Stein > Chronologie eines Lebens 1780-1804




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Wohnhaus Steins in Wetter, 2007 / Foto: Marcus Weidner 

1780-1804


Verwaltungsmann in Westfalen

 
 
 

1780


 
 
 
1780-01 
Stein reist über Dresden nach Berlin, wo er dem preußischen König Friedrich II. vorgestellt wird, den er schon seit einigen Jahren bewundert. 
 
 
1780-02-01 
Stein wird von Friedrich II. zum preußischen Kämmerer am Königshof ernannt. 
 
 
 
1780-02-04 
Stein tritt als Referendar im Berliner Bergwerks- und Hütten-Departement beim General-, Kriegs- und Domänendirektorium in den Dienst der preußischen Zentralverwaltung ein. Die Tätigkeit auf diesem "Zukunftsfeld" war vermutlich über persönliche Kontakte der zweiten Ehefrau des preußischen Etats-, Kriegs- und dirigierenden Ministers sowie Oberberghauptmanns Friedrich Anton von Heinitz (1725-1802) zu Karls Mutter vermittelt worden. Heinitz, zuvor sächsischer Berghauptmann, hatte das Amt 1777 angetreten. Im Februar 1780 unternimmt er mit seinem Chef und Mentor Heinitz eine Dienstreise in die westlichen Provinzien Preußens. 
 
 
 

1781


 
 
 
1781 Herbst 
Stein unternimmt mit Friedrich Wilhelm von Reden (1752-1815), der 1779 die Leitung des schlesischen Oberbergamts übernommen hat, eine Studienreise nach Polen. 
 
 
 
 

1782


 
 
 
1782-03-08 
Stein wird auf Vorschlag von Minister von Heinitz (1725-1802) zum Oberbergrat befördert. 
 
 
 
1782 Zweite Hälfte / 1783-04 
Stein hält sich an der 1765 nach den Plänen von Friedrich Wilhelm von Oppel (1720-1767), Karl Wilhelm Benno von Heinitz (1738-1801) und Friedrich Anton von Heinitz (1725-1802) gegründeten Königlich-Sächsischen Bergakademie zu Freiberg in Sachsen auf. 
 
 
 

1783


 
 
 
1783-05-29 
Steins Mutter Henriette Karoline, geb. am 15.09.1721, die seit 1775 häufig krank war, stirbt am Himmelfahrtstag um 8:00 Uhr. Der Leichnam wurde am 31.05.1783 auf dem Früchter Kirchhof, dicht bei der Kirchenmauer, bestattet, begleitet von einer Leichenrede, die Pfarrer Haupt hielt. Fideikommissherr wird zwar nun Stein, aufgrund seiner Abwesenheit überträgt er die Verwaltung aber seiner Schwester Marianne, zu der er eine sehr enge Beziehung pflegt. 
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Luftbild Frücht
 
 
1783 Sommer 
Stein besucht die 1775 gegründete Berg- und Hüttenschule in Clausthal. Ende 1783 kehrt er nach Berlin zurück. 
 
 
 

1784


 
 
 
1784-02-16 
Stein wird zum Direktor der westfälischen Bergämter in Wetter an der Ruhr ernannt - neben Schlesien die wichtigste Bergbauregion Preußens. Schwerpunkte seiner Tätigkeit der nächsten Jahre sind der Wissens- und Technologietransfer, die Intensivierung der staatlichen Aufsicht über die Grubenbetriebe (Direktionsprinzip), die Verbindung der rohstofforientierten Ruhrregion mit den Industriestandorten an der Sieg, im Sauerland und im Herzogtum Berg (1780-1784 Schiffbarmachung der Ruhr, Chausseebau) und die Normierung von Maßen. 
 
 
1784-05-10 
Stein übersiedelt nach Wetter an der Ruhr und nimmt dort kurzzeitig Quartier im Haus des Gastwirts Diergarten, Wetter 18, bevor er einige Tage später in die Wohnung des nach Berlin abgereisten Oberbergrats Waitz im Bergamt einziehen konnte. 
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1784-07-27 
Denkschrift des Oberbergrats Stein über die  Verbesserung des märkischen Kohlenbergbaus
 
 
 
 

1785


 
 
