Ermelinghof |
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Geschichte | Die ältesten Besitzer von Ermelinghof im alten Ksp. Hövel, Bsch. Geinegge, heute Stadt Hamm, Stadtteil Bockum-Hövel, dürften die von Ermel gewesen sein. Das Gut scheint sich im 14. Jh. im Besitz der Familie von Sümmern befunden zu haben, von denen es Thonies von Scheidingen erwarb. Als Brautgabe gelangte Ermelinghof 1410 durch die Heirat von Ermegard an Heinrich von Galen, dessen Linie zu Ermelinghof (in männlicher Linie ausgestorben 1809) es bis zum Konkurs und dem Verkauf an Anton von Wintgen (26.05.1787) besaß. Die nobilitierte Familie von Wintgen (Wyngen, Wynkes, Wyntgens und Wintgen) stammte mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ursprünglich aus der Stadt Münster, sondern aus dem Raum Ahaus, wo im 16. Jh. ihre Güter und Heiratskreise lagen. Weder adlig oder landsässig, noch patrizischer Herkunft, waren die katholischen Familienmitglieder v. a. im landesherrlichen Verwaltungs- oder Militärdienst tätig. Hierüber brachte es Jordan Wintgen (gest. 1681) in seiner militärischen Laufbahn immerhin bis zum Kommandanten von Ottenstein, sein Sohn Gerhard Heinrich (gest. 1707), nach seinem Studium an der Universität Löwen, im zivilen Bereich zum Landrentmeister des Fürstbistums Münster (1688, vermutlich über Beziehungen seitens seines Schwiegervaters) - wodurch er in die unmittelbare Nähe des Fürsten aufstieg -, und schließlich zum Bürgermeister (1689-1707) der Stadt Münster. Er entsprach damit dem neuen Typ des landesfürstlichen Verwaltungsfachmanns aus der Schicht der akademischen Honoratioren, auf den die Stadt nach der Eroberung durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (reg. 1650-1678) im Jahre 1661 aufgrund der sich bietenden neuen Aufgabenfelder eine gewisse Anziehungskraft ausstrahlte. Seine Doppelfunktion spiegelt zugleich die veränderten Machtverhältnisse und Karrieremuster in Stadt und Land wider. Die enge Verzahnung der beruflichen und der sozialen Ebene, der Einstieg in die Heiratskreise der hohen Beamtenschaft - 1676 Heirat mit Johanna Magdalena von Büren, der Tochter des Landschaftspfennigmeisters Bernhard - und die Vererbung der Ämter schuf in zweifacher Hinsicht eine günstige Ausgangslage: Zum einen waren über familiäre Beziehungen und gute Kontakte zum Fürsten weitere einträgliche Stellungen oder gar die Nobilitierung, die bei Gerhard Heinrich 1706 erfolgte (16.10.1706 Reichsritterstand) zu erreichen, zum anderen konnten aus diesen und der Einbeziehung in die Erbschaftskreise der hohen Beamtenschaft erhebliche finanzielle wie persönliche Chancen resultieren. So brachte die Bürensche Erbschaft die Güter Holthausen und Kernebeck ein. Freilich erhielt die Familie mit der Nobilitierung nicht zugleich auch die Stiftsfähigkeit und damit - aufgrund der Abschottungsbestrebungen von Domkapitel und Ritterschaft - Zugang zu den stiftsmäßigen Familienkreisen oder einträglichen Präbenden und hohen Fürstenstellen; zudem kam es zu Auseinandersetzungen um die Anerkennung der Ritterbürtigkeit. Der Heiratskreis blieb insofern zunächst auf die Beamtenfamilien beschränkt, und auch den nachgeborenen Kindern blieben nur die Präbenden in den stadtmünsterschen Stiften, deren Stühle auch den Erbmännern bis zur Anerkennung ihrer Stiftsfähigkeit immerhin wichtige Versorgungsmöglichkeiten geboten hatten. Abgesichert durch einen größeren Eigentumszugewinn um Coesfeld und Vreden infolge der Erbschaft von Büren, begann Gerhard Heinrich gegen Ende des 17. Jhs. damit, neben Eigentum in der Stadt auch um Münster herum umfangreiches Grundeigentum (v. a. Kämpe vor dem Jüdefelder und Neubrückentor) zu erwerben, das unter seinem Sohn Johann Bernhard (1684-1728), ebenfalls Landrentmeister, durch die Beerbung seiner Schwiegereltern - es handelte sich um Güter in Zytphen (Gut Emmergriet oder Broickhusen sowie die Erben Mylinck und Sligtkamp) nochmals vergrößert werden konnte. Und auch dessen Sohn Franz Anton (1710-1763), ebenfalls Landrentmeister und Kammerherr, sowie sein Enkel Joseph Anton legten ihre Gelder in Landeigentum an: von Clemens August Droste zu Hülshoff (1730-1798) erwarben sie 1757 Haus Telgte, das von der Familie zeitweise bewohnt wurde, oder die Häuser Wienburg (Erbmännergut in Münster ohne Landtagsfähigkeit), 1788 Ermelinghof, 1793 Braam. Die Anhäufung von Grundbesitz war für sie ein Mittel, um mit dem stiftsfähigen Adel gleichzuziehen. Der Schwerpunkt des v. a. im 18. Jh. erworbenen Gutseigentums lag im Fürstbistum Münster, und dort v. a. um dessen Hauptstadt. 1844 gelangte Ermelinghof über die Witwe von Franz Otto, Caroline von der Heyden-Baak, an die Erbtochter Mathilde von Wintgen und mit deren Eheschließung an Joseph von Twickel. Die jetzige Eigentümerin des Komplexes mit dem neugotischen Herrenhaus ist die Tochter des 1943 gefallenen Rittmeisters von Twickel zu Ermelinghof. |
