Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e. V.

Geschichte Die Abteilung Paderborn wurde im Jahre 1824 vom Domherrn Ignaz Theodor Liborius Meyer in Paderborn gegründet. Kurator des Gesamtvereins war der Oberpräsident der Provinz Westfalen und ist jetzt der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Der Verein befasste sich mit der Rettung der Archivbestände in der Säkularisation untergegangener Klöster und gab das Westfälische Urkundenbuch heraus. Diese Aufgabe übernahm später die 1896 aus dem Verein hervorgegangene  "Historische Kommission für Westfalen".

Zu den ältesten und umfangreichsten Sammlungen Vereins gehören das Vereinsarchiv und die Vereinsbibliothek. Beide bildeten zunächst eine Einheit, die bis 1886, als das eigenständige Amt eines Vereinsarchivars eingeführt wurde, bestehen blieb. Schon bald nach der Gründung wurden dem Verein Bücher und Archivalien überwiesen. Der fürsorgenden Umsicht und Aufmerksamkeit der ersten Vereinsvorstände, aber auch der einfachen Mitglieder ist es zu verdanken, dass große Bestände landesgeschichtlicher Materialien zusammengetragen werden konnten, insbesondere Handschriften, Akten und Urkunden der aufgehobenen Klöster, aber auch Schriftgut staatlicher und kommunaler Provenienz. Ebenso trugen Nachlässe und private Schenkungen zum Wachstum des Archivbestands bei. Die jeweils neu erscheinende Literatur zur Landesgeschichte wurde umfassend erworben; durch einen umfangreichen Tausch mit den Zeitschriften anderer Geschichtsvereine in allen deutschen Ländern und bedeutenden ausländischen Institutionen entstand nach und nach eine Bibliothek, deren Wirkungskreis zwar vor allem Westfalen und die umliegenden Gebiete einschloss, die aber auch weit über diesen geografischen Rahmen hinaus die wichtigste historische Literatur anbieten konnte.

Diese Sammlungen wurden zunächst nacheinander an unterschiedlichen Orten höchst unzulänglich untergebracht, bis sich seit dem Jahr 1886 der Oberpostsekretär Bernhard Stolte (1848-1927), ein äußerst tatkräftiger und umsichtiger Mann, um die nunmehr auch bereits sehr umfangreichen und wertvollen Bestände des Vereins kümmerte, die sich mittlerweile im Rathaus befanden.

In einer Denkschrift vom 04.03.1909, die vermutlich auch von ihm verfasst wurde (AV-Archiv, in Acta 368), wies er eindringlich auf die Notwendigkeit einer geeigneten und würdigen Unterbringung im Rathaus und auf die Dienste und auch die Verdienste des Vereins für die kulturellen Aufgaben und Pflichten der Stadt gegenüber ihren Bürgern hin. In dieser Schrift werden auch erstmals die Vereinssammlungen im Zusammenhang beschrieben: Das Archiv umfasste damals "rund 2000 Original-Urkunden von 1150 ab bis zum Ende des 18. Jahrh.; [...] 334 Kodizes oder handschriftliche Werke [die wichtigsten sind dann aufgeführt] [...] Die Paderborner Landesverordnungen seit 1620, vollständigste nur hier vorhandene Originalsammlung; [...] eine große Anzahl gedruckter, aber äußerst seltener Akten von Prozessen aus hiesiger Gegend [...] am Reichskammergericht; [...] genealogische Tafeln und gezeichnete Kartenwerke; [...] alte Akten: 291 Faszikel [...]". Zum Schluss heißt es: "Ein Fuder von uns s. Z. angekaufter Akten des Fürstbischöflichen Hof- und Offizialatsgerichts beruhen noch ungeordnet auf dem Boden des s. g. Archivgebäudes in der Wasserkunststraße." Trotz dieser eindrucksvollen Darstellung, die im übrigen auch über fünf Seiten hinweg die wertvollsten Museumsgegenstände aufführt, konnte der Verein nur noch einen kleinen Raum für die Museumsbestände im Rathaus behalten. Archiv und Bibliothek wurden mit Genehmigung des Paderborner Bischofs Karl Joseph Schulte im Jahr 1915 in den 1913/1914 errichteten Neubau der Bischöflichen Akademischen Bibliothek überführt, wo sie sich auch heute noch befinden. Am 25. März 1925 wurden Benutzung und Verwaltung von Vereinsarchiv und -bibliothek vertraglich geregelt (Vertrag zwischen dem "Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn" und der Bischöflichen Akademischen Bibliothek zu Paderborn über die Nutzung von Vereinsbibliothek und Vereinsarchiv, in: WZ 83 II, 1925, S. 184-186). Im Anschluss an die 60-jährige Laufzeit des Vertrages wurde 1985 eine neue Vereinbarung mit ähnlichen Bedingungen abgeschlossen.