 
1785 Sommer / Herbst 
Auf Vorschlag der Minister Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1714-1800) und Ewald Friedrich Graf von Hertzberg (1725-1795) wird der diplomatisch bislang unerfahrene Stein zu einer Mission an den Mainzer Hof entsandt, um den Kurfürsten Franz Ludwig von Erthal (1730-1795) für die preußische Fürstenbund-Politik zu gewinnen (Instruktion vom 15.05.1785). Der Deutsche Fürstenbund (23.07.1785-1790) wird von Preußen, Hannover und Kursachsen getragen und zielt auf die Bewahrung des Status Quo im Reich ab, ist letztlich also ein Bündnis gegen die Expansion Habsburgs; weitere Territorien schließen sich dem Bund an. Hintergrund der Ernennung Steins war offenbar die Tätigkeit von Steins Vater in Mainz und seine regionale Herkunft. Zwar wird er auf eigene Bitte hin zunächst vom Auftrag wieder entbunden (07.06.1785), nach weiterer Unterrichtung nimmt er diesen jedoch an (14.06.1785). Trotz des erfolgreichen Abschlusses der Mission - wobei man jedoch nicht sagen kann, welchen Anteil Stein letztlich daran hatte -, verlässt er das diplomatische Parkett und kehrt in das beschauliche Wetter zurück. 
 
 
 
 

1786


 
 
 
1786-01 / 03 
Stein reist zu Sitzungen des Departements nach Berlin. Am 22.03.1786 fährt er über Clausthal, Minden, Ibbenbüren und Hamm nach Wetter zurück, wo er am 25.04.1786 ankommt. 
 
 
1786-10-31 
Stein wird zum Geheimen Oberbergrat befördert. 
 
 
 
1786-11 / 1787-07 
Stein unternimmt mit seinem Steiger Friedrich eine Reise nach England, um sich vor Ort mit dem dortigen technologischen, wirtschaftlichen und politischen System vertraut zu machen. Vor allem aber Industriebetriebe und deren Dampfmaschinen ziehen die Aufmerksamkeit Steins auf sich. Nach vermutlich nicht unberechtigten Vorwürfen, er betreibe Industriespionage, wird es für Stein zunehmend schwieriger, Kontaktpersonen zu finden und Besichtigungen durchzuführen, was zum Scheitern seiner einzigen Englandreise beiträgt. Dennoch gelingt es ihm letztlich, einen Liefervertrag über Dampfmaschinen mit der führenden Firma Boulton & Watt einzufädeln. 
 
 
 

1787


 
 
 
1787-11-07 
Stein wird zum 2. Direktor der Kriegs- und Domänenkammer für das Herzogtum Kleve in Kleve und der Kammer für die Grafschaft Mark in Hamm ernannt; letztere wurde erst 1787 eingerichtet (Eröffnung 1788) und löste die Kriegs- und Domänenkammerdeputation ab (1757-1763, 1767-1787), die noch Kleve unterstellt war. Kammerpräsident wird Christian Heinrich Ernst von Ledebur (bis 1793). Stein wird durch seine neue Tätigkeit stärker in die allgemeinen Verwaltungsaufgaben der westfälischen Gebiete Preußens einbezogen. 
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Luftbild Hamm
 
 
 

1788


 
 
 
1788-04 
Stein hält sich in Berlin auf. 
 
 
 
1788-07 
Stein wird nach der unehrenhaften Entlassung des Amtsinhabers zum 1. Direktor der Kammer in Kleve ernannt. 
 
 
 
1788-10-30 
Steins Vater Karl Philipp, geb. 08.10.1708, stirbt "an Entkräftung". Stein übernimmt entsprechend der Bestimmungen des  Familienfideikommisses vom 02.02.1774 und dem  Nachtrag vom 30.10.1779 den Steinschen Familienbesitz. Schon seit 1783 wird der Besitz von Steins Schwester Marianne, mit der Stein sein Leben lang eng verbunden ist, verwaltet, woran Stein jetzt keine Änderungen vornimmt. Der Vater wird am 01.11.1788 neben seiner Frau an der Pfarrkirche zu Frücht beerdigt. 
 
