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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELReichspolitik nach Gutsherrenart: Reichskanzler von Papen, Reichsinnenminister von Gayl, Reichspräsident von Hindenburg, Reichswehrminister von Schleicher und der Staatssekretär im Reichspräsidialamt Meißner auf Gut Neudeck, Sommer 1932
DATIERUNG1932


INFORMATIONAuf Hindenburgs ostpreußischem Gut Neudeck haben sich im Sommer 1932 in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen zur Kabinettspolitik versammelt (von links): Reichskanzler von Papen, Reichsinnenminister von Gayl, Reichspräsident von Hindenburg, Reichswehrminister von Schleicher und - mit dem Rücken zur Kamera - der Staatssekretär im Reichspräsidialamt, Meißner.

Je mehr sich die Regierungspolitik seit 1930 auf Notverordnungen stützte, wuchsen - parallel zu dem immer weniger funktionsfähigen Reichstag - die Bedeutung der Person des greisen Generalfeldmarschalls von Hindenburg und des Amtes, das er als Reichspräsident bekleidete. Die Regierung Brüning stürzte, weil im politischen und persönlichen Umfeld des Reichspräsidenten und bei wichtigen gesellschaftlichen Gruppen die Entschlossenheit wuchs, die Rechtsparteien unter Einschluß der Nationalsozialisten stärker in die politische Verantwortung einzubinden. Das von der Regierung Brüning verhängte Verbot der nationalsozialistischen Wehrverbände lief diesen Bestrebungen zuwider.

Als Königsmacher erwies sich in dieser Situation der politische Kopf der Reichswehr, General von Schleicher. Er schlug dem Reichspräsidenten Franz von Papen als neuen Reichskanzler vor. Papen und Schleicher kannten sich aus gemeinsamen Tagen im gleichen Generalstabskurs. Durch seine öffentliche Kritik am Regierungskonzept Brünings und an den preußischen Regierungsparteien war es Papen punktuell gelungen, aus seinem politischen Hinterbänklerdasein ins Rampenlicht zu treten. Von der parlamentarischen Ebene hatte sich der Schwerpunkt seines Wirkens ohnehin auf die gesellschaftliche des elitären rechtskonservativen Berliner "Herrenclubs" verlagert. Deutschnationaler Grenzgänger des Zentrums mit offenen Sympathien für ein Integrationskonzept gegenüber den Nationalsozialisten der er war, mußte der Monarchist Papen mit seinen autoritär-ständestaatlichen Vorstellungen als ideale Führungsfigur für eine Mitte-Rechts-Regierung erscheinen. Seine Kontakte zu Reichswehr und Großindustrie taten ein übriges. Die offenkundigen Defizite des Kandidaten - die fehlende Verwaltungserfahrung und die mangelnde politische Praxis - gewährten Schleicher die Aussicht, maßgeblichen Einfluß auf die Reichspolitik zu behalten.

Schleicher erlag in dieser Hinsicht einem Trugschluß. Als gravierender erwies sich jedoch seine Fehleinschätzung der NSDAP. Alle Versuche, die Partei zu einer losen oder festen Form der Anbindung zu bewegen, scheiterten an Hitlers politischem Führungsanspruch. Anders als die Regierung Brüning stützte sich das Kabinett von Papen damit allein auf das Vertrauen des Reichspräsidenten. Von Papen wurde eingeräumt, was seinem profilierteren Vorgänger verwehrt geblieben war. Ihre Politik umzusetzen, blieb der Regierung nur der Weg über präsidentielle Notverordnungen. Diese vom Reichstag sanktionieren zu lassen - wie von der Verfassung vorgesehen - konnte die Regierung aus Sorge vor parlamentarischen Niederlagen nicht erlauben. Mit der Regierung von Papen schritt die Aushöhlung der Verfassung in Richtung auf die Diktatur weiter voran. Zum Schlüssel für die Regierungstätigkeit wurde das persönliche Verhältnis zwischen Reichspräsident und Reichskanzler. Der greise Generalfeldmarschall hatte in dem Kavallerieoffizier von Papen "seinen" Kanzler gefunden. Herkunft, Lebensart und politische Anschauungen verbanden beide. Politik, das signalisiert dieses Foto, wurde wieder der Beteiligung der Bürger entzogen und zu einer Sache elitärer, sich selbst legitimierender Führungsschichten.

In der Person des Reichskanzlers spiegelt sich dies insoweit wieder, als Franz von Papen nach Aussagen vieler Zeitgenossen auf dem gesellschaftlichen Parkett eine weit bessere Figur als auf dem politischen hinterließ. Selbst Kritiker lobten seinen Charme im persönlichen Gespräch, hoben die gepflegten Umgangsformen hervor, die Fähigkeit zu unterhalten. Als Politiker ließ er nie den Kavallerieoffizier vergessen, der er im Grunde geblieben war. Geduldiges Warten war seine Stärke nicht. Papen war leicht zu begeistern; schnelle Entschlüsse, soldatisches Draufgängertum gingen auf Kosten systematischer Überlegung und vorsichtigen Abwägens.


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QUELLE    Neumann, Klaus | Franz von Papen | Dia 04, S. 24f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT370
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