In dieser Zeit, also seit 1915, wurden Bibliothek wie auch Archiv beständig vermehrt. Während sich der Zuwachs des Archivs mehr auf zufällige Erwerbungen und weniger auf gezielte Ankäufe erstreckte, wurde für die Bibliothek kontinuierlich die neue landesgeschichtliche Literatur angeschafft. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren dank der umsichtigen Bemühungen des damaligen Bibliothekars der Akademischen Bibliothek, Dr. Klemens Honselmann, die Archivbestände ausgelagert. Sie überstanden daher bis auf einige wenige Stücke die Bombenangriffe. Auch die Bibliothek konnte fast komplett gerettet werden, da sie sich in einem Teil des Bibliotheksgebäudes befand, der zwar auch stark beschädigt, aber nicht völlig zerstört worden war. Im November 1948 kamen die Archivalien wieder zurück nach Paderborn in die wieder aufgebaute Bibliothek.

Archiv und Bibliothek der Abteilung Paderborn befinden sich seitdem in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek, die archäologischen, historischen und kunstgeschichtlichen sowie numismatischen Sammlungen im Museum für Stadtgeschichte Paderborn, im Historischen Museum des Schlosses Neuhaus, im Historischen Museum des Hochstifts Paderborn, Wewelsburg, im Museum in der Kaiserpfalz Paderborn, im Diözesanmuseum Paderborn und im Archäologischen Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die Sammlungen der Abteilung Münster gelangten in das Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen und das LWL-Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. Die Sammlungen der Abteilung Paderborn sind in einem Gesamtkatalogerfasst und publiziert worden; die mittelalterlichen Urkunden und ein Teil der Akten sind in Regesten-Form erneut veröffentlicht, die Handschriften und Inkunabeln neu wissenschaftlich bearbeitet worden. Die reichhaltigen Sammlungen sind z. T. online recherchierbar, z. T. in Volltext (Kunststücke).

Der Verein gibt die Westfälische Zeitschrift (WZ) und zusammen mit dem LWL-Museum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen und der LWL-Archäologie die Zeitschrift Westfalen heraus. Die Abteilung Paderborn verleiht den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis für Arbeiten junger Historiker zur Landesgeschichte Ost- und Südwestfalens und gibt eine eigene Reihe Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte heraus. Beide Abteilungen veranstalten in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe den jährlichen "Tag der westfälischen Geschichte", jeweils getrennt Mitgliederversammlungen, wissenschaftliche Vorträge, Ausstellungen sowie Studien- und Museumsfahrten. Der Gesamtverein (Abteilungen Münster und Paderborn) hat zur Zeit etwa 2.000 Mitglieder.
Benutzungsort Erzbischöfliche Akademische Bibliothek Paderborn
Eigentümer/in Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e. V.
Pontanusstr. 55 (Stadtarchiv)
33095 Paderborn
Tel.: 05251/881595
Fax: 05251/882047
E-Mail: geschaeftsfuehrer@altertumsverein-paderborn.org
Bestand
Urkunden Regestenliste | Suche im Bestand
Umfang 881 Urkunden
Laufzeit 1153-1500
Inhalt Der Urkundenbestand des Archivs für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, ist eine Sammlung unterschiedlichster Provenienzen, die in ihrer geografischen Reichweite die Sammlungsaktivitäten der Vereinsmitglieder widerspiegelt. Räumlich lässt sich etwa folgendes Gebiet zeichnen: im Westen die Herzogtümer Geldern und Jülich sowie die Grafschaften Kleve und Berg, im Süden die Landgrafschaft Hessen sowie die Grafschaften Waldeck und Ziegenhain, im Nordosten das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und im Norden das Bistum Münster und die Grafschaft Hoya.
Information Unter der fachlichen Anleitung des Westfälischen Archivamts Münster hat der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, Anfang der 1990er Jahre die mittelalterlichen Urkunden seines Archivs in Regestenform neu bearbeiten lassen. Ulrike Stöwer übernahm die schwierige Aufgabe, das Regestenwerk von Bernhard Stolte aus dem Jahre 1905, das damaligen Anforderungen voll gerecht wurde, heutigen Erwartungen gemäß mithilfe eines EDV-Programmes für Archive völlig neu zu bearbeiten und durch einen umfangreichen Index zu erschließen.

