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Welche Archivtypen gibt es?


 
 
 
Es werden acht Archivtypen unterschieden.

Für Deine Recherchen am wichtigsten sind weniger die großen staatlichen oder Bundesarchive, die nur an wenigen Orten existieren, sondern vielmehr die "Stadt- oder Gemeindearchive“ vor Ort.

Neben den Staats- und den kommunalen Archiven (Kreis-, Stadt- bzw. Gemeindearchive) gibt es Kirchenarchive, Privatarchive, Wirtschaftsarchive, Parlaments- und Parteienarchive, Medienarchive und Hochschularchive.
Rita Börste / Simone Epking

Was ist ein Archiv?

 
 
 

1. Staatsarchive

 
 
Bundesarchiv
Im Bundesarchiv, das seinen Hauptsitz in Koblenz hat, befinden sich Unterlagen der zentralen Behörden und Einrichtungen des Bundes, z. B. der Bundesregierung, der Bundesministerien, der nachgeordneten Behörden und der Vorgängerinstitutionen vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949. Wichtige Abteilungen befinden sich an anderen Orten, so z. B. die Abteilungen "Deutsches Reich" und "Deutsche Demokratische Republik" in Berlin.
 
 
Staatsarchive (Landesarchive) in den
Bundesländern
Jedes der 16 Bundesländer unterhält eigene Staats- bzw. Landesarchive. Die Organisation und die Anzahl der Staatsarchive sind sehr unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen gibt es ein Landesarchiv mit drei Abteilungen: Duisburg (Landesarchiv NRW Abt. Rheinland), wo u.a. die Akten der obersten Landesbehörden (vor allem der Landesregierung) aufbewahrt werden),  Münster (Abt. Westfalen) und  Detmold (Abt. Ostwestfalen-Lippe). Diese haben verschiedene Zuständigkeitsbereiche: Duisburg ist für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln zuständig, Münster für die Regierungsbezirke Münster und Arnsberg und Detmold für den Regierungsbezirk Detmold.
 
 
 
Die Staatsarchive bewahren die Unterlagen aller staatlichen Behörden in ihrem Zuständigkeitsbereich auf. Dazu gehören z. B. Unterlagen der Bezirksregierungen oder der staatlichen Schulaufsicht.

Sie verwahren darüber hinaus noch ältere Quellen von Institutionen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst und deren Vermögen dem Staat zugeflossen ist: Kirchen, Stifte und Klöster.
 
 
 
 

2. Kommunale Archive

 
 
Stadtarchive,
Gemeindearchive
Unter kommunalen Archiven werden die Archive der Kreise, Städte und Gemeinden zusammengefasst. In Nordrhein-Westfalen gehören darüber hinaus die Archive der beiden Landschaftsverbände
Rheinland und Westfalen ("Archivämter") dazu.

Stadtarchive oder Gemeindearchive bewahren Unterlagen von städtischen oder gemeindlichen Behörden und Dienststellen:
  • Stadtrat, Stadtausschüsse und -kommissionen
  • Stadtverwaltung (Ämter und Einrichtungen)
  • Amtsinhaber (z. B. Bürgermeister, Stadtdirektor, Dezernenten usw.)
Die Stadt- oder Gemeindearchive sind in der Regel die erste Anlaufstelle bei Deiner Recherche.
 
 
Kreisarchive
Kreisarchive bewahren Unterlagen der Behörden und Dienststellen in den Kreisen auf:
  • Landratsamt
  • Kreistag
  • Amtsinhaber (z. B. Landrat, Ober-/Kreisdirektor usw.)
Häufig betreut ein Kreisarchiv die Archive von kreisangehörigen Gemeinden mit, wenn diese nicht das nötige Personal haben. Manchmal übernimmt das Kreisarchiv auch deren Unterlagen. Das Kreisarchiv heißt dann "Kreiszentralarchiv“ (z. B. in Warendorf).
 
 
Archivämter
Die Archivämter ( Rheinisches Archiv- und Museumsamt in Brauweiler und LWL-Archivamt für Westfalen in Münster) haben den Auftrag, kommunale, kirchliche und private Archive in den beiden Regionen zu unterstützen und zu beraten. Dort werden auch alle Unterlagen derjenigen Ämter und Einrichtungen aufbewahrt, die den so genannten Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe angehören:
  • Kommunalwirtschaft
  • Straßenbau
  • Fürsorge (z.B. Hilfe für Jugendliche und Menschen mit Behinderungen)
  • Schulen
  • Krankenhäuser
  • Museen
Man kann dort aber auch Archivbestände von Privatarchiven, z. B. von Adelsfamilien, einsehen.
 
