Regest

Datum 1494-05-02 Suche DWUD Suche Portal Datum Bestand: früher | später
(indictione duodecima die vero veneris secunda mensis may hora vespera)
Ausstellungsort Köln, in ecclesia maiore Coloniense
Titel/Regest Ulricus Kredwyß, Professor für Theologie, Priesterkanoniker an der hohen Domkirche zu Köln, Siegelbewahrer (sigillifer) der Kölner Kurie, Weihbischof (vicarius in spiritualibus) des Erzbischofs und Kurfürsten Hermanns IV. von Hessen, Generalvikar in geistlichen Angelegenheiten und bestellter Kommissar für Stiftung, Ausstattung und Errichtung neuer Altarpfründen innerhalb der Erzdiözese Köln (commissarius in negotiis fundationum et dotationum novorum beneficiorum officiorum et locorum sacrorum), zusammen (coniunctim et divisim) mit dem anderen Generalvikar (in spiritualibus generales [...] vicarios) Dr. theol. Dr. decr. Henricus Steynwech vom Erzbischof dafür bevollmächtigt durch vollinhaltlich inserierte erzbischöfliche Urkunde vom 20.11.1490, tut folgendes kund:

Auf Gesuch (petitio) des besagten Dr. Henricus Steynwech, Propst der Stifte St. Patroclus in Soest und St. Georg zu Köln, Offizial der Kölner Kurie und Priesterkanoniker am Domstift zu Köln, sollen Maßnahmen ergriffen werden zur rechtmäßigen Errichtung (secundum ordinationem ecclesiae) einer neuen, der Gottesmutter Maria und den Hll. Petrus und Martin geweihten Altarvikarie (officium ecclesiasticum perpetuum sive vicariam) im Gasthaus zu Recklinghausen (ad fundandam et dotandam et perpetuandam vicariam sive offitium perpetuum ad altare in hospitali in opido Rekelinchusen sitam). Dies wird begehrt in Sorge um das Seelenheil des Petenten selbst sowie dasjenige seiner sämtlichen Familienangehörigen, darunter Johann Steynwech und Johann Kannengeitter, sowie auch zum Heil aller Gläubigen (de sue et parentium, consanguineorum, heredum et successorum suorum [...] atque omnium fidelium salute recogitans). Dadurch sollen nach Willen des Stifters mittels eines heilbringenden Rechtsgeschäftes irdische Güter in Himmlisches verwandelt werden (bona sibi a deo collata [...] terrena in celestia et transitoria in eterna felici commercio volens commutare). Ulricus Kredwyß genehmigt (admittimus, autorizamus et approbamus) nun diese Altarstiftung mit vorliegender Urkunde, die anlässlich von Gottesdiensten von der Kanzel der Pfarrkirche herab dem gesamten Kirchenvolk bekannt gemacht werden soll (per publicationem litterarum nostrarum de ambone dictae parrochialis ecclesiae in Rekelinchusen infra missas factam ad videndum et audiendum), kraft seines Amtes auf folgende Weise:

