DOKUMENTATION | Ausstellungen: 1648 - Krieg und Frieden in Europa | |
Textbände > Bd. I: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft |
JØRGEN HEIN Der "Dänische Krieg" und die weitere Rolle Dänemarks |
1625 trat Christian IV. von
Dänemark-Norwegen (1588-1648) als Führer der Protestanten in den
niedersächsischen Krieg ein. Hiermit wurden auch neue Spannungen in der
jahrhundertealten Rivalität um die Herrschaft in Skandinavien zwischen
Dänemark-Norwegen und Schweden-Finnland ausgelöst. Christian IV.
verlor, und mit dem Frieden zu Lübeck 1629 begann eine Reihe von
Niederlagen, die Dänemarks Abstieg zu einem Kleinstaat besiegelten. An die
Stelle Christians IV. als Führers der Protestanten trat Gustav II. Adolf
von Schweden, dessen Siege auf dem Kontinent die schwedische Vorherrschaft im
Ostseeraum begründete, die bis zum Großen Nordischen Krieg 1720
andauerte, als das Rußland Peters des Großen zur europäischen
Großmacht wurde. Diese Entwicklung mag in den Augen der Nachwelt
naturgegeben erscheinen, aber 1625 war dieses Ergebnis durchaus nicht absehbar:
Dänemark-Norwegen galt den Zeitgenossen als die unumstritten führende
Macht in Skandinavien. Daher soll im Folgenden versucht werden, drei Fragen zu
beantworten: Welche Rolle spielte Dänemark-Norwegen in der Zeit vor und
während des Dreißigjährigen Krieges? Was veranlaßte
Christan IV., am Krieg teilzunehmen? Und welche Politik verfolgte er, als die
Niederlage unabweisbar war?
Zur Zeit Christians
IV. erstreckte sich Dänemark-Norwegen von Altona bis zum Nordkap und von
Island bis zur Insel Ösel vor der Küste Estlands. Besitzungen in
Südschweden, die fruchtbaren Landschaften Schonen, Halland und Blekinge,
sicherten dem dänischen König die Herrschaft über den
Ostseezugang (Abb. 1). [1] Jedes Handelsschiff mußte in
Helsingør Sundzoll bezahlen, und entsprechende Abgaben wurden auch bei
der Fahrt nach Murmansk nördlich von Norwegen fällig. Voraussetzung
hierfür aber war eine starke und kostspielige
Flotte.
Verglichen mit dem südlichen Europa
war das ausgedehnte Reich jedoch nur dünn besiedelt (1650 ca. 1,5 Mio.
Einwohner gegenüber ca. 0,9 Mio. 1630 in Schweden). Dazu kamen eine
einseitige Gewerbestruktur und das Fehlen aller wesentlichen Rohstoffe mit
Ausnahme von Holz. So war die Landwirtschaft der Haupterwerb, Korn und Rinder
wurden für das dichtbevölkerte Nordwesteuropa produziert und
ermöglichten den Import von Rohstoffen für das Militär (Eisen,
Kupfer, Hanf und Teer), von Salz und verarbeiteten Waren wie Tuch, Wein, Bier
und auch ausgesprochenen Luxusgütern wie Seide und Gewürze. Die
Städte waren klein und das Handwerk zurückgeblieben. Der
Außenhandel lag in den Händen der niederländischen
Handelsflotte. Insgesamt können Dänemark-Norwegens Ressourcen
vermutlich am besten mit denen deutscher Staaten wie Brandenburg oder Sachsen
verglichen werden.
