Titel/Regest |
Vor Harman Westhmeyer, des Bischofs Johann zu Münster und Osnabrück (Osenbrugke), Administrators zu Paderborn, geschworener Richter zu Vechta, erscheinen sämtliche Hausgenossen der Herrschaft Vechta, so vor etzlichen verfloissenen jaren eine rullen, darinne ehre frigheith uffgeschreven und vorteickende gewessen, gehadt, die ihnen, wie sie mehrfach gegenüber dem Richter und dem Drosten Johan van Dinckelaige beklagt haben, im Oldenburger averfalle dusser heerschafft unnd amptes Vechte abhanden gekommen sei. Da der + Bischof Frantz zu Münster und Osnabrück, Administrator zu Minden, im Einverständnis mit den Ständen zugestimmt hatte, daß diejenigen, die aufgrund dieses Überfalls die Urkunden verloren hätten, die ihre Freiheit nachwiesen, neue ebenso beweiskräftige Urkunden erhalten sollten, haben die Hausgenossen glaubwürdige Zeugen aufbieten lassen, die ihre Freiheit bestätigen sollen, nämlich Herman tho Broigell, Engelke Averwather, Johann in der Boeim und Hinrich Averwather. Diese sagen nun aus, daß die Rolle nachfolgenden Inhalts gewesen sei: 1. Wen ein erffe vorleddige, dar datt huisgenoithenrecht inne sye, moythe sich diejenige, so datt erffe wedder besitten wille, to dem huisgenoithen bequeme makenn, so he frig weher, sick eigen vorplichtenn, so he eigen, sick koipen ader sick unter unseren geneidigen fursten und herenn wesselenn. Sunsten konne offte moighe he kein huisgenoithenerffe besittenn. 2. Wen sick ein man offte frouwe also bequeme gemakett woe vorgeschreven, scholle unnd mothe he unserem geneidigen fursten unnd heren offte denn amptleuthen thor Vechte gevenn pacht, schulde, plicht und dinste, jaerlichs mitt willenn, darmitt dat erffe beforns beschwerdtt gewessenn, und neffenn dem iaerliches einenn guden weher ahnn des Meyers huisz tho Loine brengen, wenneher de semptlichen huisgenoithen ehr rullen lesenn und eher huisgenoithenrecht voer unsers geneidigen fursten und heren voigte tor Vechte holdenn, darto ein ider inn siner erstenn ahnkumfth denn huisgenoithen und dem voigde einenn emmer beers. Hie entieigenn sy hiebeforns by tiden der voerhenn gewessenen voigde gerichtlichen uithgesproicken und erkandtt, datt de huisgenoithen berechtigett seyenn, so die eine man offte frouwe vann dem anderen na Gotz willenn vorstervett, datt alstan de herenn denn huisgenoithen inn upschrivinge des guides unnd erffgerichtes frig gelaitenn unnd nicht geschryven, mher denn alleine datt vehrfoitige quick unnd guidtt. Alle ander ingedompte des huises, geseyett, ungeseyett, speck unnd kleinodia, sin frig und ungeschreven gebleven, darto datt beste perdtt, ein vaisellrindt offt einen bullen, ein beerschwein sampt einer mutten. Und wenn also, wae baven geschreven, einer vorstorffe, mochten de levendigen van dem veerfoitigen guide ein maithlich slachrindtt nhemen unnd eher doidenrecht darmitt vorrichten sunder schaidenn. Auf die Frage, ob ein Hausgenosse sein Recht verlieren könne, antworteten Herman to Broigell, etwa 70 Jahre alt, Engelke Averwater, etwa 80 Jahre alt, Johan in der Boein, etwa 60 Jahre alt, und Hinrich Averwater, etwa 80 Jahre alt, alle bei klarem Verstand:"So ein huisgenoithen sine geborende pacht to rechter tidt nicht betalde, sine densthe voerseithe und nicht ehn deide, oick sein huisgenoithenrecht to rechter tidtt sunder echte noidtt nicht en holde, die vorbreicke sein recht". Auf die weitere Frage, ob jemand, der sein Hausgenossenrecht verloren habe, dieses wiedererlangen könne, antworteten die genannten vier Leute:"So ein huisgenoithennman syen rechtt, woe baven geschreven, vorbreicke, so mosthe he syen rechtt boithsamen und wedder winnen denn heren mit einer buckeshudtt, einem paer boigell ahn einen saidell, denn semptlichen huisgenoithen eine tunne beers und wynnen also syen rechtt". Auf die Frage, ob ein Hausgenosse auch auf andere Weise sein Recht verlieren könne, wurde geantwortet:"So jenich huisgenoithe jenige frombde vordeidingsluide sochte ahn alleine de amptluide thor Vechte ader sick mit frombdenn gerichten jegen se sich uplennen offte sick jegen dith gerichte unnd dessen inholtt vordeidingen wolde, de vorbreicke syen recht und mosthe datt voerboithsamen woe baven geschreven und up genaide der heren. Werenn oick kinder unbestaidett up einem huisgenoithenerffe und vor-storffenn, ahnn ehrem nahelate hetten de heren nichtes". Der Drost erklärt, daß das Hausgenossenrecht so, wie es jetzt festgestellt worden sei, während seiner etwa 30jährigen Amtszeit in Gebrauch gewesen sei und auch zur Zeit seines Vorgängers Valcke so geübt worden sei, und siegelt mit dem Richter.
Zeugen: Coerdtt van Dissenn, Frone zu Lohne, Arendt Pille, Everth Staggenberch. |