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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELPapens "Kabinett der Barone"
DATIERUNG1932


INFORMATIONDem Fotografen präsentieren sich sitzend (von links): Landwirtschaftsminister Freiherr von Braun, Innenminister Freiherr von Gayl, Reichskanzler von Papen, Außenminister Freiherr von Neurath und stehend (von links): Justizminister Dr. Gürtner, Wirtschaftsminister Prof. Warmbold und Reichswehrminister von Schleicher. Es fehlen im Bild Finanzminister Graf Schwerin von Krosigk und Post- und Verkehrsminister von Eltz-Rübenach. 14 Jahre nach dem Untergang der Monarchie waren jene sozialen Eliten an die Schalthebel der Macht zurückgekehrt, die das vorrepublikanische Deutschland repräsentierten: ostelbische Junker, preußische Konservative, politisierende Militärs, ihnen in Allianz verbunden die deutsche Großindustrie. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung konnte und wollte sich von dieser Regierung nicht vertreten fühlen. Das Wort vom "Kabinett der Barone" machte die Runde. Großspurig angetreten als Kabinett der "nationalen Konzentration", verfehlte selten eine Regierung derartig ihren politischen Anspruch. Nur 42 Abgeordnete waren bereit, der Regierung im Reichstag ihre Unterstützung zu leihen. Papens Absicht, durch die Regierungsarbeit eine erweiterte parlamentarische Gefolgschaft hinter sich zu scharen, erwies sich als groteske Fehleinschätzung.

Um sich das Mäntelchen unabhängigen Fachmännertums umzuhängen, hatten alte Kabinettsmitglieder erklärt, ihre Parteimitgliedschaft ruhen zu lassen. Dies blieb in der Sache naturgemäß ebenso unerheblich wie für die Betroffenen bedeutungslos. Papen selbst kam mit seinem Austritt dem Ausschluß aus der Zentrumspartei zuvor. Der fehlende Zwang zur Rücksichtnahme auf Parteibindungen begünstigte allerdings die schnell vollzogene Regierungsbildung, die möglich war, weil der geistige Vater dieser Regierung, von Schleicher, hinter dem Rücken des noch amtierenden Reichskanzlers Brüning konspirierte. Der neue Reichskanzler Franz von Papen hatte auf die personelle Zusammensetzung so gut wie keinen Einfluß. Eine Reihe der ursprünglich ins Auge gefaßten Ministerkandidaten verweigerte sich der Mitarbeit, andere mußten erst vom Reichspräsidenten durch Appell an ihr Pflichtbewußtsein und Verantwortungsgefühl umgestimmt werden, so die Herren Schwerin von Krosigk und von Neurath.

Das wichtige Innenministerium fiel an das frühere DNVP-Mitglied von Gayl. Der Direktor der Ostpreußischen Landgesellschaft, agrarischen Großgrundbesitzerinteressen verbunden und in den Sturz Brünings verwickelt, vertrat seit Jahren die Provinz Ostpreußen im Staats- und im Reichsrat. Daß ihm amtsbedingt der Schutz der Verfassung oblag, konnte eher als Hohn aufgefaßt werden. Ernährungsminister wurde der DNVP-Reichstagsabgeordnete von Braun. Der Generaldirektor der Raiffeisenorganisation war 1920 als Regierungspräsident in Gumbinnen wegen Beteiligung am Kapp-Putsch aus dem preußischen Staatsdienst entfernt worden. Nichts symbolisierte mehr den politischen Zuschnitt dieser Regierung. Reichsjustizminister Gürtner hatte als bayerischer Justizminister eine unrühmliche Rolle im Verlauf des Hitler-Prozesses gespielt. Post- und Verkehrsminister von Eltz-Rübenach war ein persönlicher Freund von Papens; zuvor hatte er die Reichsbahndirektion Karlsruhe geleitet. Von Neurath war bislang Botschafter in London gewesen. Der neue Reichsfinanzminister wirkte zuvor als Ministerialdirektor im gleichen Ministerium. Sie alle waren weniger Politiker als Verwaltungsfachleute. Regierungserfahrung brachten nur Gürtner und Warmbold mit. Der IG-Farben-Direktor hatte das Wirtschaftsministerium bereits unter Brüning innegehabt.


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QUELLE    Neumann, Klaus | Franz von Papen | Dia 05, S. 26f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT589
AUFRUFE IM MONAT137