Gesandte 1645/49 > Wartenberg








Wartenberg,
Franz Wilhelm von


(München 01.03.1593 - Regensburg 01.12.1661)

Kurkölnischer Hauptgesandter in Münster und Osnabrück, ab 1643




Ältester Sohn Herzog Ferdinands von Bayern (1550-1608) aus der morganatischen Ehe mit Maria Pettenbeck (1573-1619) zu Haag am Inn.

Von 1601 bis 1608 Aufenthalt und Erziehung im Jesuitenkolleg St. Ignatius zu Ingolstadt. Früh für den geistlichen Stand bestimmt, erhält Franz Wilhelm bereits 1604 die Tonsur und wenige Wochen später das Propstamt des Chorherrenstiftes Altötting. Von 1608 bis 1614 Studium der Theologie, Philosophie und des Kirchenrechts unter Leitung der Jesuiten am Collegium Germanicum in Rom. 1614 beruft ihn sein Vetter, Herzog Maximilian von Bayern, zum Präsidenten des Geistlichen Geheimen Rates. Franz Wilhelm wird 1617 Domherr und 1619 Dompropst in Regensburg, im Jahr darauf Domherr in Freising. 1621 von seinem Vetter Ferdinand, Erzbischof von Köln, zum dortigen Obristhofmeister mit Zuständigkeit auch für die Nebenbistümer Paderborn und Hildesheim ernannt, wird Franz Wilhelm vollständig in die katholisch-ligistische Politik hineingezogen. Am 27.10.1625 wählt ihn das Domkapitel von Osnabrück zum Bischof; er kann angesichts der dänischen Machtstellung erst 1628 tatsächlich die Regierung im Hochstift antreten. Unter seiner Herrschaft erfolgt bis 1633 eine weitgehende Rekatholisierung von Stadt und Hochstift Osnabrück. Nach dem Restitutionsedikt von 1629 wird Franz Wilhelm für kurze Zeit Bischof von Minden und Verden, muß angesichts der schwedischen Besetzung 1633 jedoch sein Bistum Osnabrück verlassen, um für die nächsten Jahre von Köln aus die Rückgewinnung zu betreiben. 1641 erfolgt die Wahl zum Koadjutor von Regensburg.

Als Doppelgesandter (nicht als Landesherr) weilt Franz Wilhelm seit 15.03.1643 wieder in Osnabrück und ab 25.11.1644 in Münster und vereinigt beim Westfälischen Friedenskongreß als Bevollmächtigter des Kurfürstenkollegiums 17 Voten auf sich. Gemeinsam mit dem päpstlichen Gesandten  Fabio Chigi kämpft Franz Wilhelm auf dem Friedenskongreß verbissen, doch wenig erfolgreich um den Bestand der nordwestdeutschen Fürstbistümer. Dem Gesamtfriedensschluß in seinem gültigen Text vom 24.10.1648 verweigert er aus Gewissensgründen seine Unterschrift. Die aus Artikel XIII des Osnabrücker Friedensinstruments herrührende Sonderregelung der Capitulatio perpetua für das Hochstift Osnabrück, die bestimmt, daß einem katholischen Wahlbischof jeweils ein protestantischer Bischof aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg in der Regierung folgen soll, unterzeichnet er jedoch.

Von seinen Bistümern verbleiben ihm nach 1648 allein Regensburg und Osnabrück. Kurz vor seinem Tod wird er am 05.04.1661 von Papst Alexander VII. zum Kardinal erhoben. Franz Wilhelm stirbt am 1. Dezember desselben Jahres in Regensburg und wird in der Stiftskirche zu Altötting beigesetzt.

Im Gegensatz zum Friedenssaal von Münster, wo Franz Wilhelm unter den Abgesandten der Kurfürsten eingereiht ist, war er in Osnabrück als Landesherr an der Stirnwand in der rechten Fensterlaibung unter den Bildnissen der friedensschließenden Regenten dargestellt. Anläßlich einer Umgruppierung der Bilder ist sein Porträt dort vor 1735 (in der schematischen Darstellung des Friedenssaals bei von Meiern ist das Bild nicht mehr aufgeführt, sein ehemaliger Platz wird als vacat bezeichnet) abgehängt und durch das Porträt des hannoverschen Prinzen Georg Ludwig ersetzt worden. Das Gemälde wurde schließlich durch Anstückung an zwei Seiten auf die Größe der Bilder der Galerie der bischöflichen Landesherren gebracht und dort aufgehängt.



