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Marcus Weidner

Stein - seine Denkmäler

 
 
 
  

Nassau



Neues Denkmal auf dem Burgberg Nassau, 1953

 
 
 
 
Auftraggeber border= 
Land Rheinland-Pfalz 
Einweihung border= 
28.06.1953 Einweihung 
Entwurf / Herstellung border= 
Eugen Keller (Kirchheim a. d. Weinstraße 07.05.1904-13.01.1995). 1923-1924 Kunstgewerbeschule; 1924-1926 Akademie der Bildenden Künste in München; 1927-1929 Kunstakademie Stockholm; 1930-1931 Keramische Fachschule Höhr-Grenzhausen; ab 1924 Atelier in Höhr-Grenzhausen, Tätigkeit als freier Designer in der keramischen Industrie; 1940-1945 Soldat; ab 1946 Wiederaufbau des Ateliers; ab 1952 v. a. Kirchenausstattungen; ab ca. 1970 Verlagerung des Tätigkeitsschwerpunkts auf die Malerei. 
Material border= 
Aufstellungsort/e border= 
1952 - : Nassau, Burgberg, an der Stelle des 1945 beschädigten und dann abgetragenen Stein-Denkmals von 1872. 
Luftaufnahme border= 
Google Maps 
Information border= 
Rundbau mit acht schlanken, hohen Säulen auf einem Fundament, die an ihrem Abschluss durch einen aufgesetzten Kreis miteinander verbunden sind. In der Mitte auf einem quadratischen Sockel das Standbild Steins, das sehr monolithisch wirkt. Die Standfigur war einer der ersten öffentlichen Aufträge des Bildhauers Keller.

Das 1953 eingeweihte Denkmal ist auf Initiative des Landes Rheinland-Pfalz als Ersatz für das 1945 beschädigte alte Stein-Denkmal an derselben exponierten Stelle errichtet worden. An der Gestaltung hatten der Landeskonservator Bornheim gen. Schilling und Graf von Kanitz mitgewirkt. Die Errichtung war möglich geworden durch finanzielle Zuwendungen des Landes Rheinland-Pfalz.

Das Denkmal wurde am Sonntag, dem 28.06.1953, durch Bundespräsident Prof. Theodor Heuss (1884-1963, reg. 1949-1959) eingeweiht. Heuss wurde begleitet von dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Peter Altmeier (1899-1977, reg. 1947-1969), Innenminister Dr. Alois Zimmer (1896-1973, reg. 1951-1957) und Justizminister Becher (1898-1961, reg. 1951-1959). Rund 30 Pressevertreter waren anwesend, darunter die Filmwochenschau. Von der Bezirksregierung Montabaur waren 130 Polizei- und Gendarmeriebeamte eingesetzt. Die Einweihung wurde durch Lautsprecher bis zur Eisenbahnbrücke übertragen. Der Verkauf einer Denkmal-Plakette (0,50 DM) diente dem Verkehrsverein zur Refinanzierung der Ausgaben für die Feierlichkeiten. Das Rahmenprogramm beinhaltete auch sportliche Aktivitäten, etwa die Austragung des Jugend-Bundespokal-Fußballspiels zwischen den Fußballverbänden Rheinland und Westfalen gegen Mittag, vier Stafettenläufe (von Diez-Hahnstätten, Loreley, Frücht und Katzenelnbogen) oder Präsentationen aus den Bereichen Geräteturnen und Ballgymnastik, aber auch Volkstänze. Das Rahmenkonzert vor und nach der Enthüllung wurde von einer Polizeikapelle übernommen. Bereits am Morgen war der Spielmannszug der Nassauer Feuerwehr durch die Straßen gezogen.

Um 15.30 trafen der Bundespräsident Heuss und 80 geladene Ehrengäste ein. Auftakt bildeten die Kranzniederlegung des Bundespräsidenten und von Mitgliedern der rheinland-pfälzischen Landesregierung am Grab Steins in Frücht und die Besichtigung des Steinschen Schlosses, wo Heuss im Blauen Salon von der Grafenfamilie und vom nassauischen Bürgermeister Schneider empfangen wurde. Ein Mädchen aus Nassau überreichte einen Blumenstrauß, Heuss nahm nach der Begrüßung die vier Stafettenstäbe und Grußbotschaften der Turner entgegen. Zuvor hatten sich die im grünen Saal versammelten Festgäste, so der Nassauer Anzeiger, über den hellen Anzug des Frankfurter Oberbürgermeisters und Vorsitzenden des Deutschen Turnerbundes, Walter Kolb (1902-1956, reg. ab 1946), mokiert. Als dann aber auch Heuss in einem hellen Anzug erschien und auf diesen Vorfall angesprochen wurde, habe er geantwortet: "Was woll'n Sie, es ist doch keine Beerdigung".

