Denkmäler in OWL > Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel


 

1. Einleitung

 
 
 
In den v. Bodelschwinghschen Stiftunen Bethel steht die 1884 erbaute Zionskirche. An der westlichen Seite der Kirche befinden sich ein Denkmal und ein Mahnmal: Ein Kriegerdenkmal für die Opfer der beiden Weltkriege und eine Gedenktafel, die an die Opfer der nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmorde ("Euthanasie“) erinnern soll. Denkmal und Gedenktafel sind zu ganz unterschiedlichen Zeiten, in vollkommen anderen historischen Zusammenhängen und mit verschiedenen Motiven entstanden. Beide repräsentieren verschiedene Formen des Gedenkens und der Erinnerungskultur.

Die ersten Planungen für ein "Ehrenmal“ zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gehen auf die 1920er Jahre zurück. Doch erst in einem zweiten Anlauf wurde das Kriegerdenkmal im Jahr 1934 feierlich eingeweiht. Auf dem bestehenden Denkmal wurden 1965, ohne Aufwand und ohne Feierlichkeiten, die Jahreszahlen 1939-1945 ergänzt - zur Erinnerung an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Die seitlich daneben hängende Gedenktafel wurde im Jahr 1989 von der Zionsgemeinde und dem Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftunen Bethel eingeweiht.

Quellenmaterial und Fotos für weiterführende Forschungen liegen im Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftunen Bethel. Hier kann auch zu zwei weiteren Mahnmalen in Bethel gearbeitet werden: der Stele für die Opfer der Zwangssterilisationen und dem Gedenkstein für die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen.
Weitere Ressourcen im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" zur Geschichte von Bielefeld



Luftaufnahme der Zionskirche Bethel
 
 

2. Die Vorbereitung für ein Kriegerdenkmal in den 1920er Jahren

 
 
 
Spätestens seit Herbst 1920 gab es in der Zionsgemeinde konkrete Bestrebungen zur Errichtung einer "Krieger-Erinnerungstafel“ - so hieß es in den ersten Planungen. Im Februar 1921 wurde ein Ausschuss gebildet, der vor allem Gelder zur Finanzierung sammeln sollte. Doch der erste Anlauf für ein "Ehrenmal“ scheiterte. Später wird als Grund angedeutet, dass die meisten Angehörigen der gefallenen Soldaten gar nicht in Bethel lebten. Gestorben waren vor allem junge Diakone, Diakonenschüler und Lehrlinge, die aus beruflichen Gründen nach Bethel gekommen waren; ihre Familien lebten an anderen Orten. Nur gut ein Drittel der Familien der Hinterbliebenen gehörten zur Zionsgemeinde. Vermutlich war der Wunsch der Angehörigen, an der Zionskirche einen Ort des Gedenkens zu haben, nicht so unmittelbar drängend.
 
 
 
 
 

3. Die Einweihung des Kriegerdenkmals 1934

 
 
 
Im Jahr 1934 begingen viele Kirchengemeinden mit patriotischen Feierlichkeiten den 20. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. In der Zionsgemeinde wurde bei den Vorbereitungen der Gedanke an das einst geplante "Ehrenmal“ wieder lebendig. Das Bauamt der Anstalt Bethel erstellte einen Entwurf, der allerdings lange Zeit viel zu monumental und zu kostspielig ausfiel. Auch die Sammlung der Gelder verzögerte sich. Erst im Sommer 1934 entstand eine bescheidenere Gestaltung und die Finanzierungsmöglichkeiten wurden konkreter. Daher konnte der ursprünglich geplante Einweihungstermin, der 01.08.1934, nicht gehalten werden. Die Einweihung wurde auf Totensonntag, den 25.11.1934, verschoben: Der Gottesdienst begann um 10.00 Uhr. Die vorderen 300 Plätze in der Zionskirche waren den Angehörigen der gefallenen Soldaten und verschiedenen Abordnungen vorbehalten. Darunter befanden sich Vertreter der SA, der NSDAP-Ortsgruppe Gadderbaum, des Gadderbaumer Kriegervereins und des Stahlhelms. Unter dem Geleit ihrer Fahnen verließen die Angehörigen und die Gemeinde nach dem Gottesdienst die Kirche. Man sammelte sich im Halbkreis um das Ehrenmal, wo die eigentliche Einweihung stattfand.
 
 
 
25.11.1934 
 Einweihung des Kriegerdenkmals in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel am 25.11.1934. Die politischen Abordnungen und die Gemeinde versammeln sich um das Ehrenmal. Pastor Friedrich v. Bodelschwingh d. J., der damalige Leiter der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, war der erste Redner bei der Einweihungsfeier. 
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2009 
 Kriegerdenkmal an der Zionskirche der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2009. Hier sieht man den ersten, 1934 eingeweihten Teil, und die Ergänzungen aus dem Jahr 1965 zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs. 
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4. Die Gedenktafel von 1989

 
 
 
Am 01.09.1989 wurde eine Gedenktafel an der Zionskirche angebracht. Anlass war der 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs und der ebenfalls auf diesen Tag datierte Beginn der "Euthanasie“. Die Tafel mahnt vor allem zum Gedenken an die Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer Krankheit oder ihrer Behinderung ermordet wurden. Die Einweihung fand im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes in der Zionskirche statt. Damit verbunden war eine kritische Auseinandersetzung und historische Aufarbeitung des Themas "Euthanasie“. Schon im Sommer hatte sich der "Bote von Bethel“, das Mitteilungsblatt für die Freunde und Förderer, in einer eigenen Ausgabe diesem Thema gewidmet. Die Hauszeitschrift, "Der Ring“, berichtete mehrfach ausführlich zu Bethel in der Zeit des Nationalsozialismus. Zudem erschien im Anschluss an die Gedenkfeier in der Reihe der "Bethel-Beiträge“ die Veröffentlichung "Gedenken zum 1. September. Weil sie anders waren: erniedrigt, ermordet, verscharrt“.