Der Verfassung nach war
Dänemark-Norwegen ein Wahlkönigtum. Der König mußte eine
Handfeste unterschreiben, deren Inhalt vom Adel formuliert wurde. Daß
Kriegseintritt und Steuererhebung der Zustimmung des Reichsrates bedurfte,
verlieh der Stellung des Adels zusätzlich Stärke. Geschwächt
wurde der Einfluß des Reichsrates jedoch dadurch, daß der
dänische König zugleich Herzog von Holstein war, das er als Lehen vom
röm.-deutschen Kaisers erhalten hatte. Die Reformation hatte die Macht des
Königs in zweierlei Hinsicht gestärkt. Zum einen wurde der Monarch
Führer der lutherischen Staatskirche, die sich schnell als loyaler
Fürstendiener erwies, zum anderen folgte aus der Säkularisierung des
katholischen Kirchengutes, daß die Hälfte des dänischen Bodens
in den Besitz der Krone gelangte. Dies ermöglichte es dem König, den
Adel, der die andere Hälfte besaß, mit großzügigen Lehen
zu versehen. Die Hochkonjunktur für den landwirtschaftlichen Export, die
durch den Dreißigjährigen Krieg bis 1640 verlängert wurde,
begünstigte so auch den Adel. Durch kurzfristige Krisen wurde diese
Blüte jedoch immer wieder unterbrochen, so daß landwirtschaftliche
Großbetriebe, in denen das notwendige Kapital, solche Krisen zu
überbrücken, vorhanden war, bevorteilt wurden. Die sozialen
Unterschiede vergrößerten sich derart, daß 1625 ein Drittel des
Adels 75 Prozent des Bodens besaß und sich zugleich das Monopol für
die königlichen Lehen gesichert hatte. Diese in sich geschlossene und
verschwägerte adelige Oberschicht, die auch den Reichsrat dominierte, baute
die vielen Herrensitze, die noch heute die dänische Landschaft zieren. Und
nur diese Familien konnten sich die kostspieligen Auslandsreisen durch Europa
für ihre Söhne leisten, die wiederum Voraussetzung für einen der
lohnenden Staatsposten waren. Der humanistische Gelehrte und Astronom Tycho
Brahe entstammte diesem Umkreis.
Die
dänische Verfassung zur Zeit des Eintritts in den
Dreißigjährigen Krieg kann als eine Monarchia Mixta
beschrieben werden: Krone und Adel teilten sich Macht und Boden. Beide Parteien
waren sich darin einig, die Flotte zu stärken, die den ertragreichen
Øresundzoll sicherte. Dieser Anspruch gründete auf der Doktrin vom
Dominium Maris Baltici, in der die Ostsee mit dem Fahrwasser von Blekinge
südlich von Öland und nördlich von Gotland und Ösel als
dänisches Territorialfahrwasser definiert war. Während der König
außerdem ein stehendes Heer aus Söldnertruppen wünschte, bot der
Reichsrat ihm nur eine bescheidene nationale
Miliz.
Ein Hauptfaktor in diesem Streit war das
Verhältnis zu Schweden. Im Spätmittelalter hatten Dänemark,
Norwegen und Schweden eine politische Union gegen das deutsche Vordringen im
Ostseeraum gebildet. Dank seiner Bevölkerungsdichte, der Lage im
Südwesten und der ertragreichen Landwirtschaft dominierte in dieser Union
Dänemark, im Zuge der wachsenden ökonomischen Bedeutung Schwedens
jedoch, u.a. aufgrund seiner Erzgewinnung, wuchs dort ein Streben nach
Unabhängigkeit, das zur Auflösung der Union führte. 1523 wurde
der Adelige Gustav Vasa zum schwedischen König gewählt. Die
Reformation führte zu einem Stillstand, 1563 aber kulminierte das
gegenseitige Mißtrauen in einem Krieg, der bis 1570 andauerte. Im Verlauf
dieses Krieges zeigte sich, daß Dänemark zwar die Oberhand hatte, das
große und relativ öde Schweden sich jedoch weder erobern noch bei
seiner Expansion nach Osten aufhalten ließ. Der Friedensschluß
öffnete den Weg zu Vergleichsverhandlungen zwischen den Königen und
dem jeweiligen Adel zur Beilegung von künftigen Streitigkeiten. In dieser
Frage zeigte sich, daß der reiche und mächtige dänische Adel im
Verhältnis zu seinem König wesentlich selbstbewußter war als der
schwedische.
Im letzten Jahrzehnt des 16.
Jahrhunderts wurde Schweden durch innere Auseinandersetzungen zwischen Gustav
Vasas Söhnen geschwächt. Der zweitälteste Sohn, Johann III.,
hatte eine polnische Prinzessin geheiratet. Ihr Sohn Sigismund wurde 1587
König von Polen und folgte 1592 seinem Vater auf den schwedischen Thron. Im
Zeitalter der Gegenreformation rief Sigismund als überzeugter Katholik im
lutherischen Schweden natürlich Angst hervor. Dies ebnete den Weg für
Gustav Vasas dritten Sohn, Karl. 1599 kam es zum Aufstand, und nach harten
Kämpfen, während derer auch etliche adelige Gegner enthauptet wurden,
wurde Karl IX. im Jahre 1604 zum schwedischen König gekrönt. Die
inneren Auseinandersetzungen drohten Schweden im protestantischen Nordeuropa zu
isolieren. Dänemark gelang es dagegen, seine Position durch Heiratspolitik
zu stärken. Fürstliche Eheschließungen waren ein Maßstab
für das internationale Ansehen eines Hauses. Christian IV. heiratete Anna
Katharina von Brandenburg, die Ehen seiner Schwestern machten ihn zum Schwager
von König Jakob I. von England, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig,
Herzog Johann Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorp und Kurfürst Christian
II. von Sachsen. Außerdem wurde eine Ehe zwischen dem Bruder Christians
IV. und Xenia, der einzigen Tochter des Zaren Boris Godunow, vereinbart. Der
Bruder starb jedoch in Moskau, bevor die Hochzeit stattgefunden
hatte.