Im Anschluss gingen die Festgäste zu Fuß durch die flaggengeschmückte Stadt - über den Marktplatz, durch die Kettenbrückstraße und die Kettenbrücke - den Berg zum Denkmal hinauf; die Jugend stand Spalier. Stadt und Denkmalsplatz waren geschmückt mit der bundesdeutschen, der rheinland-pfälzischen und der französischen Flagge, mit Turnerflaggen, der Flagge des Landes Nassau, der Stadt Nassau und der Familie Stein. Nach dem großen Chorgesang (Beethoven: "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre") der Männergesangsvereine Nassau, Bergnassau-Scheuern, Dienethal, Singhaufen und Dausenau, musikalisch begleitet von der Kurkapelle Bad Ems, betonte Ministerpräsident Altmeier, dass Stein in Zeiten der Not seinem gequälten Vaterland Halt und Stütze gewesen sei. Stein habe in einer Situation, die der heutigen nicht unähnlich sei, versucht, das Volk an den Staat heranzuführen, denn die beste staatliche Organisation bleibe ungeliebt, wenn nicht eine Gemeinschaft dahinter stehe. Zugleich bekundete er den Willen zur staatlichen Einheit Deutschlands, für die ein Stück staatliches Selbstbewusstsein notwendig sei, das nur über eine Beteiligung der Bürger zu erreichen wäre.

Nach einem Musikstück der Hachenburger Stadtkapelle betonte der Bundespräsident in seiner Ansprache - "mit ruhiger abgeklärter, warmer Stimme" (Nassauischer Anzeiger) - die Aktualität Steins und hob u. a. hervor, dass dieser als vorbildlicher Beamter großen Einfluss auf das Gemeinwesen des deutschen Volkes gehabt habe. Das Ehrenamt, auf dem die Demokratie beruhe, sei ein Erbe des Steins gewesen. Heuss schloss mit einem Zitat des Dichters Ernst Moritz Arndt (1769-1860), der über Stein gesagt habe: "Des Rechtes Grundstein, des Unrechtes Eckstein und des Deutschen Edelstein". Während seiner Ansprache wurde von vier Nassauer Schulkindern der Abschlussklasse der Nassauer Volksschule - zwei Jungen und zwei Mädchen - die Denkmalfigur enthüllt. Schließlich wurde am Denkmal ein Rosenstrauß mit einer Schleife ("Dem Schöpfer der Selbstverwaltung - Bund deutscher Kommunalbeamten, Landesverband Rheinland-Pfalz") niedergelegt.

Nach der Feier ging die Festgesellschaft zurück in die Stadt, zum Rathaus, wo die Stadt zu einem Empfang geladen hatte. Gegen 19.00 Uhr besuchte Heuss das Müttergenesungsheim des Roten Kreuzes in der Emserstraße und überreichte anlässlich der Einweihung des Hauses eine Spende der "Elly-Heuss-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk", die auf eine Initiative seiner kürzlich verstorbenen Frau "Elly" Heuss, geb. Knapp (1881-1952), zurückging. Den Abend verbrachte Heuss in Bad Ems, wo die Landesregierung einen Empfang gab. In Nassau waren die Burganlagen, das Denkmal, das Ufer der Lahn und die Lahn selbst, die der Nassauer Kanuklub mit seinen beleuchteten Booten befuhr, mit bengalischen Feuern geschmückt.[1] 
Anmerkungen border= 
[1] Lahn-Zeitung, 29.06.1953; Nassauer Anzeiger, 27.06.1953, 30.06.1953; Rhein-Post, 29.06.1953. 
Quellen / Literatur border= 
Lahn-Zeitung, 29.06.1953; Nassauer Anzeiger, 27.06.1953, 30.06.1953; Rhein-Post, 29.06.1953.

Thomas Keller (Hg.), Eugen Keller. Leben und Werk. Treuchtlingen 1990, v. a. S. 6, 31; Karl-Heinz Schönrock, Die Denkmäler für Freiherrn vom Stein in Nassau, in: Heimatjahrbuch [Rhein-Lahn-Kreis] 1993, S. 85-91.

Website der Stadt Nassau a. d. L. (letzte Überprüfung: 24.10.2007) 
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