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Verkehr


 
 
Einleitung
Die Ausbreitung von Handel, Gewerbe und Industrie setzte eine gute Infrastruktur voraus. Nur durch günstige Verkehrswege war gewährleistet, dass die Rohstoffe zu den Produktionsorten und die Produkte zu den Verbrauchern gelangen konnten. Entlang der verschiedenen Verkehrswege entfalteten sich große Teile der westfälischen Wirtschaft.

Seit dem frühen Mittelalter verband ein weit verzweigtes Straßen- und Wegenetz die Städte und Dörfer in Westfalen. Für den internationalen Handel waren Straßen wie der Hellweg, der quer durch Westfalen und das Rheinland verlief, wichtige Lebensadern.

Im 18. Jahrhundert spielten vielerorts die Wasserwege für den Gütertransport eine immer größere Rolle. Die Schifffahrt auf der Weser war für die Gewerbeentwicklung im östlichen Westfalen ebenso wichtig wie die Schiffbarmachung der Ruhr für die Händler und Gewerbebetriebe im südlichen und westlichen Westfalen. Straßen und Wasserwege boten geistlichen und weltlichen Landesherren zudem beträchtliche Einnahmen. Die Reisenden mussten Brücken- oder Schleusenzölle sowie Wegegelder entrichten.

Der große Schub der Industrialisierung seit den 1850er Jahren brachte eine Ausweitung bzw. Entwicklung des Verkehrsnetzes mit sich. Der Arbeitskräftebedarf der neuen Fabriken war enorm und zog zahlreiche Menschen aus ländlichen Gegenden in die schnell wachsenden Städte. Lebte Anfang der 1870er Jahre nur jeder 20. Einwohner des Deutschen Reiches in einer Großstadt, so war es 1914 bereits jeder vierte bis fünfte. Dieser Bevölkerungsanstieg in den Städten brachte eine erhöhte Nachfrage nach Bedarfsgütern, zunehmend auch nach höherwertigen Konsumgütern, und damit eine Ausweitung des Warentransports mit sich.
Anke Asfur

Wirtschaftlicher Strukturwandel und Herausbildung von 'Global Playern' in Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert




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Um schnellere und direktere Verbindungen zwischen den natürlichen Wasserstraßen und den wirtschaftlichen Zentren in Westfalen zu ermöglichen, wurden im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert große Kanalbauprojekte verwirklicht. So weihte Kaiser Wilhelm II. 1899 in Dortmund feierlich den Dortmund-Ems-Kanal ein, der das Ruhrgebiet mit Emden verband und so einen direkten Warentransport zur deutschen Nordseeküste ermöglichte. Diese Nord-Süd-Verbindung wurde 1914 durch den Rhein-Herne-Kanal nach Westen erweitert. Eine weitere West-Ost-Verbindung von Westfalen aus ermöglichte schließlich seit den 1930er Jahren der Mittellandkanal.

Der Bau der großen Dampfeisenbahnen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde zu einem wichtigen Motor für die Industrialisierung. Zwischen Kohle und Eisenbahn bestand eine enge Verbindung: Der Betrieb der Eisenbahnen benötigte Kohle und die Eisenbahnen waren gleichzeitig das wichtigste Transportmittel für den Kohleabsatz. Außerdem brachte der Ausbau des Eisenbahnnetzes neue Impulse für die Eisen- und Maschinenindustrie.

Bei den Zeitgenossen wie Friedrich Harkort galt die Eisenbahn als Symbol des Fortschritts. Sie verkörperte für viele Menschen Dynamik, Aufbruchstimmung und Zukunftserwartung. Der Anschluss an die Eisenbahn bedeutete Teilnahme am Handel und an der Beförderung "wirtschaftlichen Wohlstands". Vor allem der Bau der Köln-Mindener Eisenbahn (1844-1847) beschleunigte die industrielle Entwicklung Westfalens. Getragen von den führenden Unternehmern in Rheinland und Westfalen wurde in kurzer Zeit ein großes Netz mit vielen Nebenstrecken und Werkseisenbahnen geschaffen. Zudem entwickelte sich die Eisenbahn zu einem schnellen und günstigen Verkehrsmittel für Reisende und trug damit zur Mobilität der Menschen in Westfalen bei.

Seit den 1960er Jahren wurde auch in Westfalen das Auto zum wichtigsten Transportmittel. Ein dichtes Netz von Autobahnen, das vor allem seit den 1970er Jahren verstärkt ausgebaut wurde, ermöglicht heute schnelle Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen. Täglich pendeln zahlreiche Menschen zwischen Wohn- und Arbeitsort, wobei größere Entfernungen durch die eigene Motorisierung zunehmend besser überwunden werden können. Gleichzeitig hat sich auch ein großer Teil des Gütertransports von der Schiene auf die Straße verlagert. Allerdings gab es in den letzten Jahrzehnten immer auch Kritik an der zunehmenden Ausweitung des Autobahnnetzes und des Autoverkehrs. Die Ausrichtung auf das Auto im Städtebau der 1960er Jahre ist mittlerweile durch das Bemühen um autofreie Innenstädte abgelöst worden. In den immer wieder auftretenden Protesten gegen den Bau neuer Autobahntrassen wird zudem eine Stärkung des Umweltschutzgedankens auch in Bezug auf den technischen Fortschritt deutlich.