Gesandte 1645/49 > Gent








Gent,
Barthold van


(† 22.09.1650)

Gesandter der Provinz Gelderland, Sprecher der niederländischen Gesandtschaft in Münster und Osnabrück, 1646-[1648]




Sohn des Cornelis van Gent († 1614), Rat von Gelderland und 1607 Deputierter von Gelderland zu den Waffenstillstandsverhandlungen mit Spanien, und der Christina Pannekoeck. Heiratet 1617 Elisabeth van Giessen (um 1580-1668), Tochter des Joost van Giessen, Amtmann zu Bommel und der Anna van Malburgh, mit der er fünf Kinder hat.

1593 als Student zu Leiden immatrikuliert, erscheint er seit 1614 in der Ritterschaft von Nijmegen. 1625 Rat und Rechenmeister von Gelderland und 1640 Amtmann von Bommel, Tieler- und Bommelerwaarden.

Mitglied der Generalstaaten als Deputierter der geldrischen Ritterschaft gilt er als Gefolgsmann des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien und wird Ende 1643 von der Provinz Gelderland zur niederländischen Gesandtschaft bestimmt. Da das Herzogtum Geldern als vornehmste der sieben Vereinigten Provinzen gilt, wird ihm der Vorsitz der Gesandtschaft übertragen. Die Niederländer sind nicht nur Diplomaten und Vertreter der Generalstaaten, sondern auch deren Mitglieder, so daß sich die Gesandten zu wichtigen Entscheidungen in das nur vier Tagesreisen von Münster entfernte Den Haag begeben. Zahlreiche Vorfragen - so das Verhältnis zu Frankreich - müssen zunächst geklärt werden. Am 01.03.1644 unterschreibt Gent mit sechs Kollegen einen Vertrag mit Frankreich, der u. a. einen Sonderfrieden mit Spanien ausschließt. Es verstreichen fast zwei Jahre, bis die niederländische Gesandtschaft schließlich am 11.01.1646 in Münster eintrifft; die Gesandtschaftsquartiere sind dort bereits seit Juli 1644 angemietet. Die gemeinsame offizielle Residenz der Niederländer, deren Vertretung zeitweise hundert Köpfe stark ist, ist das Krameramtshaus, wo anfangs sogar das geldrische Wappen über der Tür angebracht ist. Gent - oft auch "Herr van Meinerswijck" genannt - hat als Haupt der Gesandtschaft vor allem repräsentative Aufgaben. Seit Ende Juli 1646 an den Verhandlungen der Generalstaaten in Den Haag beteiligt, hält er sich im Oktober in Gelderland auf, um den Provinzständen zu berichten, und kehrt erst Anfang Dezember 1646 nach Münster zurück. Mitte Januar 1647 weilte er an der Spitze einer vierköpfigen Delegation in Osnabrück, um gegen Schweden die brandenburgischen Ansprüche auf Pommern zu unterstützen. Seit Mai 1647 residiert Gent als einziger Niederländer in Münster. Mit den Holländern ist Gent ein unerschütterlicher Befürworter des Friedens. Nach der Vertragsunterzeichnung am 30.01.1648 reist er mit seinen Kollegen am 09.02.1648 nach Den Haag und kehrt als erster Ende März zurück. Anfang Mai 1648 versucht er in Osnabrück ein letztes Mal vergeblich, den dorthin gereisten Franzosen  Abel Servien zu einem Ausgleich mit Spanien zu bewegen.

Das berühmte Bild Terborchs von der Beschwörung des Spanisch-Niederländischen Friedens gibt den Moment wieder, in dem Gent den Eid spricht. Eine Wiederholung des Bildes aus dem Umkreis von Terborch (im Stadtmuseum Münster) zeigt anstelle der niederländischen Gesandtschaft Barthold von Gent mit seiner Familie am Katafalk des Hugo Grotius - nicht nur eine Reverenz gegenüber dem Juristen Grotius als dem geistigen Vater des Friedens, sondern auch eine Rechtfertigung Gents und eine Erinnerung an den Friedensschluß als Ruhmestat, die den Glanz der Familie erhöht.



Literatur

Cools I, S. 19-20; Waesberghen Nr. 25 (Abb.); Bignon Nr. 25 (Abb.) Theatrum Europaeum VI, S. 461 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); ; Moncornet Nr. 30 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 35 (Abb.); Bildnisse 1824, Nr. 26 (Abb.); BWN 7, S. 104-105; NNBW 7, Sp. 558-559; Striedinger Nr. 5; Tekotte, S. 53; Poelhekke, S. 1-3, 136, 213, 224, 228, 297, 300, 321, 356, 391-392, 450, 509-510, 532, 568 u.ö.; Katalog Gripsholm, Nr. 259, 773; Katalog Frieden, S. 102-103, 166-167 (Abb.), 185-194 (Abb.).

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 222f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Barthold van Gent († 22.09.1650), Gesandter der Provinz Gelderland, Sprecher der niederländischen Gesandtschaft in Münster und Osnabrück, 1646-[1648]


Kartusche


BARTHOLDUS à GENT, Dominus in Loenen et Meÿnerswÿc. Præfectus et Curator Aggerum Bommeliæ, ut ei cognominis nec non Tilanæ Insulæ et Iurisdictionis, In Concilio Ordinum Generalium ex parte Ordinis Equestris. Provincim Geldriæ deputatus Legatus Extraordinarius, et Plenipotentiarius ad Pacern universalem Monasterii. etc.




Wappenbeschreibung


Im silbernen Schild ein roter Balken, belegt mit einem goldenen Schräggitter.
Auf dem Helm mit rotsilbernem Wulst und rot-silbernen Decken auf rotem Kissen sitzend ein silbernes Windspiel mit goldenem Halsband.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648, 38,0 x 28,5 cm (Blatt), 30,8 x 20,0 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-58 LM
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