Es sollen fortan vier Gedächtnismessen gelesen werden: an Sonntagen zu Ehren der Dreifaltigkeit, montags für die Verstorbenen, an Freitagen zu Ehren des Hl. Kreuzes und an Samstagen zu Ehren der Gottesmutter, ausgenommen nur davon die Hochfeste (unam dominicam et illam de sancta trinitate, aliam vero lunae et illam pro defunctis, tertiam veneris singulis de sancta cruce et quarta sabbatinis diebus de gloriosissima virgine Maria [...] summis festivitatibus exceptis). Im Sommer geschieht dies zur sechsten Stunde, im Winter zur siebten. Das jus patronatus samt Vorschlagsrecht für die geeignete Vikarsstellenbesetzung liegt zunächst im Belieben des Stifters (cum reservatione iuris patronatus sibi [...] ad beneplacitum [...] praesentandi personam ydoneam et qualificatam ad dictum altare), später, nach dessen Tod, jedoch unmittelbar bei seiner Familie (de et ex sanguine sive progenie fundatoris) und wird als erstes von dessen Bruder, dem Recklinghäuser Richter Johann Steynwech ausgeübt, es geht nach dessen Tod wiederum über an seinen ältesten Nachkommen (ad seniorem prolem naturalem), schließlich an nächste Familienangehörige beiderlei Geschlechts in absteigender Linie bis in den vierten Verwandtschaftsgrad (si qua fuerit masculus sive femella ad quartum gradum in directo stipite et linea descendentium). Bei eventuellem Aussterben (terminato seu extincto) der ganzen Sippe übernehmen jeweils der ältere Bürgermeister und der ältere Vermögensverwalter (provisor sivesenior magister fabricae ecclesiae) der Pfarrkirche das Patronatsrecht. Bei Wiederbesetzung der Vikarsstelle, deren kanonische Investitur dem Pfarrers von Recklinghausen obliegen soll und die nach Möglichkeit innerhalb von 20 Tagen zu erfolgen hat, soll demnächst ein gewisser Heinemannus Heger, zur Zeit studens Coloniensis und Neffe des Stifters, bevorzugt werden - jedenfalls wenn er zum fraglichen Zeitpunkt noch lebt (si ille tunc superstes fuerit). Ansonsten soll das Augenmerk auf geeigneten Personen liegen, die aus der Pfarrei Recklinghausen stammen und nicht als Prasser aufgefallen sind (nisi forsan paucum esculentis et poculentis sibi liberaliter et sponte oblatis). Künftige Inhaber der Altaristenstelle mögen sich im übrigen mit dieser einen Pfründe begnügen und ihren Dienst ebendort höchstpersönlich verrichten (ipse presentatus et investitus [...] alio benefitio ecclasiastico carebitet solo isto officio contentus illudque personaliter reget, gubernabit et exercebit).

Folgende Güter und Einkünfte, die bislang dem Stifter mit vollem Recht zustehen (redditibus et bonis [...] ad ipsum uti dixit iusto titulo ac vero et proprietario iure spectantibus), werden für die Ausstattung der neuen Vikarie vorgesehen: die Residenz des Henricus Steynwech nahe dem Recklinghäuser Hospital (curia et domus habitationis prope dictum hospitale situm), eine jährliche Rente von zwölfeinhalb Gulden (duodecim cum dimidio florenos aureos) aus den Gütern des Hermann von Westerholt, ein Gulden aus den Gütern des Johann von Westerholt, Sohn des Rainer, ein Rottzehnt bei Iserlohn (decimam dictam et appellatam rodelandes teynde alias roctendes appellatam et dictam de Hillerolo prope Yserloe), ferner ein Messkelch (calix), ein missalesowie weiterer zugehöriger Kirchenzierat, welcher ebenfalls der Liturgie dient (et tria ornamenta cum eorum correquisitis ad celebrandum).
Archiv   Sebastianus-Vikarie des Gasthauses zum Hl. Geist, Recklinghausen
Bestand   Urkunden (Stadtarchiv I) |   alle Regesten
Signatur 31a
Benutzungsort Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Formalbeschreibung Notariatsinstrument, Abschrift, lateinisch, Pergament, ca. 84 x 57 cm.

In öffentlich-glaubhafter Urkundenform ausgestellt mit Signet des Kölner Klerikers und Notars Emmericus Castenhoultz, unter Zustimmung mitunterzeichnet durch Johannes Blanckebyll, Pfarrer in St. Petrus zu Recklinghausen, abgeschrieben durch Wennemar Krinse.

Alte Zählung als Dorsalvermerk: N 1.

Signatur: StA I, Urkunden, Reihe I, Nr. 164.
Systematik
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit2.20   1450-1499
Datum Aufnahme 2011-02-11
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