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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELFranz von Papen als Botschafter in Wien: der deutsche Botschafter von Papen und Österreichs Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Gespräch, Februar 1937
DATIERUNG1937-02
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONAm Rande des Besuchs des deutschen Außenministers von Neurath in Wien - zwischen dem 22.02.1937 und 24.02.1937 - unterhalten sich der deutsche Botschafter von Papen und Österreichs Bundeskanzler Kurt Schuschnigg. Am 26. Juli 1934 hatte Hitler Franz von Papen zum deutschen Gesandten in Wien ernannt. Vorangegangen war der Versuch österreichischer Nationalsozialisten, gewaltsam die Macht im Land an sich zu reißen. Den österreichischen Bundeskanzler Sollfuß kostete der Anschlag das Leben, auch wenn das Unternehmen insgesamt scheiterte. Italien versetzte seine Truppen an der Grenze zu Österreich in Alarmbereitschaft. Das Deutsche Reich war international diskreditiert. In dieser prekären Lage bedurfte das Reich eines politisch nicht belasteten Repräsentanten in Wien: der rechtskonservative Katholik und bisherige Vizekanzler konnte als ideale Besetzung für diese heikle Aufgabe angesehen werden.

Kühl aber korrekt empfing man Papen in Wien. Dieser hatte die Übernahme des Amtes an Bedingungen geknüpft. Der für die Aufstands- und Mordpläne verantwortliche österreichische NSDAP-Landesleiter mußte zurücktreten. Die NSDAP sollte sich in Zukunft nicht in die inneren Angelegenheiten Österreichs einmischen. Ein Zusammenschluß der beiden Staaten sollte nur auf evolutionärem Weg vor sich gehen.

Mit einem 1936 zwischen beiden Staaten abgeschlossenen Vertragswerk hatte von Papen ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Nach der widerrechtlichen Besetzung des Rheinlands fürchtete Schuschnigg einen militärischen Schlag gegen Österreich, weswegen er glaubte, mit dem Abkommen Zeit gewinnen zu können. Deutschland anerkannte zwar formal die Souveränität des Nachbarstaats, schränkte dieses Zugeständnis aber sogleich durch den Hinweis auf das Selbstbestimmungsrecht für alle Deutschen entscheidend ein. Österreich verpflichtete sich zu einer Politik als deutscher Staat, was seine Außenpolitik an das Deutsche Reich band. In einem geheimen Zusatzabkommen sicherte Österreich eine politische Amnestie für die "nationale Opposition" zu, in Aussicht gestellt wurde die Wiederzulassung deutscher Zeitungen. Allmählich steigerten sich die Forderungen Papens und der deutschen Seite nach Aufhebung aller gegen die österreichischen Nationalsozialisten verhängten Restriktionen. Zugleich drängte Papen auf die Integration der anschlußwilligen Nationalsozialisten in die die Regierung tragende Einheitsbewegung der "Vaterländischen Front". Am Ende konnte Bundeskanzler Schuschnigg so scheinbar reibungslos von Arthur Seyß-Inquart abgelöst werden, der als oberster Repräsentant der nationalen Opposition in die Regierung gehievt worden war. Papens Strategie der zwar gewaltfreien, aber durchaus nicht pressionslosen Aushöhlung der österreichischen Selbständigkeit erfuhr von Beginn an erbitterten Widerstand bei den österreichischen Nationalsozialisten. Da Hitler diese nie grundsätzlich und auf Dauer in ihrem Bewegungsspielraum einengen wollte, machten sie immer wieder durch Propagandaaktionen, Anschläge und gewalttätige Demonstrationen auf sich aufmerksam. Ihr spezieller Widerwille gegen von Papen reichte bis hin zu Mordplänen.

Im Januar 1938 fiel bei Hitler die Entscheidung für den Anschluß. Personen m Militär und in der Regierung, die zur Vorsicht rieten, wurden von ihm entfernt. Anfang Februar wurde auch Franz von Papen abgesetzt. Die Maßnahme brachte zum Ausdruck, daß Hitler den Weg des Juli-Abkommens verlassen wollte. In Berchtesgaden drohte Hitler dem österreichischen Bundeskanzler mit einem militärischen Ultimatum. Schuschnigg fügte sich dem Druck, revidierte seine Haltung aber wenige Tage später. Mit der Ankündigung einer Volksabstimmung über Österreichs Selbständigkeit versuchte er einen letzten Rettungsversuch zu unternehmen. Hitler wollte deren Zustandekommen auf jeden Fall verhindern. Ihm kam zustatten, daß die Volksbefragung so kurzfristig anberaumt war, daß sie technisch nicht ordnungsgemäß durchführbar gewesen wäre. Am 11.03.1938 gab Schuschnigg auf; er übergab die Regierungsgeschäfte - wie von deutscher Seite gefordert - an Seyß-Inquart. Am 12.03.1938 marschierten deutsche Truppen, von der österreichischen Bevölkerung vielfach umjubelt, in das Land ein.

Die deutsche Propaganda hat den Anschluß Österreichs als Ausdruck volkspolitischer Gemeinsamkeiten gepriesen. Für die deutsche Reichsführung - und hier besonders für Göring als den für den Vierjahresplan verantwortlichen Minister - gaben hingegen wirtschaftspolitische und wehrpolitische Gründe den Ausschlag. Deutschland benötigte für die Aufrüstung die österreichischen Erze, und es brauchte Arbeitskräfte. Zudem war die Alpenrepublik wirtschaftlich wie militärstrategisch das Einfallstor nach Südosteuropa. Als Botschafter in Wien hat sich Franz von Papen diesen strategischen Gesichtspunkten willig untergeordnet.


Quelle: F. v. Papen, Der Wahrheit eine Gasse, München 1952, S. 384f.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Neumann, Klaus | Franz von Papen | Dia 10, S. 37f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet3.14.4   Außenpolitik, diplomatische Beziehungen
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT320
AUFRUFE IM MONAT143