Denkmäler in OWL > Stadtarchiv Gütersloh


 

1. Kronprinzendenkmal am Bahnhof
Isselhost-Avenwedde

 
 
 
Am 21.01.1851 sprang der Schnellzug von Berlin nach Bonn ca. 3 km vor Gütersloh wegen überhöhter Geschwindigkeit aus den Geleisen, die Lokomotive mit dem Namen "Gütersloh“ und die vier Wagen stürzten die Böschung hinab und begruben den Zugführer, den Heizer und den Sekretär der amerikanischen Gesandtschaft unter sich. Nahezu unverletzt blieb der mitreisende Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1831-1888), der spätere Kaiser Friedrich III. (reg. 1888), mit seinen Begleitern.

Zur Erinnerung an den glimpflichen Ausgang dieses Vorfalls beschloss der Kreis Wiedenbrück anlässlich der Feier seines 50-jährigen Bestehens am 21.06.1865, am Unglücksort in der Gemeinde Avenwedde ein Denkmal zu errichten. Hauptinitator war der Reckenberger Amtmann Wilhelm Lümkemann, der das vorgesehene Grundstück kaufte und durch Sammlungen 250 Taler beschaffte, die durch einen Zuschuss der Kreiskommunalkasse aufgestockt wurden. Im Jahr 1887 erwarb der Kreis das Denkmalgelände und sicherte damit den weiteren Erhalt.

Das 7,50 hohe Denkmal stand ursprünglich direkt am Bahndamm auf einem aus Feld- und Grottensteinen hergestellten Hügel, der mit einem Gitter umgeben war. Planung und Ausführung stammten von dem Wiedenbrücker Bildhauer F. Goldkuhle. Verschiedene würfelförmige Abstufungen aus Sandstein verjüngten sich nach oben, wo auf einer Kugel, ebenfalls aus Sandstein ein Adler mit gespreizten Flügeln saß. Vorbild war ein Modell des Bildhauers und Schadow-Schülers Christian Daniel Rauch (1777-1857).

An dem Würfel in der Mitte waren vier Marmortafeln angebracht, die die Inschriften "Zur Erinnerung an die glückliche Errettung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen aus Lebensgefahr am 21. Januar 1851“, "Errichtet vom Kreise Wiedenbrück im Jubeljahr 1856 - Erneuert im Drei-Kaiser Jahr 1888“, "Jedem das Seine!“ (lateinisch "suum cuique“, war als Gerechtigkeitsdevise auf den preußischen Adlerorden eingraviert) und "Vom Fels zum Meer“ (Deutscher Siegesmarsch von 1860, Komponist Franz Liszt) trugen. An beiden Seiten des Hügels wurden hohe Fahnenstangen errichtet, die gesamte Anlage wurde vom Isselhorster Gastwirt Upmann gepflegt.

Im Zuge des viergleisigen Ausbaus des Bahnkörpers 1909 wurde die Anlage abgebaut und 1917 östlich des Bahndammes am heutigen Denkmalweg wiederaufgebaut. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Bronzeadler eingeschmolzen und durch ein anderes Modell ersetzt. 1952 übernahm die Gemeinde Avenwedde die Anlage. 1967 wurde das Denkmal im Zuge des Ausbaus der Friedrichsdorfer Straße abgetragen und an dieser Stelle ein Kinderspielplatz angelegt.
Weitere Ressourcen im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" zur Geschichte von Gütersloh


Luftaufnahme des früheren Standorts des Denkmals am Denkmalsweg


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Bildnis Friedrich III. als Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1831-1888, reg. 1888), um 1870
 
 
 

2. Das ehemalige Kriegerdenkmal
auf dem Dreiecksplatz

 
 
 
An den Kriegen gegen Dänemark 1864 und gegen Österreich 1866 nahmen aus der Stadt (rd. 4000 Einwohner) und der Landgemeinde Gütersloh (rd. 3000 Einwohner) 103 Soldaten einschließlich Reservisten teil. Von ihnen kehrten 7 nicht mehr zurück.

Am Krieg gegen Frankreich 1870/1871 beteiligten sich aus der Stadt 128 Wehrleute und 15 Reservisten, die Landgemeinde stellte 124 Soldaten. Infolge Krankheit und Verwundung starben 21 junge Männer.

Aus den benachbarten Gemeinden Kattenstroth und Spexard des Amtes Reckenberg (1910 nach Gütersloh eingemeindet) stammten 8 Gefallene.

Trotz mehrfacher Versuche, den Gefallenen ein Denkmal zu setzen, gelang es erst im August 1895, ein Komitee zur Errichtung eines Kriegerdenkmals zu gründen und einen Spendenaufruf zu starten. Es konnten 16.000 Mark gesammelt werden, die Stadt gab einen Zuschuss von 1.100 Mark. Die Kosten der gesamten Anlage einschließlich der Einweihungsfestlichkeiten betrugen 17.372 Mark.

Der Berliner Bildhauer Ferdinand Lepcke (1866-1909) schuf ein in pathetischem Realismus gehaltenes Bildwerk aus Kupferbronze, das einen von der Kugel getroffenen Infanteristen darstellt, dem im Niedersinken ein Kamerad die Fahne aus der Hand nimmt und dabei mutig vorwärts stürmt.

