Regest

Datum 1303-07-05 Suche DWUD Suche Portal Datum Bestand: früher | später
Urheber/Aussteller Otto III. von Rietberg, Bischof von Münster
  Rietberg, von, Otto III.  |  
Titel/Regest Der Bischof von Münster, Otto III. von Rietberg, erneuert für Horstmar die von seinem Vorgänger verliehene Freiheit und Rechte eines Wigbolds.
Text 1 Otto tertius, dei gratia Monasteriensis ecclesie Episcopus, omnibus presens scriptum visuris notum esse cupimus, quod nos incremento
2 oppiduli ecclesie nostre. In Horstmare efficaciter intendere cupientes concessiones a venerabili domino pie recordationis Ger-
3 hardo monasteriensi Episcopo predecessore nostro super libertatibus et iuribus dicto oppidulo indultas. In omni sui tenore liberaliter innovan-
4 do ipsum oppidulum ad inhabitandum cuilibet homini absoluta libertate sub eo iure, quod wulgus to wicbelde dicit, duximus expo-
5 nendum. Sub hoc pacti tenore videlicet, quod porte ipsius civilibus eas intrare volenti patere debebunt, nullo tamen recipiendo
6 ibidem in corpus sive collegium concivii sive Burscapii sine consilio nostrorum judicis et scabinorum loci predicti. Item oppida-
7 ni ipsius oppiduli in Heriwadiis et exuviis morientium concivium suorum utriusque sexus idem ius sive privilegium, quo
8 gaudent sive utuntur in talibus cives Monasterienses, per omnia obtinebunt hoc dumtaxat except, quod nostri et successo-
9 rum nostrorum homines Litones sive condicionis servilis in ipso oppidulo in vita vel morte sua ampliori iure non gaudebunt quam si in
10 pure exterius morarentur. Nos quoque et nostri successores, qui pro tempore fuerint, scabinos prefati oppiduli, quandocumque sta-
11 tuendi fuerint, pro nostro arbitrio statuemus. Item oppidanis loci eiusdem ibi iam presentibus et futuris hoc ex privilegio gratie spe-
12 cialis concedimus, quod extra ipsum oppidulum a quoquam evocari non debent auctoritate specialis judicii seu civilis dependentis a nobis [1], dummodo velint
13 iuri parere coram rectore ecclesie vel judice dicti loci. In cuius rei testimonium presentes litteras fecimus sigilli nostri
14 munimine roborari. Datum et actum Horstmare anno domini millesimo trecentesimo tertio in crastino beati Odelrici martyris.
15 Superscriptionem factam in antepenultima linea approbamus. Datum ut supra.

Z. 5: volentibus


Übersetzung
Wir, Otto III. [2], von Gottes Gnaden Bischof der Kirche von Münster, wünschen, dass allen, die das vorliegende Schriftstück sehen werden, bekannt werde, dass wir beabsichtigen, durch das Wachstum des Städtchens in Horstmar, das unserer Kirche unterstellt ist, die Bewilligungen, die von dem ehrenwerten Herrn seligen Andenkens, unserem Vorgänger Gerhard [3], dem Bischof von Münster, über die Freiheiten und Rechte in besagtem Städtchen gewährt wurden, wirksam zu verlängern. Indem wir seinen ganzen Wortlaut freimütig erneuern, haben wir veranlasst, dass dieses Städtchen, das von jedem beliebigen Menschen bewohnt werden soll, in absoluter Freiheit unter das Recht, welches in der Volkssprache „Weichbildrecht“ [4] genannt wird, gestellt wird. Unter diesem Wortlaut des Vertrags nämlich, dass die Tore dieser Stadt den Bürgern, die sie betreten wollen, offenstehen müssen, wobei dennoch keiner ebendaselbst in die Körperschaft oder den Personenverband der Bürgerschaft oder der Burschaft [5] ohne den Beschluss unseres Richters und unserer Schöffen des besagten Ortes aufgenommen werden soll. Ebenso werden die Bewohner dieses Städtchens, betreffend die Herweden [6 ]/ Heer‘wäten und Hinterlassenschaften seiner Bürger beiderlei Geschlechtes, im Sterbefall dasselbe Recht oder Privileg, dessen sich die Bürger von Münster erfreuen oder von dem sie solchermaßen Gebrauch machen, gänzlich erlangen, lediglich mit der Ausnahme, dass unsere Liten [7] und die unserer Nachfolger oder die, welche den Status eines Knechtes besitzen, in diesem Städtchen in ihrem Leben oder Tod sich keines größeren Rechts erfreuen werden, als wenn sie sich unbescholten weiter außerhalb aufhielten.
Wir und unsere Nachfolger, die für jetzt eingesetzt werden, werden auch die Schöffen des vorher genannten Städtchens nach unserem Gutdünken bestimmen, wann auch immer sie bestimmt werden müssen. Ebenso gestatten wir den Bewohnern desselben Ortes, die dort gegenwärtig und künftig leben werden, durch das Privileg besonderer Gunst, dass keine Personen außerhalb dieses Städtchens von irgendjemandem vor Gericht gestellt werden dürfen durch die Vollmacht eines Sondergerichts oder eines von uns abhängigen ordentlichen Gerichts, wenn sie nur dem Gesetz gehorchen wollen in Gegenwart eines Geistlichen oder Richters des besagten Ortes.
Zur Bezeugung dieser Sache haben wir veranlasst, dass das vorliegende Schriftstück mit dem Schutz unseres Siegels bekräftigt wird. Gegeben und verhandelt zu Horstmar im Jahr des Herrn 1303 am Tag nach dem Fest des seligen Märtyrers Odelricus.
Wir erkennen den in der drittletzten Zeile angebrachten Zusatz an. Gegeben wie oben.


[1] Interlinearer Zusatz
[2] Otto III von Rietberg (1301-1308)
[3] Gerhard von der Mark (1261-1272)
[4] Ordnung für eine Kaufleute-Siedlung (vgl. „Lexikon des Mittelalters“).
[5] Personenverband, zu welchem die Grundbesitzer eines kleinen örtlichen Bereichs gehören (vgl. ebd.).
[6] Heerkleidung (lat. her(e)wadium), die der Lehnsherr einem Krieger zuteilte und beim Tod des letzteren wieder zurücknahm (vgl. „Mittelniederdeutsches Wörterbuch“).
[7] Halbfreie bzw. persönlich unfreie Eigenleute auf einer Stufe mit Leibeigenen und Pächtern (vgl. Köbler, „Lexikon der europ. Rechtsgeschichte“).
Archiv   Westerholt
Bestand   Westerholt-Westerholt, Urkunden |   alle Regesten
Signatur 3
Benutzungsort Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Material Pergament
Sprache lateinisch
Format ca. 32 x 17,5 cm
Siegel Siegel des Bischofs Otto III. (abgefallen)
Literatur WUB 8, 141, S. 50
WUB Bd. 8
WUB Nr. 141
WUB S. 50
Projekt   Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
Systematik
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit2.17   1300-1349
Datum Aufnahme 2010-04-07
Datum Änderung 2012-09-19
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