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Benutzungsort |
LWL-Archivamt für Westfalen |
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Eigentümer/in | Freifrau von Aretin | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestand |
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Weitere Ressourcen |
Ressourcen zu Hamm und zum Thema Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" Haus Ermelinghof in Hamm, Stadtteil Bockum-Hövel| Google Maps Stadt Hamm |
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Literatur |
Frese, Werner Genealogische Quellen in Privat- und Kommunalarchiven des Münsterlandes. In: F. C. Berkenvelder u. a. (Hg.), Familienforschung im deutschen Grenzraum zu den Niederlanden. Jubiläumsband der "Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland 1967-1992", Hilversum 1992, S. 61-95. Frese, Werner Urkunden des Hauses Ermelinghof. In: Der Märker, 30. Jg., 1981, S. 175-185. Frese, Werner (Bearb.) Telgter Urkundenbuch. Westfälische Quellen und Archivverzeichnisse, Bd. 14. Münster 1987. [S. 431-450: Urkunden des Hauses Telgte] Glasmeier, Heinrich Das Archiv der Freiherren von Twickel zu Ermelinghoff. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen, 11. In: Westfälisches Adelsblatt 2, 1925, S. 92-99. Lüdicke, Reinhard / Müller, Ernst Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Lüdinghausen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Provinz Westfalen[, Reihe 2]: Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westalen, Bd. 2: Regierungsbezirk Münster, Heft 3: Kreis Lüdinghausen. Münster 1917. [S. 38-41] Pottmeyer, Heinrich Archiv Ermelinghof. In: Westfälisches Adelsblatt 4, 1927, S. 62f. Appuhn, Horst Das Altarkreuz von Ermelinghof. In: Westfalen 54, 1976, S. 1-22. Beaugrand, Günter Haus Ermelinghoff in Hamm und seine adeligen Besitzer (Galen, Wintgen, Twickel, Aretin). Werl 2009. Fahne, A[nton] Geschichte der Westphälischen Geschlechter unter besonderer Berücksichtigung ihrer Uebersiedelung nach Preußen, Curland und Liefland. Köln 1858. [S. 413] Frank, Karl Friedrich v. Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823, mit einigen Nachträgen zum ”Alt-Österreichischen Adels-Lexikon“ 1823-1918. 5 Bde. Senften 1967/1974. [Bd. 5, S. 227] Jerrentrup, Friedrich Wilhelm Barock-Kleinod auf Haus Ermelinghof. Die Kapelle in Hamm-Hövel stammt aus dem 17. Jahrhundert. In: Unser Westfalen 2000, S. 107f. Jerrentrup, Friedrich Wilhelm Katholische Pfarrkirche St. Pankratius und Kapelle SS. Maria und Bartholomaeus auf Haus Ermelinghof. In: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002, S. 76-81. Kluge, Dorothea / Hansmann, Wilfried (Bearb.) Westfalen. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 2. München 1986. [S. 63] Ledebur, Leopold v. Adelslexicon der Preussischen Monarchie. 3 Bde. Berlin [1855]. [Bd. 3, S. 124] Ludorff, A. (Bearb.) Kreis Lüdinghausen. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 1. Münster 1893. [S. 47, 49] Mummenhoff, Karl E. Die Profanbaukunst im Oberstift Münster von 1450 bis 1650. Westfalen, Sonderheft 15. Münster 1961. [S. 166f.] Püttmann-Engel, Kristin Schloßkapellen im Raum Westfalen. 1650-1770. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Bd. 14. Bonn 1987. [S. 179f.] Richtering, Helmut Adelssitze und Rittergüter im Gebiet der Stadt Hamm. In: Herbert Zink (Hg.), 750 Jahre Stadt Hamm, Hamm 1976, S. 125-160. Schauerte, Arthur Das Rittergut Ermelinghof. In: Westfälischer Heimatkalender 1956, S. 203f. Schneider, Reinhold: Zur denkmalpflegerischen Wiederherstellung des ehemaligen Brauhauses von Haus Ermelinghof in Hamm-Bockum-Hövel. In: Burgen und Schlösser 49, 2008, 3, S. 177-187. Schumacher, Fritz / Greilich, Hartmut Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Neuauflage von 1956. Hamm 2002. Schwieters, Julius Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Lüdinghausen. Münster 1886. [S. 205-207] Weidner, Marcus Landadel in Münster 1600-1760. Stadtverfassung, Standesbehauptung und Fürstenhof. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster NF, Bd. 18.1, 2 Teile. Münster 2000. Werland, Peter Die Wienburg. In: Das Schöne Münster, Alte Folge, 1941, S. 65-72. Werland, Peter Die Wienburg. Ein Herren- und Kaffeehaus aus der Rokokozeit vor den Toren Münsters. In: Westfälischer Heimatkalender 7, 1953, S. 162-165. |
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Systematik |
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Datum Aufnahme | 2010-04-07 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Datum Änderung | 2011-11-04 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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