Dies war der politische Hintergrund, vor
dem Christian IV. mündig und 1596 gekrönt wurde. Der begabte Prinz
hatte eine gründliche und umfassende Ausbildung erhalten. Als
Elfjähriger verlor er seinen Vater und stand dadurch plötzlich im
Mittelpunkt des Interesses. Dies stärkte sein Selbstbewußtsein,
gleichzeitig gewährte ihm der Umgang mit der Vormundschaftsregierung des
Reichsrates Einblick in Kultur und Denkweise des Adels. So lag, obwohl Christian
IV. sich während seiner langen Regierungszeit die Außenpolitik und -
versuchsweise - die Finanzen als königliche Vorrechte vorbehalten sollte,
der Gedanke an Alleinherrschaft außerhalb seines Horizonts.
Charakteristisch für Christian IV. waren sein schneller und klarer
Gedankengang, seine rastlose Energie und ein resultatorientierter Pragmatismus.
Andere Eigenschaften wie seine Ungeduld, das Streben, alles selbst machen zu
wollen, seine Einmischung in Wichtiges und Unwichtiges, schwächten seinen
Überblick und seine Urteilskraft. Sein Glaube war einfach und voller
Pflichterfüllung. Seine Vorliebe galt der Architektur und der
Musik.
Die ersten Jahre der Regierungszeit
Christians IV. waren von einer starken Aufrüstung geprägt. Die
Kopenhagener Werft und das Arsenal entwickelten sich zu den bedeutendsten in
Europa, während zur gleichen Zeit die Flotte verdreifacht und damit zur
größten Seestreitmacht im Ostseeraum wurde. Anlaß hierzu waren
die wachsenden Spannungen zwischen Dänemark und Schweden, wo Karl IX.
innenpolitische Probleme durch eine aggressive Außenpolitik zu lösen
versuchte, teils gegenüber Polen in Livland, teils in Nordnorwegen gegen
Dänemark. Hier forderte der schwedische König die Herrschaft über
die Küstenregion von Tysfjord bis Varanger und über Finmarken. Seit
altersher betrachtete man dieses Gebiet als zu Norwegen gehörig.
Niedergelegt war dieser Anspruch im zweiten Grundsatz der dänischen
Außenpolitik, der Doktrin vom Dominium Maris Septentrionalis, die
Dänemarks Hoheit über das Meer zwischen Island und Norwegen betraf und
von Frankreich 1583 anerkannt worden war. Das Gebiet war von wachsender
handelspolitischer Bedeutung, da Schwedens Eroberung von Narva 1582
Rußland seines letzten Ostseehafens beraubt hatte. Rußland
intensivierte daher den Verkehr von Murmansk, was die dänischen
Zolleinnahmen im Øresund mindern konnte. Um die dänische Herrschaft
zu behaupten, leitete Christian IV. deshalb persönlich 1599 eine
Flottenexpedition nach Nordnorwegen. In den folgenden Jahren versuchte er, den
widerstrebenden Reichsrat zu einer Kriegserklärung gegen Schweden zu
drängen. Erst nach mehreren vergeblichen Vermittlungsversuchen und nach
einer Blockade der livländischen Häfen durch Schweden, wodurch die
Belieferung der dänischen Flotte mit u.a. Holz und Hanf gefährdet
wurde, begann der Reichsrat nachzugeben. 1611 erzwang Christian IV. eine
Entscheidung, indem er erklärte, daß er den Krieg gegen Schweden
nicht als dänischer König, sondern in seiner Eigenschaft als Herzog
von Holstein führen werde.
Der Krieg
1611-1613 wurde in vieler Weise zu einer Wiederholung des vorigen von 1563-1570.
Er zeigte noch einmal, daß sich Schweden nicht erobern ließ und
daß die Dänen die Übermacht zur See besaßen. Christian IV.
gelang die Eroberung von zwei schwedischen Grenzfestungen, Kalmar und Elfsborg,
was einen für Dänemark vorteilhaften Frieden sicherte. Schweden gab
seine Ansprüche auf Nordnorwegen und Ösel auf, beendete die Blockade
der livländischen Häfen und mußte zwischen 1616 und 1619 eine
Reparation von einer Million Reichstalern in vier Raten bezahlen. Als Pfand
behielt Dänemark Elfsborg (bei Göteborg), Schwedens einziger Hafen und
Zugang nach Westen. Falls das Geld nicht zum fälligen Zeitpunkt gezahlt
würde, sollte das Pfand bei Dänemark
bleiben.