Inklusive Sockel war das Denkmal 4,30 m hoch. An zwei Seiten des Sockels waren die Reliefs der in Bronze gegossenen Brustbilder Kaiser Wilhelm I. und des Reichskanzlers Fürst Bismarck. mit den Sprüchen „Gott mit uns“ und „In Treue fest“ eingelassen. Eine Tafel enthielt die Namen der Gefallenen, die in goldenen Buchstaben auf Marmorplatten eingraviert waren.

Eine weitere enthielt die Inschrift "In dankbarer Erinnerung den tapferen Kriegern aus den Feldzügen 1864, 1866, 1870/1871. Die Stadt- und Landgemeinde Gütersloh“.

Am 10.05.1896, zur 25-jährigen Wiederkehr des Frankfurter Friedens, wurde das Denkmal feierlich eingeweiht.

Die gesamte Anlage wurde vom Verschönerungsverein gepflegt. Es war das einzige Objekt seiner Art im Stadtgebiet und Schauplatz aller vaterländischen Feiern und Kundgebungen. Es besaß einen hohen Identifikationswert in der überwiegend patriotisch gesinnten Bevölkerung und entwickelte sich zu einem bedeutenden Stück Heimat- und Stadtgeschichte.

Während des Ersten Weltkrieges gab es Bestrebungen, die Bronzefiguren von rund 950 kg Metallgewicht für Kriegszwecke einzuschmelzen. Sein Ende fand es im Jahr 1942, als der Stadtrat auf Anordnung des Innenministers der Demontage und der Einschmelzung zur "Sicherstellung kriegswichtiger Rohstoffe“ zustimmte. Das 1938 in Horst-Wessel-Platz (bis 1945, heute Dreiecksplatz) umbenannte Areal wurde zu einer neuen Grünanlage umgestaltet.
 
 
 

3. Das Ehrenmal im Stadtpark Gütersloh

 
 
 
Zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten im Krieg Preußens und seiner Verbündeten gegen das französische Heer unter Napoleon in den Befreiungskriegen von 1807 bis 1812 und an die siegreiche Schlacht ("Völkerschlacht“) bei Leipzig vom 16. bis 18.10.1813, am 18.10.1913, wurde 100 Jahre später, im Stadtpark ein Gedenkstein aufgestellt. In Anwesenheit von mehr als sechzig Veteranen wurde eine patriotische Feier veranstaltet, bei welcher der Fabrikant Heinrich Husemann im Auftrag der Gesellschaft "Kasino“ das Denkmal der Stadt übergab. Das deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II. und seine zahlreichen militärischen und national gesinnte Vereine glorifizierten, zehn Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, auch in Gütersloh den opferbereiten Tod seiner Soldaten auf den Schlachtfeldern der Geschichte.

Der 1908/1909 angelegte Stadtpark erhielt durch das Denkmal eine Aufwertung. In den Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges versammelten sich hier regelmäßig patriotisch gesinnte Vereine, Besucher und Schulklassen zum Gruppenfoto.

Angeregt und finanziert wurde die Herstellung des damals als Heldengedenkstein bezeichneten Denkmales von Mitgliedern der Gesellschaft "Kasino“, eines Geselligkeitsvereins sozial höher stehender Kaufleute und Bürger. Die Arbeiten wurden von heimischen Handwerksmeistern durchgeführt, der Gütersloher Architekt Friedrich Viemann (1876-1934) fertigte die Pläne an. Sie sahen vor, einen Findling aus hellem Granit mit einem offenen sechseckigen Rundbau zu umgeben, dessen Pfeiler, aus Anröchter Bruchsteinen gemauert, in 3 m Höhe durch einen Kranz aus Eichenbalken, unten mit jeweils zwei Stufen aus Kieselsteinen verbunden waren. In die Innenseiten der Balken waren in Goldbuchstaben die Namen der Schlachtorte Leipzig, Möckern, Walstatt, Großbeeren, Noldendorf und Dennewitz eingraviert, die Außenseiten enthielten die Anfänge der Freiheits- und Kriegslieder: "Vater, ich rufe Dich“, "Morgenrot“, "Du Schwert an meiner Linken“, "Ich hat’ ein Kameraden“, "Was glänzt dort vom Walde“ und "Flamme empor“.

Der Findling war ein Geschenk des Landwirts und Ziegeleibesitzers Heinrich Gaisendrees aus Avenwedde. Unter einem von der Firma Sudhaus & Sewerin in Bronze gegossenen Eisernen Kreuz war die Inschrift "1913 - Den Helden von 1813“ eingemeißelt.

