativ geringen Bevölkerungszahl und fehlender Verkehrsmittel fiel stattliche Zuschauerzahl. [3]

Die Zahl der Sportvereine nahm nun stetig zu. Im Februar 1946 kam es dann auf kommunaler Ebene mit Unterstützung des Oberbürgermeisters zur Gründung des "Stadtverbandes für Leibesübungen", geleitet von Harald Eimermacher, dem Sohn des Ballonflugpioniers. [4] Damit war die erste, alle sporttreibende Vereine umfassende Interessenvertretung in Münster gegründet, die u.a. die Anliegen ihrer Mitgliedsvereine - vor allem in Sportstättenfragen gegenüber der Stadtverwaltung vertreten konnte.

Auf diesen frühen organisatorischen Grundlagen aufbauend, nahm der Sport in Münster einen enormen Aufschwung. Zu einer Zeit, für die man hätte annehmen können, daß Turnen, Sport und Spiel bei der Fülle von Alltagssorgen keinen Zuspruch finden, kam es schon früh zu ersten Initiativen, in denen sich das Bedürfnis nach ungezwungener körperlicher Betätigung äußerte.

Dieses Bedürfnis, in der knapp bemessenen Freizeit den Alltag zu vergessen und ein Stück Lebensqualität wiederherzustellen, hatte seine Ausprägungen neben den Bereichen von Kunst und Kultur auch im Sport. Der erste Ballonstart nach dem Krieg in Münster mag in diesem Zusammenhang einen Schritt vorgreifen und symbolisch vielleicht den allseits erhofften Aufbruch in eine neue Zukunft anzeigen.


[1] Westfälische Nachrichten, vom 28.10.1950.
[2] Ebd., vom 30.10.1950.
[3] Neue Westfälische Zeitung, vom 05.10.1945.
[4] Ebd., vom 22.02.1946.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Stadtarchiv
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Santel, Josef | Nachkriegsjahre: Münster 1945-1949 | Dia 12, S. 34-36
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.10   1950-1999
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet9.8   Sport, Sportlerin/Sportler
11.5.3   Luftverkehr
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT737
AUFRUFE IM MONAT129