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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELFranz von Papen als Militärattaché in Washington: Zeitungsanzeige der Kaiserlichen Deutschen Botschaft in Washington betr. Seekrieg und Reisen über den Atlantik, 22.04.1915
DATIERUNG1915-04-22


INFORMATIONAls Antwort auf die alliierte Seeblockade erklärte das Deutsche Reich Anfang Februar 1915 das Seegebiet um die britischen Inseln zur Sperrzone. Jedes Handelsschiff, gleich welcher Nationalität, würde ohne vorherige Sicherungsmaßnahmen für Passagiere und Mannschaften versenkt werden. In deutschen Botschaftskreisen in den USA machte man sich Sorgen um die Gefahr der Zerstörung amerikanischer Schiffe und den Tod von US-Bürgern. Man erließ deshalb eine Warnung. Wegen technischer Probleme wurde diese Anzeige vom 22.04.1915 - siehe Bild - erst am 01.05.1915 in amerikanischen Tageszeitungen veröffentlicht. Am gleichen Tag verließ der englische Passagierdampfer "Lusitania" New York zu einer Überfahrt nach England. Vor der irischen Südküste wurde das Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt. 1.198 Passagiere und Mannschaften gingen mit dem Schiff unter, darunter 124 US-Staatsangehörige. Die Versenkung des damals größten Passagierschiffes bildete eine entscheidende Zäsur für die deutsch-amerikanischen Beziehungen im Ersten Weltkrieg, auch wenn der Kriegseintritt der USA auf Seiten der Alliierten als Folge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges erst 1917 erfolgte.

In Abwesenheit des deutschen Botschafters in den USA nahm stellvertretend Franz von Papen als Militärattaché am Tage nach der Versenkung zu dem Vorfall Stellung. Er bekundete sein Bedauern über den Verlust an Menschen, besonders über die Tatsache, daß sich US-amerikanische Staatsbürger unter den Opfern befanden. Zugleich warf er dem Management der Schiffslinie vor, Passagiere aus neutralen Staaten auf Schiffen zu befördern, die Munition transportierten. Von Papens Stellungnahme entsprach der offiziellen deutschen Haltung, die es aus Sicht der USA allerdings an einer eindeutigen Entschuldigung fehlen ließ.

Franz von Papen bekleidete seit Anfang 1914 das Amt des Militärattachés an der deutschen Botschaft in Washington. Üblicherweise war die Tätigkeit einem älteren Stabsoffizier vorbehalten gewesen. Die Personalentscheidung zugunsten eines jungen Hauptmanns unterstrich, daß die entscheidenden deutschen Instanzen die USA militärstrategisch nicht als bedeutend einstuften. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges gehörte von Papen neben dem deutschen Botschafter in den USA, dem Auswärtigen Amt und Reichskanzler Bethmann-Hollweg zu den wenigen auf deutscher Seite, die angestrengt versuchten, die deutsche Marine- und Heeresleitung von ihrer tiefgreifenden und letztendlich verhängnisvollen Unterschätzung der militärischen und wirtschaftlichen Kraft der USA abzubringen. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg führte von Papen - und hierin unterschied er sich dank seiner Auslandserfahrung von vielen Offizierskollegen - ganz entscheidend auf den Kriegseintritt der USA zurück. Sein Eintreten gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg erregte bei der Militärführung Mißfallen. In der Folge versetzte man ihn als Bataillonskommandeur an die Westfront, ein Tätigkeitsfeld, das außerhalb des Aufgabenbereichs eines Generalstabsoffiziers lag. Durch eigene Fahrlässigkeit hat von Papen zu dieser Entwicklung beigetragen. Nach seiner Ausweisung aus den USA Ende 1915 nahm er eine Vielzahl schriftlicher Aufzeichnungen privater Natur und Rechnungsbelege mit auf die Heimreise. Bei der Ankunft in England mußte er sich einer eingehenden Kontrolle einschließlich einer Leibesvisitation unterziehen; alle schriftlichen Unterlagen wurden ihm abgenommen. Die englische Propaganda bediente sich genüßlich der darin enthaltenen Namen und Hinweise, die an zentraler Stelle die Verknüpfung von Papens in die deutsche Agenten-, Spionage- und Propagandatätigkeit in den USA offen legten. Sein leichtfertiges Verhalten war Ausdruck einer gewissen ihm eigenen Form der Überheblichkeit, aber auch der naiven Überschätzung von Ehrbegriffen im Krieg. In den nachfolgenden Jahren bewies er als Bataillonskommandeur wie auch als Generalstabsoffizier an der Palästinafront ein hohes Maß an Mut, Entschlußkraft und Tapferkeit; seine menschliche Anteilnahme und sein soziales Verantwortungsgefühl trugen ihm den Respekt seiner Untergebenen ein.


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QUELLE    Neumann, Klaus | Franz von Papen | Dia 02, S. 19-21
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
165   Presseveröffentlichung (Zeitungsartikel)
Zeit3.9   1900-1949
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT192
AUFRUFE IM MONAT25