Aus den vorhandenen Archivbeständen Urkunden, Akten und Codices wurden sämtliche Originalurkunden, d. h. Ausfertigungen, bis 1500 zusammengetragen und in dem 1994 publizierten Inventar von Ulrike Stöwer verzeichnet. In gleicher Weise wurde für die nicht mehr durch das Westfälische Urkundenbuch erfasste Zeit mit Abschriften verfahren, sofern sie in Form eines Einzelblattes vorliegen. Auch jüngere Abschriften etwa aus dem 19. Jh. sind in die Verzeichnung einbezogen worden, da in einigen Fällen der Verbleib der Ausfertigung nicht nachprüfbar war. Die rund 880 Urkundenregesten wurden 1994 in der Reihe "Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens" gedruckt.

Bei der Übertragung der Publikation mussten insbesondere zwei Einschränkungen gemacht werden. Da keine digitale Druckfassung mehr vorhanden war, wurden die Regesten aus einem vorhandenen Export rekonstruiert, der vor einigen Jahren leider gänzlich ohne Formatierung hergestellt worden war; die zahlreichen kursiv gesetzten Zitate sind daher ausschließlich in der Druckfassung, die als offizielle Fassung weiterhin Gültigkeit hat, enthalten. Die zweiteilige Online-Publikation des Index schließlich ist - da die Regesten über die einzelnen Einträge nicht direkt aufgerufen werden können - als eine Notlösung für die Recherche gedacht, auf die wir jedoch nicht verzichten wollten: Die Vereinheitlichung von Schreibweisen und die thematische Einordnung können durchaus hilfreich bei der Suche sein.

Weitere Information zur Verzeichnung können Sie in der Publikation von Ulrike Stöwer,  Das Archiv des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e. V. Die Urkunden bis zum Jahr 1500., Münster 1994, abrufen.
Weitere Ressourcen Ressourcen zu Paderborn, zum Fürstbistum Paderborn und zu Vereinen im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"

Stadt Paderborn | Google Maps

Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn e. V.

Panoramen Paderborn

Stadt Paderborn
Literatur Stöwer, Ulrike
 Das Archiv des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e. V. Die Urkunden bis zum Jahr 1500. Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens, NF, Bd. 14. Münster 1994.


Börste, Norbert (Hg.)
Die Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e. V. Studien und Quellen, Bd. 39. Paderborn 2000.

Hohmann, Friedrich-Gerhard / Honselmann, Klemens
Dokumente zur Gründung des Vereins. In: WZ 124/125, 1974/1975, S. 29-41.

Honselmann, Klemens
Die Abteilung Paderborn 1824-1924, 1925-1974. In: WZ 124/125, 1974/1975, S. VI-XX.

Honselmann, Klemens / Hartlieb v. Wallthor
Einhundertfünfzig Jahre Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. In: WZ 124/125, 1974/1975, S. I-VI.

Honselmann, Klemens (Hg.) / Lüke, Gertrud (Bearb.)
Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalen (Abt. Paderborn und Münster). Systematisches Verzeichnis der Veröffentlichungen 1824-1975. Paderborn 1981.

Stoob, Heinz (Hg.)
Paderborn. Westfälischer Städteatlas, Lieferung 2. Dortmund 1981.
Systematik
Ort1   Westfalen/-Lippe (allg.)
2.7.8   Paderborn, Stadt
2.28   Paderborn, (Fürst-)Bistum < - 1802>
Sachgebiet15.14   Vereine, Arbeitskreise, Stiftungen
Datum Aufnahme 2010-04-07
Datum Änderung 2011-12-05
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