 
 
 

3. Kirchenarchive

 
 
 
Es gibt Kirchenarchive der evangelischen und der katholischen Kirche. Ältere Quellen von kirchlichen Institutionen werden meist in den Staatsarchiven verwahrt.
Zentrale Archiveinrichtungen sind: Quellen aus den Pfarreien (z. B. Taufregister) befinden sich in den Pfarrarchiven der einzelnen Kirchengemeinden.
 
 
 
 

4. Privatarchive

 
 
 
Privatarchive sind in privatem Besitz. Meist handelt es sich um Herrschafts-, Haus- und Familienarchive, deren Eigentümer adeliger Herkunft sind. Nur wenige Archive sind öffentlich zugänglich und werden von Fachpersonal betreut. In Westfalen-Lippe gibt es aber die Möglichkeit, Adelsarchivbestände im Westfälischen Archivamt in Münster einzusehen. Dort gibt es Quellen zu:
  • früheren Adelsfamilien
  • Häusern, Höfen und Gütern und deren Bewohnern, die im Besitz von adligen Familien waren
  • Landesgeschichte.
 
 
 
 

5. Wirtschaftsarchive

 
 
 
In Nordrhein-Westfalen gibt es zwei regionale Wirtschaftsarchive: eins in Köln und eins in Dortmund. Für Westfalen und Lippe ist das Westfälisches Wirtschaftsarchiv in Dortmund zuständig. Es übernimmt Unterlagen von
  • Unternehmen,
  • Kammern,
  • Verbänden und
  • Persönlichkeiten der Wirtschaft.
Größere Unternehmen haben auch eigene Archive, die Material zu ihrer Geschichte aufbewahren (z. B. das Bergbau-Archiv in Bochum).
 
 
 
 

6. Parlaments- und Parteienarchive

 
 
Parlamentsarchive
Sämtliche Parlamente in Deutschland - Bundestag, Bundesrat, Länderparlamente - unterhalten eigene Archive. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die parlamentarische Arbeit zu dokumentieren.

Auf Bundesebene bestehen in Bonn zwei Parlamentsarchive:
  • Archiv des Bundesrates
  • Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages.

Als Archiv des Landesparlaments in Düsseldorf angesiedelt ist das
  • Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen.
 
 
Archive der
politischen Parteien
Die Archive der politischen Parteien unterhalten ebenfalls eigene Archive. In Nordrhein-Westfalen sind dies:
  • Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn (SPD)
  • Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer Stiftung in Sankt Augustin (CDU)
  • Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FDP).
 
 
 
 

7. Medienarchive

 
 
 
Als Medienarchive bezeichnet man die von den Medienunternehmen (z.B. Rundfunk- und Fernsehanstalten, Zeitungsverlage) unterhaltenen Archive, die vor allem die eigenen Produkte sammeln. Darüber hinaus gehören aber auch die Presse- und Bildarchive sonstiger Einrichtungen zu den Medienarchiven. Es wird unterschieden zwischen:
  • Filmarchiven (Fernseh- und Videoarchiven)
  • Schallarchiven (Tonträgerarchiven)
  • Bildarchiven
  • Pressearchiven.
Für Westfalen und Lippe ist das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster zuständig.
 
 
 
 

8. Hochschularchive

 
 
 
Archive der Hochschulen und Universitäten verwahren Schriftgut von
  • Hochschulverwaltung
  • Fakultäten und Instituten
  • studentischen Gremien
  • Nachlässe bedeutender Gelehrter.
In Westfalen unterhält die Universität Münster (gegründet 1780 bzw. 1902) ein eigenes "Universitätsarchiv", Universitätsarchiv. Die Ende der 1960er Jahre gegründeten Universitäten in Bielefeld und Bochum haben seit Mitte der 1990er Jahre jeweils ein fachlich geführtes Archiv. Die Archive der Universitäten Dortmund, Paderborn und Wuppertal werden zur Zeit aufgebaut. Die nordrhein-westfälischen Fachhochschulen haben dagegen bisher noch keine fachlich betreuten Archive eingerichtet.
 
 
 
Alle hier vorgestellten Archive verwahren auch Sammlungen (z. B. Zeitungen, Fotos, Plakate, Nachlässe, Druckschriften und andere Informationsquellen). Diese Unterlagen werden von den Archiven gesammelt und stammen z. B. von Vereinen, Verbänden und berühmten Personen.

Die Adressen der Archive kannst du leicht herausfinden, z. B. hier im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"
( Institutionen), im Kulturatlas Westfalen, der nahezu alle Kultureinrichtungen in diesem Raum umfasst, oder im Verzeichnis Archive in Nordrhein-Westfalen, das zudem noch Informationen über die im Archiv verwahrten Bestände liefert.