Das 1,50 m hohe Fundament der Anlage ruhte auf einem Hügel von 8 m Durchmesser. Den mit Rasen und Kiefern bestandenen Sockel umsäumten vier weitere, kleinere Findlinge, auf denen die Namen von Armeekorpsführern verzeichnet waren. Vor dem großen Findling befand sich ein weiterer in mittlerer Größe, der den Namen Blücher trug. Zu beiden Seiten lagen ebenfalls Findlinge, versehen mit den Namen Gneisenau und Scharnhorst. Auf der hinteren Seite lagen drei Steine mit den Namen des Freiherrn von Stein und der Offiziere Schill und Lützow. Seitlich befanden sich zwei weitere Steine mit den Namen Körner und Arndt. Ein Eichen- und Buchenhain zu beiden Seiten des Denkmals wurde ein Jahr später angelegt.

Um 1958 wurden die Holzbalken und die Pfeiler wegen Baufälligkeit entfernt. Der Findling, von dem das Eiserne Kreuz entfernt war, ruhte jetzt auf einem neu geschaffenen, sechseckigen, Sandsteinsockel, versehen mit den Schlachtorten Leipzig, Möckern, Großgörschen, Großbeeren, Katzbach, Dennewitz. Die Steine mit den Namen der Feldherren wurden, bis auf einen, von ihrem ursprünglichen Standort abgeräumt. Umrahmt war die ca. um 1 m erhöhte Anlage von einem Rundbeet von ca. 3 m Durchmesser, das von einer Bruchsteinmauer eingefasst war. . Der Zugang und die Umgehung waren mit Bruchsteinplatten belegt. Beet und Mauer wurden vermutlich in den 1970er Jahren wieder entfernt.

Am Ende der heutigen Virchowstraße, etwas abseits vom Spazierweg hinter der so genannten Hundewiese, steht der Findling umgeben von dichtem Buschwerk. Er entzieht sich den Blicken der Öffentlichkeit, die Erinnerung an die gefallenen Soldaten ist damit ebenfalls ins Abseits gerückt.
 
 
 

4. Gedenkstein zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen des Lehrerseminars

 
 
 
Von 1890 bis 1925 gab es ein evangelisches Lehrerseminar in Gütersloh, in dem junge Männer zu Volksschullehrern ausgebildet wurden. Nach den ersten Jahren einer provisorischen Unterbringung in einem Privathaus an der Lindenstraße Nr. 11 (Fabrikant Wilhelm Wolf) wurde 1893 der Neubau an der Hohenzollernstraße 43 (heute Volkshochschule) bezogen. Die Gesamtzahl der Schüler betrug während der gesamten Zeit des Bestehens der Einrichtung 1.229 Schüler, einschließlich der Kriegseminaristen, die am Gütersloher Seminar ihren Abschluss machten. Während des Ersten Weltkrieges fielen 174 Schüler, zu ihrer Erinnerung wurde am 02.06.1922 ein Gedenkstein aufgestellt.

Auf einem kleinen Erdhügel, umgeben von einer bepflanzten Anlage, befand er sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Meiers Mühle an der Ecke Lindenstraße und Neuenkirchener Straße, ganz in der Nähe des Standortes des ersten Seminargebäudes. Im Frühjahr 1955 wurde der Stein neben den Neubau (damals Knaben-Realschule) an die Hohenzollernstraße versetzt und ist dort neben dem heute als Volkshochschule genutzten Gebäude zu sehen. Eine gärtnerische Ausgestaltung fehlte.

Der Stein stellte eine gemeinsame Arbeit des Altschülers Karl Altenbernd aus Bielefeld und von Schülern des Seminars dar. Auf einem quadratischen Fundament von 2,20 m Breite und 20 cm Höhe lagen drei aneinandergefügte, 45 cm hohe Steinblöcke, auf denen ein 1,10 m hoher Sandsteinwürfel ruhte, dessen vier Seiten nach oben hin spitz zuliefen.

Auf der Vorderseite war als steinernes Relief der mit Helm und Eichenlaub geschmückte Kopf eines Soldaten eingemeißelt. Auf der Rückseite waren die Worte: "Gewidmet von sämtlichen Jahrgängen des Lehrerseminars Gütersloh von 1890-1922“ eingraviert. Auf der linken Seite befand sich die Inschrift "Dem Andenken unserer im Kriege 1914-1918 gefallenen Mitschüler“, auf der rechten Seite "Sie lernten - Sie lehrten durch Leben durch Tod“.

Während der Einweihungsfeier wurden das Heldentum und die mutige Verteidigung des Vaterlandes durch die jungen Soldaten gewürdigt. Seminardirektor Prof. Karl Wentz stellte fest, dass man beim Anblick des Kriegerkopfes "nicht mit Bestimmtheit sagen kann, der Krieger ist tot, genau so ist es auch mit unseren Toten, welche nur scheinbar tot sind, aber in Wirklichkeit weiter leben und für spätere Zeiten eine fruchtbare Saat sein werden …“.

Der Lehrerverein übernahm die Pflege der Denkmalanlage. Die gärtnerische Gestaltung übernahm der Stadtgärtner Rogge.

Aus Anlass der Gründung des Lehrerseminars vor 65 Jahren und seiner Auflösung 1925 fand im Juni 1955 am neuen Standort ein Altschülertreffen statt. Im Gedenken an die Gefallenen erfolgte im Beisein des Bürgermeisters und des Stadtdirektors eine Kranzniederlegung.