 
 

1790


 
 
 
1790 
Steins zweitältester Bruder Friedrich Ludwig, getauft am 01.02.1752, stirbt als kaiserlicher Offizier in Böhmen am Fieber. Nach einem Studium in Straßburg 1767/1768 trat er als Offizier in die kaiserliche Armee ein, 1772 wurde er Deutschordensritter und zog als Befehlshaber eines Grenadierbataillons in Böhmen 1788-1789 in den Krieg gegen das Osmanische Reich, u. a. kämpfte er in Belgrad. 
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1791


 
 
 
1791 Frühjahr 
Stein erwirbt gegen Zahlung von (geliehenen) 25.000 Talern Preußisch Courant eine Anwartschaft auf eine Major-Präbende am Stift Brandenburg, die nach Resignation des Domherrn Wolff Otto von Pannwitz (1752-1802) frei wurde. Nach der königlichen Kollation vom 31.03.1791 gelangt er am 29.09.1791 in den vollen Genuss der Präbende, die etwa 2.100 Taler jährlich abwirft. Stein bleibt bis 1797 Kapitelsmitglied, aber erst Ende September 1801 gelingt ihm der Verkauf der Präbende an den Grafen Heinrich Wilhelm Ferdinand von der Schulenburg. 
 
 
 
1791-05 
Stein wird zum Ehrenmitglied der Altenaer Schützengesellschaft ernannt. 
 
 
 
 

1792


 
 
 
1792 
Stein wird zum Landtagskommissar für die Grafschaft Mark bestellt. 
 
 
 
1792-06 
Das Bergamt Wetter wird auf Vorschlag Steins zum westfälischen Oberbergamt aufgewertet; die Ämter in Ibbenbüren und Minden-Ravensberg werden Wetter untergeordnet, das Oberbergamt selbst wird aus dem Zuständigkeitsbereich der Kriegs- und Domänenkammer in Kleve herausgelöst und direkt dem Ministerium in Berlin unterstellt. Ab 1797 greifen Beamte auch in die städtische Verwaltung ein. Der Verlagerung des Bergbaus in die Region nördlich der Ruhr folgte auch das Oberbergamt, das im Dezember 1815 nach Bochum verlegt wird. In der leerstehenden Burg siedelte Friedrich Harkort (1793-1880) zusammen mit Heinrich Kamp (1786-1853) und mit Hilfe des englischen Technikers Edward Thomas die Mechanische Werkstätten Harkort & Co., eine der ersten Maschinenbaufirmen im Ruhrgebiet. 
 
 
1792-07 
Stein besucht die preußischen Truppen bei Koblenz, kurz vor dem Einmarsch der Reichstruppen in linksrheinisches Gebiet (1. Koalitionskrieg). 
 
 
1792 Herbst / Ende 
Nach der Kanonade von Valmy (20.09.1792), bei der sich die französischen Revolutionstruppen auf der einen, die preußische und die österreichische Armee auf der anderen Seite gegenüberstehen, reist Stein ohne förmliches Mandat an den Rhein. Dort organisiert er auf eigene Kosten Patrouillenketten zur Feindbeobachtung, ruft die regionalen Fürsten zur Verstärkung ihres militärischen Widerstands auf und nimmt an kleineren Streifzügen teil. Im Dezember erobert er gar in Wesel mit Trainknechten eine kleine Rheininsel zurück. 
 
 
 

1793


 
 
 
1793-02-18 
Stein wird - als Nachfolger von Christian Heinrich Ernst von Ledebur (seit 1787) - zum Präsidenten der Märkischen Kriegs- und Domänenkammer in Hamm ernannt. 
 
 
1793-06 
Stein hält sich in Nassau und im Lager vor Mainz auf. 
 
 
1793-06-08 
Stein heiratet Wilhelmine Friderike Reichsgräfin von Wallmoden-Gimborn (Wien 22.06.1772 - Nassau 15.09.1819), auf die er 1790 erstmals traf. Sie ist Tochter des hannoverschen Kavallerie-Generals und illegitimen Sohns des englischen Königs Georgs II., Johann Ludwig Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn (1736-1811), und der Charlotte Christiane von Wangenheim (1746-1783). Die Verlobung fand im Frühjahr 1793 in Hannover statt, die Hochzeit auf dem Wallmodenschen Gut Heinde bei Hildesheim. 
 
 
1793 Sommer 
Steins Schwester Marie Charlotte, geboren am 22.02.1754, stirbt bei einer Fehlgeburt. Sie hatte am 26.03.1779 den hannoverschen Diplomaten in Mainz, Georg August von Steinberg auf Brüggen (gest. 1801), geheiratet, einen Kommilitonen ihres Vaters. 
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1793-11-23 
Stein wird zum Präsidenten der klevischen Kriegs- und Domänenkammer ernannt und verlegt zum Ende des Jahres seinen Wohnsitz nach Kleve. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die klevisch-märkische Verwaltungsorganisation, und hier v. a. die Beteiligung der Landstände, sowie die kommunale Selbstverwaltung in Kleve und Mark, wo die landständische Partizipation im Unterschied zu den östlichen Teilen Preußens noch stark ausgeprägt ist. 
 
