TEXT | Zeittafel
- um 840
- erste legendenhafte Erwähnung von Juden (in Münster)
- 1074
- Juden in Zusammenhang mit Westfalen (Dortmund) genannt
- 1096
- zur Zeit der Kreuzzugsverfolgungen fliehen Kölner Juden nach Dortmund und werden hier getötet
- 1127/1128
- Juda ben David halewi aus Köln kommt nach Münster und Cappen, wo er den Anstoß zu seiner Konversion erhält
- 1300/1350
- Juden sind in 30 westfälischen Städten - z.T. im Besitz des Bürgerrechts - nachzuweisen. Gemeinden bilden sich in den "Vororten" Dortmund, Minden, Münster, Osnabrück und - vielleicht - Soest
- Sommer 1350
- Während der europaweiten Verfolgungen aus Anlaß der Pest geht auch die erste westfälische Judenheit unter
- seit 1367
- Zögernde jüdische Neubesiedlung Westfalens mit Schwerpunkten im märkisch-dortmundischen und ostwestfälisch-lippischen Raum
- seit 1450
- Rückschlag mit der Folge fast völligen Verschwindens der Juden in Westfalen
- 1500/1535/1550
- Ausgehend von der Grafschaft Lippe und dem Stift Münster beginnt eine allmähliche Zuwanderung von Juden in alle Territorien des Landes, vor allem ins Stift Paderborn
- 1560/1650
- Trotz fast überall versuchter Austreibungen können sich die Juden in allen Landesteilen halten - Ausnahmen bilden lediglich die früheren Vororte Münster und Dortmund
- 1650/1803
- Die westfälischen Juden sind nahezu überall in "Landjudenschaften" organisiert, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens der Judenordnungen ein gewisses Maß an Selbstverwaltung erhalten. An der Spitze dieser Landjudenschaften stehen oft sogenannte Hofjuden
- 1750/1800
- Im Zusammenhang mit dem Zerfall des Reiches und einem zunehmenden Bevölkerungsdruck zeigen die äußeren und innerjüdischen Ordnungen deutliche Auflösungserscheinungen
- 1803/1815
- Während der Übergangszeit zwischen der napoleonischen Besetzung und der endgültigen Inbesitznahme durch Preußen sind unter französischem Einfluß unterschiedlich durchgeführte Emanzipationsbestrebungen zu verzeichnen
- 1815/1847
- Die bei der Errichtung der neugeschaffenen Provinz Westfalen geltenden fünf Judenordnungen bleiben im wesentlichen bestehen: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigt die Zahl der Juden in den Städten durch Zuwanderung. Gleichzeitig vollzieht sich ihr allmählicher wirtschaftlicher Aufstieg
- 1825
- Alexander Haindorf gründet den "Verein zur Beförderung von Handwerkern unter den Juden in Verbindung mit einer Schulanstalt". Die spätere Marks-Haindorf-Stiftung gewinnt Einfluß vor allem als Lehrerbildungsanstalt
- 1826
- Der westfälische Provinziallandtag fordert, den Juden die gewährten Bürgerrechte wieder zu entziehen
- 1836/1847
- Geltungsdauer der diskriminierenden Kabinettsorder für die Juden in den westfälischen Kreisen Paderborn, Büren, Höxter und Warburg
- 1847
- Das "Gesetz über die Verhältnisse der Juden" vereinheitlicht das Judenrecht in ganz Preußen mit Ausnahme der Provinz Posen. Gleichwohl bleiben die Juden gegenüber den Christen Personen minderen Rechts
- 1850/1858
- Rückschläge für die Emanzipationsbestrebungen in Preußen
- um 1850
- Mit etwas über einem Prozent der Gesamtbevölkerung erreichen die Juden ihren höchsten Anteil, der bis 1880 auf 0,92 % und bis 1910 auf 0,51 % absinkt
- 1869
- Preußen gewährt den Juden die volle rechtliche Gleichstellung
- 1871
- "Der Talmudjude" von August Rohling erscheint in Münster
- 1879/1895
- Erfolgreiche antisemitische Agitation in Westfalen, vor allem im Siegerland, in Minden-Ravensberg und Teilen des Ruhrgebietes. Hier treten u.a. Hofprediger Stoecker, Dr. Boeckel und Dr. König in Erscheinung
- 1889
- 1. deutscher Antisemitentag in Bochum
- 1914/1918
- Annähernd 500 westfälische Juden fallen als Frontsoldaten während des Ersten Weltkrieges
- 1933
- In der Zeit vom 28.03. bis 04.04.1933 werden in allen westfälischen Städten und Gemeinden jüdische Geschäfte boykottiert
- 1933/1945
- Zwischen dem 01.04.1933 und dem 13.11.1944 werden in Deutschland 430 Sondergesetze und -verordnungen für Juden erlassen [Gesetze aus der Zeit des Nationalsozialismus im Internet-Portal]
- 1935
- Am 15.09.1935 treten die sog. "Nürnberger Gesetze" mit ihrer Verkündigung inkraft, z.B. das "Gesetz zum Schutze des Deutschen Blutes und der deutschen Ehre"
- 1938
- In der Nacht vom 09.11. auf den 10.11.1938 werden im Rahmen eines von der NSDAP inszenierten Judenpogroms ("Reichskristallnacht") fast alle Synagogen in Westfalen zerstört. Neben hohen Sachverlusten sind auch Todesopfer zu beklagen - allein aus Lünen sterben vier Juden
- 1941
- Am 13.12.1941 beginnen die Deportationen westfälischer Juden nach Osten in den Tod
- 1941/1945
- Weitgehende Vernichtung aller westfälischen Juden, die nicht bis 1939 hatten auswandern oder untertauchen können
Von den 1939 in Westfalen registrierten 7964 Juden dürften nur etwa 550 die Lager überlebt haben. |