Rundgang: Aldegrever und die Reformation in Soest > Klevisches Gesamtwappen


 
 
 

Marktstraße 2, Klevisches Gesamtwappen



An diesem Haus befindet sich das klevische Gesamtwappen mit Helmzieren und Schildhaltern. Es trägt die Jahreszahl 1547. Aus welchem Anlaß es angebracht wurde, ist unbekannt. Es ist. eines der wenigen im Stadtbild noch vorhandenen Hinweise auf die ehemalige Stadtherrschaft der Herzöge von Kleve.

Das Wappen zeigt von links oben nach rechts unten die Wappen der klevischen Besitzungen Kleve, Jülich, Berg, Mark und Ravensberg. In dieser Zeit war der klevische Landesherr Herzog Wilhelm V der Reiche, von dem ein Kupferstichporträt Aldegrevers überliefert ist. Aldegrever stand vermutlich Zeit seines Lebens in der Gunst des Herzogs, der ihm mehrere Aufträge gab.

Herzog Wilhelm hatte eine zwiespältige Haltung gegenüber der Reformation. Schon sein Vater Herzog Johann III. hatte versucht, die Soester zur Annahme der klevischen Kirchenordnung zu bewegen, die zwischen den beiden Konfessionen zu vermitteln suchte. Ohne Erfolg allerdings, da die Soester fest zum Luthertum standen. Diese konsequente Haltung führte in der Folgezeit oft zu Verstimmungen mit den Herzögen, die aber vor einer gewaltsamen Unterwerfung der Stadt zurückschreckten.

Zunächst setzte Herzog Wilhelm den Weg der gemäßigten Reform seines Vaters fort. Nachdem er aber in der Auseinandersetzung um das Herzogtum Geldern vom Kaiser besiegt wurde (1543), zwang dieser ihn zur Annahme von Friedensartikeln, die das katholische Bekenntnis in seinen Ländern verpflichtend machten. Fortan stand der Herzog auf der Seite des Kaisers, der ihn. auch durch eine Heirat mit seiner Nichte Maria von Österreich an sein Haus zu binden wußte.

Während des Interims kam der Herzog im November 1548 selbst in die Stadt, um die Religionsverhältnisse zu regeln. Sein Quartier befand sich im Nachbarhaus Marktstraße 4, das der Patrizierfamilie von Klocke gehörte. In einem Vertrag mußte die Stadt Soest die Wiedereinführung des katholischen Bekenntnisses und die Aufsichtsrechte des Herzogs anerkennen. Der in der Stadt verbliebene herzogliche. Kanzler Olisleger unterstützte nach Kräften den energischen Rekatholisierungsversuch Johann Groppers. Dennoch war der Herzog in der Folgezeit sehr nachsichtig gegenüber der allmählich wieder zum evangelischen Glauben zurückkehrenden Stadt.