 
1793 Ende 
Stein hält sich in Nassau und im Lager vor Mainz auf. 
 
 
1793 Ende 
Stein in Nassau und im Lager vor Mainz. 
 
 
 

1794


 
 
 
1794-05 
Stein reist nach dem Haag. 
 
 
1794-10 
Stein verlegt seinen Wohnsitz von Kleve nach Wesel. 
 
 
 

1795


 
 
 
1795-02 
Stein ist mit der Verpflegung der in Westfalen stehenden preußischen Truppen beauftragt, die im 1. Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich kämpfen. 
 
 
 
 

1796


 
 
 
1796-06-21 
Stein wird zum gemeinsamen Präsidenten ("Oberkammerpräsident") der westfälischen Kriegs- und Domänenkammern von Minden und Ravensberg, Tecklenburg und Lingen, Kleve und Moers sowie Mark und Geldern ernannt - der Mindener Amtsvorgänger von Breitenbauch war im April verstorben. Im September [?] 1796 verlegt Stein seinen Wohnsitz nach Minden. Stein war zuvor zunächst interimistisch mit der Leitung betraut worden und übernimmt diese Aufgabe zusätzlich zu seinen anderen Ämtern. Stein betreibt die Vereinheitlichung der zersplitterten Herrschaft in Preußens Westen und wird daneben mehr und mehr auch als Gutachter für gesamtpreußische Fragen von der Berliner Zentrale herangezogen. 
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Luftbild Minden
 
 
1796-08-02 
Steins Tochter Henriette vom Stein (1796-1855) wird geboren. 
 
 
 
1796 / 1797 
Stein hält sich am Niederrhein auf. 
 
 
 
 

1798


 
 
 
1798 Sommer 
Stein bereist, vom Niederrhein kommend, das linke Rheinufer, möglicherwiese in Zusammenhang mit dem Verkauf von Familiengütern. 
 
 
 
 

1799


 
 
 
1799-07-29 
Steins ältester Bruder Johann Friedrich stirbt im preußischen Triesdorf beim mittelfränkischen Ansbach. Am 22.01.1749 geboren, besuchte er 1764/1765 das Paedagogium in Halle an der Saale und trat dann ins Militär ein: 1766 war er als Fähnrich im holländischen Infanterie-Regiment Prinz von Nassau-Usingen, 1769 Kapitän, 1776 Oberstleutnant; 1777 verkaufte er seine Stelle, zuvor war er 1775 in den Deutschen Orden eingetreten (Komturei Weddigen bei Goslar). 1778 trat er in preußische Dienste (Regimentskommandeur und Oberst), 1786 wurde er preußischer Hof- und Landjägermeister der Mark, 1791 Vize-Oberjägermeister, auch nahm er ab 1780 diplomatische Missionen (1787-1793 Gesandter in Mainz) wahr. 
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Luftbild Triesdorf
 
 
 

1801


 
 
 
1801 
Stein bekleidet bis zu seinem Berliner Ministeriat 1804 das Amt eines Stiftsdirektors des protestantischen hochadligen Damenstifts Wallenstein zu Homberg/Efze, wo seine Schwester Mariann eine Präbende innehat. 
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Luftbild Homberg
 
 
1801 
Steins Tochter Mathilde wird geboren; sie stirbt bereits im folgenden Jahr. 
 
 
 
 

1802


 
 
 
1802-05 
Vermutlich infolge der Bedrohung seiner im Westen gelegenen Güter - mit dem  Frieden von Lunéville (29.02.1801), der den 2. Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Österreich beendete, war u. a. das linke Rheinufer an Frankreich gefallen - verkauft Stein rheinischen Besitz. Als Fideikommissherr ist er rechtlich gezwungen, die Substanz zu halten, d. h. andernorts geeigneten Ersatz zu erwerben. Zusammen mit dem Kämmerer von Troschke kauft er die Herrschaft Birnbaum bei Posen in Westpreußen. Begünstigt wird dieser Schritt durch die Güterentwertung im Osten. Troschke übernimmt die Bewirtschaftung des Guts. Der Schritt zeigt die zunehmende Integration Steins in und Orientierung nach Preußen. 
 