Literatur

Cools I, S. 17 und III, S. 23; Waesberghen Nr. 30 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 26 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 19 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 405 (Abb.); Moncornet Nr. 22 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 76 (Abb.); Bildnisse 1824 Nr. 12 (Abb.); Heinrich Meurer, Franz Wilhelm, Bischof von Osnabrück, in: Mittheilungen des historischen Vereins zu Osnabrück 10 (1875), S. 245-70 und 11 (1878), S. 372-406; Heinrich Meurer, Franz Wilhelm, Bischof von Osnabrück, in: Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 21 (1896), S. 1-39; ADB 41, S. 186-192; Striedinger Nr. 17, S. 236-237, 248; Tekotte, S. 56; Georg Schwaiger, Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg als Bischof von Regensburg (1649-1660), München 1954; Hermann Schröter, Inventar der Residenz des Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg in Münster, in: Westfalen 33 (1955), S. 198-209; Helmut Lahrkamp, Der Einzug des Fürstbischofs Franz Wilhelm von Osnabrück als Gesandter beim Friedenskongreß, in: Dona Westfalica, Festschrift Georg Schreiber, Münster 1963, S. 174-191; Annegret Knoch, Die Politik des Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg während der Westfälischen Friedensverhandlungen (1644-1648), Phil. Diss. Bonn 1966; Dethlefs/Ordelheide Nr. 229 (Abb.); Diarium Wartenberg 1644-1648, Teil 1: 1644-1646, Teil 2: 1647-1648, bearb. von Joachim F. Foerster (APW Serie III Abt. C Bd. 3.1-2), Münster 1987-1988; BHO, S. 90-92.

Christine van den Heuvel


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 242f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Franz Wilhelm von Wartenberg (München 01.03.1593 - Regensburg 01.12.1661), Kurkölnischer Hauptgesandter in Münster und Osnabrück, ab 1643


Devise


ROGATE QVÆ AD PACEM SVNT.

Wünscht was zum Frieden führt (nach Psalm 122, 6: rogate quae ad pacem sunt Hierusalem).



Kartusche


FRANCISCUS GUILIELMUS
Dei atq, Apostolicæ Sedis gratiâ Episcopus Osnabrugensis, Mindensis, et Ferdensis, Metropolit: Cathedralium et Insigniu Ecclesiarum Coloniensis. Ratisbonensis. Frisingensis, Bonnensis Œtingensis, Monacensis; respectivè Coadiutor, Præpositus, Archidiaconus et Canonicus Capitularis S.R.I. Princeps, Comes de Wartemberg, et Schaumburgh, Dominus in Waldt et Hachenberg, etc. Serenissimi Electoris Coloniensis ad Pacem Universalem Legatus Primarius, etc.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist zweimal gespalten und zweimal geteilt. Die Reihenfolge der Einzelfelder beginnt in der Mitte und ist springend. Das wartenbergische Stammwappen nimmt die Herzstelle ein. 1. In Silber ein rotes Rad (Osnabrück), 2. In Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel (Minden), 3. In Silber ein schwarzes Nagelspitzkreuz (Verden), 4. Von Silber und Blau geweckt, belegt mit einem rot gekrönten goldenen Löwen (Wartenberg; die bayerischen Rauten belegt mit dem pfälzischen Löwen), 5. In Rot ein silbernes (?) Kreuz (Bonn, Stift S. Cassius), 6. Eine wachsende Muttergottes mit dem Kind (Altötting), 7. In Rot ein silbernes Nesselblatt, belegt mit einem silbern-rot geteilten [hier silbernen] Schildchen (Schaumburg), 8. In Silber zwei schrägrechte Weckenbalken, die Wecken nach der Figur gestellt (-Waldt), 9. In Rot eine silberne Burg mit zwei Türmen (Hachenberg?).
Von den fünf Helmen steht der mittlere mit Kissen, Inful und Kreuzstab für die bischöflichen Würden; die drei folgenden, gekrönten und mit Rad, Schlüssel und Nagelspitzkreuz als Helmzier gehören zu den drei Feldern der oberen Reihe (Osnabrück, Minden, Verden). Der fünfte Helm ist der wartenbergsche: Der geschlossene Flug ist von Silber und Blau geweckt [es fehlt hier zwischen den Flügeln der goldene, rot gekrönte Löwe]. Hinter dem Schild stehen schräggekreuzt Krummstab und Schwert, die Insignien für die geistliche und weltliche Herrschaft.

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Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Celeberrimi Legati, Antwerpen 1648, 30,9 x 20,1 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Porträtarchiv Diepenbrock, Inv.Nr. C-500612 PAD
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