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VERFASSERAschoff, Diethard
TITELJuden in Westfalen
AUFLAGE3., durchges. Aufl.


ORTMünster
JAHR1995


ONLINE-TEXTZeittafel
SEITES. 6-8


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Zeittafel

um 840 
erste legendenhafte Erwähnung von Juden (in Münster) 
1074 
Juden in Zusammenhang mit Westfalen (Dortmund) genannt 
1096 
zur Zeit der Kreuzzugsverfolgungen fliehen Kölner Juden nach Dortmund und werden hier getötet 
1127/1128 
Juda ben David halewi aus Köln kommt nach Münster und Cappen, wo er den Anstoß zu seiner Konversion erhält 
1300/1350 
Juden sind in 30 westfälischen Städten - z.T. im Besitz des Bürgerrechts - nachzuweisen. Gemeinden bilden sich in den "Vororten" Dortmund, Minden, Münster, Osnabrück und - vielleicht - Soest 
Sommer 1350 
Während der europaweiten Verfolgungen aus Anlaß der Pest geht auch die erste westfälische Judenheit unter 
seit 1367 
Zögernde jüdische Neubesiedlung Westfalens mit Schwerpunkten im märkisch-dortmundischen und ostwestfälisch-lippischen Raum 
seit 1450 
Rückschlag mit der Folge fast völligen Verschwindens der Juden in Westfalen 
1500/1535/1550 
Ausgehend von der Grafschaft Lippe und dem Stift Münster beginnt eine allmähliche Zuwanderung von Juden in alle Territorien des Landes, vor allem ins Stift Paderborn 
1560/1650 
Trotz fast überall versuchter Austreibungen können sich die Juden in allen Landesteilen halten - Ausnahmen bilden lediglich die früheren Vororte Münster und Dortmund 
1650/1803 
Die westfälischen Juden sind nahezu überall in "Landjudenschaften" organisiert, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens der Judenordnungen ein gewisses Maß an Selbstverwaltung erhalten. An der Spitze dieser Landjudenschaften stehen oft sogenannte Hofjuden 
1750/1800 
Im Zusammenhang mit dem Zerfall des Reiches und einem zunehmenden Bevölkerungsdruck zeigen die äußeren und innerjüdischen Ordnungen deutliche Auflösungserscheinungen 
1803/1815 
Während der Übergangszeit zwischen der napoleonischen Besetzung und der endgültigen Inbesitznahme durch Preußen sind unter französischem Einfluß unterschiedlich durchgeführte Emanzipationsbestrebungen zu verzeichnen 
1815/1847 
Die bei der Errichtung der neugeschaffenen Provinz Westfalen geltenden fünf Judenordnungen bleiben im wesentlichen bestehen: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigt die Zahl der Juden in den Städten durch Zuwanderung. Gleichzeitig vollzieht sich ihr allmählicher wirtschaftlicher Aufstieg 
1825 
Alexander Haindorf gründet den "Verein zur Beförderung von Handwerkern unter den Juden in Verbindung mit einer Schulanstalt". Die spätere Marks-Haindorf-Stiftung gewinnt Einfluß vor allem als Lehrerbildungsanstalt 
1826 
Der westfälische Provinziallandtag fordert, den Juden die gewährten Bürgerrechte wieder zu entziehen 
1836/1847 
Geltungsdauer der diskriminierenden Kabinettsorder für die Juden in den westfälischen Kreisen Paderborn, Büren, Höxter und Warburg 
1847 
Das "Gesetz über die Verhältnisse der Juden" vereinheitlicht das Judenrecht in ganz Preußen mit Ausnahme der Provinz Posen. Gleichwohl bleiben die Juden gegenüber den Christen Personen minderen Rechts 
1850/1858 
Rückschläge für die Emanzipationsbestrebungen in Preußen 
um 1850 
Mit etwas über einem Prozent der Gesamtbevölkerung erreichen die Juden ihren höchsten Anteil, der bis 1880 auf 0,92 % und bis 1910 auf 0,51 % absinkt 
1869 
Preußen gewährt den Juden die volle rechtliche Gleichstellung 
1871 
"Der Talmudjude" von August Rohling erscheint in Münster 
1879/1895 
Erfolgreiche antisemitische Agitation in Westfalen, vor allem im Siegerland, in Minden-Ravensberg und Teilen des Ruhrgebietes. Hier treten u.a. Hofprediger Stoecker, Dr. Boeckel und Dr. König in Erscheinung 
1889 
1. deutscher Antisemitentag in Bochum 
1914/1918 
Annähernd 500 westfälische Juden fallen als Frontsoldaten während des Ersten Weltkrieges 
1933 
In der Zeit vom 28.03. bis 04.04.1933 werden in allen westfälischen Städten und Gemeinden jüdische Geschäfte boykottiert 
1933/1945 
Zwischen dem 01.04.1933 und dem 13.11.1944 werden in Deutschland 430 Sondergesetze und -verordnungen für Juden erlassen [Gesetze aus der Zeit des Nationalsozialismus im Internet-Portal] 
1935 
Am 15.09.1935 treten die sog. "Nürnberger Gesetze" mit ihrer Verkündigung inkraft, z.B. das "Gesetz zum Schutze des Deutschen Blutes und der deutschen Ehre" 
1938 
In der Nacht vom 09.11. auf den 10.11.1938 werden im Rahmen eines von der NSDAP inszenierten Judenpogroms ("Reichskristallnacht") fast alle Synagogen in Westfalen zerstört. Neben hohen Sachverlusten sind auch Todesopfer zu beklagen - allein aus Lünen sterben vier Juden 
1941 
Am 13.12.1941 beginnen die Deportationen westfälischer Juden nach Osten in den Tod 
1941/1945 
Weitgehende Vernichtung aller westfälischen Juden, die nicht bis 1939 hatten auswandern oder untertauchen können 

Von den 1939 in Westfalen registrierten 7964 Juden dürften nur etwa 550 die Lager überlebt haben.


QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | S. 6-8
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT3443
AUFRUFE IM MONAT148