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(83 KB)   Aldegrever, Heinrich (1502-1555/61): Römische Bürgertugend: Mucius Scaevola vor Porsenna, 1530 / Soest, Burghofmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / O. Mahlstedt   Stufenlose Vergrößerung der Abbildung mit zoomify.

TITELRömische Bürgertugend: Mucius Scaevola vor Porsenna, 1530
URHEBER OBJEKTAldegrever, Heinrich (1502-1555/61)
DATIERUNG1530


INFORMATIONAuch mit dieser Szene greift Aldegrever auf eine in Livius’ Römischer Geschichte erzählte Begebenheit zurück: Bei einer Belagerung Roms durch den Etruskerkönig Porsenna schlich sich der junge Römer Mucius ins feindliche Lager, um den gegnerischen König zu töten. Er erwischte allerdings den Falschen und wurde vor Porsenna geführt, um verurteilt zu werden. Mucius hielt seine rechte Hand in ein Kohlenfeuer um zu zeigen, wie wenig ihm sein eigenes Leben wert war, eine mutige Tat, die den König beeindruckte. Und als Mucius dem Etrusker eröffnete, es ständen noch 300 andere junge Römer bereit, ihn zu töten, kam es zum Waffenstillstand. Nach diesem Ereignis erhielt Mucius den Beinamen "Scaevola", Linkshänder.

Aldegrever hat für seine Bearbeitung des Themas den Wortwechsel vor der eigentlichen Szene gewählt, also nicht den von anderen Künstlern bevorzugten Moment, als Mucius seine Hand in das Kohlebecken hält. Er zeigt die beiden Widersacher in heroischer Nacktheit. Mucius steht frontal zum Betrachter, seine Körperachse ist leicht diagonal nach hinten verlagert. Erstmalig benutzt hier Aldegrever den Kontrapost, also die Verlagerung des Körpergewichtes auf Standbein und Spielbein. So zeichnet er eine natürliche und zugleich gespannte Körperhaltung, welche das selbstbewusste Auftreten des Mucius unterstreicht. Porsenna ist ihm Profil auf einem Thron sitzend dargestellt. Er hält seine rechte Hand Mucius entgegen, während dieser mit seiner linken auf den König weist. Durch diese Gestik sind die beiden Figuren unmittelbar aufeinander bezogen. Die Gestik der angewinkelten rechten Arme und die lauernden, prüfenden Blicke bei beiden lassen auf eine spannungsgeladene Auseinandersetzung schließen.

Das Kohlebecken im Vordergrund deutet den weiteren Verlauf der Handlung an. Eine Frau hinter Mucius hat mit dem unmittelbaren Geschehen nichts zu tun. Die Figurengruppe ist eingebunden in einen perspektivischen Tiefenraum, der von Architekturfragmenten beherrscht wird und für die Renaissance typisch ist. Einzelne Architekturdetails weisen, wie bei anderen Stichen Aldegrevers, auf westfälische und lokale Vorbilder, ohne das sich diese genau verorten lassen. Die überraschende Wahl des Bildthemas (die Vorgeschichte vor der eigentlichen Heldentat), die Staffelung der Elemente und Figuren im Raum sowie die idealisierte Nacktheit deuten darauf hin, dass es Aldegrever hier weniger um eine spannende Bilderzählung als um formale Probleme ging, die er lösen wollte: Einerseits seine Virtuosität in der Darstellung des nackten Körpers, andererseits seine Beherrschung der perspektivischen Raumdarstellung.


TECHNIKKupferstich
FORMATzoomify
MASZE14,8 x 10,4 cm


OBJEKT-PROVENIENZSoest, Burghofmuseum
OBJEKT-SIGNATURB 69
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen / O. Mahlstedt


PROJEKT    Heinrich Aldegrever und die Reformation in Soest

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.1   1500-1549
DATUM AUFNAHME2004-06-24
DATUM ÄNDERUNG2010-08-17
AUFRUFE GESAMT2095
AUFRUFE IM MONAT572