 
 
1802-09-09 
Noch vor Verabschiedung des Reichsdeputationshauptschlusses (25.02.1803) nimmt Preußen im Juni 1802 Gebietsteile im Westen in Besitz ( Besitzergreifungspatent, 06.06.1802). Zur Durchführung der Säkularisation in den Fürstbistümern Münster und Paderborn wird Stein nach Münster berufen. Am 27.09.1802 verlegt er seinen Wohnsitz nach Münster und bezieht einen Teil des münsterschen Schlosses (rechter Flügel, Nordflügel). Als Leiter der (regionalen) Spezialorganisations-Kommission für die erworbenen geistlichen Gebiete, die der Hauptorganisations-Kommission unter Minister Graf Friedrich Wilhelm von Schulenburg-Kehnert (1742-1815) in Hildesheim unterstellt ist, fungiert er als ziviler Administrator von Generalleutnant Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819), der bereits am 03.08.1802 in Münster eingerückt war und ebenfalls einen Flügel (den linken, sog. Kapellenflügel) des münsterschen Schlosses bezog. Steins Aufgabe, die er neben seinen Präsidentenämtern in Minden und Hamm wahrnimmt, besteht in der Integration der neuen Gebiete ("Entschädigungslande") in den preußischen Staat. 
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Luftbild vom Schloss
 
 
1802 Ende 
Stein hält sich in Paderborn auf. 
 
 
 

1803


 
 
 
1803 
Stein wird Mitglied der 1802 gegründeten Militärischen Gesellschaft zu Berlin, des wichtigsten Forums zu militärpolitischen Fragen Preußens. 
 
 
 
1803-05-03 
Steins Tochter Therese Marianne Magdalene wird in Münster geboren. 
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1803-11 
Stein schließt die Organisationsarbeiten in Münster ab. Der Oberkammerpräsident erhält formal die Leitung der Kriegs- und Domänenkammer in Münster, die im münsterschen Schloss neu eingerichtet wurde und für die preußischen Gebiete Münster, Paderborn, Lingen und Tecklenburg zuständig ist. Stein behält zwar zugleich die Mindener Kammerleitung, gibt die Hammer jedoch ab. 
 
 
 

1804


 
 
 
1804-01 
Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen (1738-1816, reg. 1803-1816) mediatisiert per Patent vom 31.12.1803 die Steinsche Reichsritterschaft mit den Dörfern Schweighausen und Frücht. Dieser drastische Schritt sei notwendig, so der Fürst, "um sie gegen andere Stände zu sichern und die Landeshoheit auf den Fall der Auflösung der Reichs-Ritterschaft" zu verlangen.

Gegen diese Mediatisierung richtet Stein aus Münster einen offenen und vielbachteten Brief an den Fürsten (13.01.1804), in dem er ihm unterschwellig Willkür vorwirft.
"Deutschlands Unabhängigkeit und Selbständigkeit wird durch die Consolidation der wenigen Reichs-Ritterschaftlichen Besitzungen mit denen sie umgebenden kleinen Territorien wenig gewinnen, sollen diese für die Nation so wohlthätige große Zwecke erreicht werden, so müssen diese kleinen Staaten mit denen beiden großen Monarchien, von deren Existenz die Fortdauer des Deutschen Nahmens abhängt, vereinigt werden, und die Vorsehung gebe, daß ich dieses glückliche Ereigniß erlebe."

Abschließend heißt es:
"Wird der Ritterschaftliche Verein auf eine gewaltsame Art zertrümmert, so entsage ich dem Aufenthalt in einem Lande, das mich mit Gegenständen bitterer Erinnerungen umgiebt und wo mir alles den Gedanken an den Verlust meiner Unabhängigkeit und an meine neue Fesseln zurück ruft. Es ist hart, ein erweislich siebenhundert jähriges Familien Eigenthum verlassen und sich in entfernte Gegenden verpflanzen zu müssen, die Aussicht aufzugeben, nach einem arbeitsamen und, ich darf es sagen, nützlichen Geschäftleben in seinem väterlichen Hause, unter denen Erinnerungen seiner Jugend, Ruhe zu genießen und den Uebergang zu einem bessern Seyn zu erwarten, es ist noch härter, alle diese Opfer nicht irgend einem großen edlen, das Wohl des Ganzen befördernden Zweck zu bringen, sondern um der gesetzlichen Uebermacht zu entghen, um - doch es giebt ein richtendes Gewissen und eine strafende Gottheit."
 
 
 
1804-10-22 
Denkschrift Steins für das Berliner General-Direktorium über die  Einrichtung einer Universität in Münster