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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELUnterzeichnung des Reichskonkordats durch Franz von Papen und Kardinalstaatssekretär Pacelli in Rom, 20.07.1933
DATIERUNG1933-07-20


INFORMATIONAm 20.07.1933 unterzeichneten Franz von Papen und Kardinalstaatssekretär Pacelli in Rom das zwischen Deutschland und dem Vatikan ausgehandelte Konkordatsabkommen. Dem feierlichen Akt wohnten bei (von links): Monsignore Kaas, Papen, Monsignore Pizzard, Pacelli, Monsignore Ottaviani, Ministerialdirektor Buttmann vom Reichsinnenministerium, Monsignore Montini und Botschaftsrat Klee. Das im Ausland zunächst distanziert und mit Mißtrauen beäugte "Dritte Reich" errang mit diesem ersten internationalen Vertrag, den es abschloß, einen erheblichen Prestigeerfolg.

Zum Ärger der Kurie waren seit 1919 alle Anläufe zu einem Reichskonkordat gescheitert, weil namentlich für die vom Vatikan gewünschte Lösung der Schulfrage im Reichstag keine Mehrheit zu finden war. Der Sturz der Regierung von Papen hatte die letzte, aus dem Oktober 1932 datierende Initiative des Vatikans zunächst ins Leere laufen lassen. Unmittelbar nach Hitlers Regierungsantritt hat von Papen 1933 die Thematik diesem gegenüber angesprochen. Die Regierungserklärung des Reichskanzlers vom 23.03.1933 betonte nicht nur die hohe Einschätzung von Kirche und Christentum, sie überraschte darüber hinaus durch das öffentlich bekundete Interesse an guten Beziehungen zum Vatikan. Nur 14 Tage später reiste Franz von Papen als deutscher Unterhändler zu ersten Sondierungsgesprächen über ein Reichskonkordat nach Rom. Papens Interesse am Zustandekommen einer Übereinkunft mit dem Vatikan leitete sich aus dem Bedürfnis her, katholischkonservative Kreise stärker zur Mitarbeit und Unterstützung der Regierung heranzuziehen. Dem Vizekanzler schwebte eine Art christliches Reich deutscher Nation vor. Zum Zweck der Sammlung gründete er Anfang April 1933 den Bund katholischer Deutscher "Kreuz und Adler". Das Konkordat sollte aber auch zur Abwehr antichristlicher Elemente der nationalsozialistischen Volkstums- und Rassenideologie dienen, indem es die Stellung der katholischen Kirche im Staat auf eine feste, juristisch unanfechtbare Grundlage stellte.

Mit Hitler verband von Papen die Absicht, den politischen Katholizismus in Deutschland auszuhebeln. Die Reichstagswahlen vom 05.03.1933 hatten das unverbrüchliche Festhalten des deutschen Episkopats und der deutschen Katholiken an der Zentrumspartei und der Bayerischen Volkspartei dokumentiert. Ihre Wähler wären "erst dann für die nationalen Parteien zu gewinnen, wenn die Kurie die beiden Parteien fallen lasse", urteilte Hitler angesichts des Wahlergebnisses. [1] Diese geschlossene Ablehnungsfront aufzubrechen und sich damit - nach der Arbeiterbewegung - eines weiteren wichtigen innenpolitischen Gegners zu entledigen, machte für Hitler den Zweck einer Vereinbarung mit dem Vatikan aus. Der Lateranvertrag des Vatikans mit dem italienischen Staat aus dem Jahre 1929 lieferte das Vorbild hierfür. Der Vertrag fixierte die Rechte der Kirche im öffentlichen Leben. Im Gegenzug hatte sich die katholische Kirche zum Rückzug aus dem politischen Leben verpflichtet, womit die Kurie in Italien den Weg zum Einparteienstaat freigemacht hatte. Papst Pius Xl. betrachtete NS-Deutschland als Schutzwall gegen ein Vordringen des Kommunismus in Europa und den Nationalsozialismus als innenpolitischen Bündnispartner im Kampf gegen die kommunistische Ideologie.

Für die Reichsregierung war vorrangig, daß das Konkordat allen Geistlichen die Teilnahme an parteipolitischer Betätigung untersagte. Eigentlicher Streitpunkt in den Verhandlungen war die Frage der Existenzgarantie für katholische Vereine und Verbände, die sich rein religiösen, kulturellen oder karitativen Zwecken zuwandten, wiewohl die erzielte Kompromißformel schon bald zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche führte. Die Regierung verpflichtete sich, alle Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und andere Führer der katholischen Organisationen aufzuheben. Die katholische Seite hatte dafür ihr Hauptziel, die Sicherung der Konfessionsschule, durchgesetzt.

Der deutsche Episkopat wurde vom Vatikan erst zu einem Zeitpunkt mit dem Vertragswerk vertraut gemacht, als über die wesentlichen Inhalte bereits Einvernehmen erzielt war. Der Vatikan wirkte mit diesem Verfahren der Gefahr entgegen, daß die Bischöfe den Inhalt des Vertrages auf Grund der unter ihnen verbreiteten Vorbehalte in Frage stellen könnten. Daß bei Unterzeichnung des Vertrages kein Vertreter der deutschen Bischöfe anwesend war, wie das obige Bild dokumentiert, kann daher als symptomatisch gelten. Nicht überraschen kann die Anwesenheit von Prälat Kaas. Kaas, von 1928 bis 1933 Vorsitzender der Zentrumspartei, verfügte zugleich über enge Beziehungen zu Kardinalstaatssekretär Pacelli. Als Vermittler zwischen der Kurie und der deutschen Regierung ist er an der Abfassung des Vertrages maßgeblich beteiligt gewesen. Um seine Person ranken sich gegensätzliche Auffassungen in der historischen Forschung, ob die auf sein Einwirken hin erfolgte Zustimmung des Zentrums zum Ermächtigungsgesetz als Gegenleistung für die von Hitler in Aussicht gestellte Lösung der Konkordatsfrage betrachtet werden kann. Die Führungslosigkeit, in die seine fortdauernde Anwesenheit in Rom die Partei stürzte, hat zumindest den Auflösungsprozeß des Zentrums gefördert. Kaas war zu der Auffassung gelangt, daß der Parlamentarismus zur Lösung großer Fragen nicht tauge, wie er gerade im Zusammenhang mit der Beurteilung der Lateranverträge des faschistischen Italien m Vergleich zu den Erfahrungen in Deutschland feststellte.


[1] Zit. nach Martin Broszat, Der Staat Hitlers, 5. Aufl. München 1975, S. 115.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Neumann, Klaus | Franz von Papen | Dia 09, S. 34-36
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet16.2   Katholische Kirche
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT270
AUFRUFE IM MONAT88