Der Ausgang des Krieges stärkte die
Position Christians IV. Mit einem ausgeglichenen Staatshaushalt, dem Sundzoll
und der schwedischen Reparation war er um 1620 einer der drei reichsten
Fürsten Europas (Abb. 2). Das Geld wurde in Darlehen an ausländische
Fürsten und dänische Adelige sowie in Wirtschaftsprojekte investiert.
Die zehn Jahre von 1613 bis 1624 stellen sich als Reformperiode mit dem
Schwerpunkt besonders auf drei Gebieten dar: militärisch wurde der Ausbau
der Flotte fortgesetzt, jetzt aber ergänzt durch neue Festungsbauten und
Stadtgründungen, bei denen sich strategische und handelspolitische
Interessen verbanden. Das gilt u.a. für Kristiansstad in Schonen, Varberg
in Halland, Kristiania (das heutige Oslo) in Norwegen und Glückstadt bei
Hamburg. Die größte Festungsanlage war die neue Befestigung
Kopenhagens, dessen Areal verdreifacht wurde, u.a. durch die Anlage von
Christianshavn, eines neuen Stadtteils mit Kanälen nach holländischem
Vorbild. Außerdem wurde ein stehendes Heer mit 4.000 Bauernsoldaten
geschaffen. Um wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen, gründete
die Krone Manufakturen und Handelskompanien. Kopenhagen sollte zum Stapelplatz
für den Ostseeraum werden. Die erste Handelskompanie war die
"Isländische Kompagnie", die mit Hamburgs Island-Handel konkurrierte,
gefolgt von der "petsorischen Kompagnie" für den Wettbewerb mit dem
niederländischen und dem englischen Walfang. 1619 startete eine Flotte, um
nach der Nordwestpassage zu suchen, und das gleiche expansive Ziel
veranlaßte die Gründung der "Ostasiatischen Kompagnie", die sich zwar
als unrentabel erwies, jedoch 1620 zur Gründung von Trankebar, der
dänischen Kolonie an der Koromandelküste, führte. Das
ehrgeizigste Unternehmen war jedoch die Errichtung des Seidenwerks in
Kopenhagen. Dort stellten niederländische Weber Textilien her, die
Christian IV. u.a. als Geschenke für den Zaren verwandte. [2] Nur
wenige dieser Investitionen erwiesen sich jedoch als rentabel, zum einen, weil
die Grundlage zu schwach war, zum anderen, weil Christian IV. mit seinem
Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg seine finanzielle
Unterstützung zurückzog. Der dritte Schwerpunkt dieser Blütezeit
waren die königlichen Prachtbauten, die zur Verherrlichung des Königs
dienten. Das bedeutendste Beispiel ist hier Schloß Frederiksborg, die
Residenz Christians IV. in Nordseeland. Wie bereits zuvor der Escorial und
später Versailles wurde das Schloß in gebührendem Abstand zur
Hauptstadt errichtet. Die dreigeteilte Anlage (Abb. 3) bildet den Rahmen
für die Verherrlichung des Monarchen. Ihre manieristische Architektur zeigt
deutliche Verwandtschaft mit der französischen und niederländischen
Renaissance. Im Vorhof sah der Besucher den Neptun-Brunnen von Adrian de Vries,
der die Herrschaft des dänisch-norwegischen König über die Ostsee
und das Nordmeer symbolisierte, während der Zugang zum inneren
Schloßhof von Statuen flankiert war, die David und Alexander den
Großen darstellten. Im Rittersaal prangten 26 Gobelins, die die Siege
gegen Schweden zeigten. Dieses ikonographische Programm des Herrscherlobs
kulminierte in der Schloßkirche, deren teilweise erhaltenes Silbermobiliar
ein Gegenstück zur Reichen Kapelle in München darstellte. [3]
Wenn Christian IV. von seinem Gestühl in die Kirche hinunterblickte, die
mit Gemälden von führenden niederländischen Künstlern,
pietra dura-Arbeiten aus Florenz und Silber aus Augsburg ausgestattet
war, konnte er sehen, wie ihm der Siegesengel die Kaiserkrone Rudolfs II. (Abb.
4) reicht. Deutlich läßt sich die Schloßkirche von
Frederiksborg als der Versuch einer lutherischen Kaiserkapelle
lesen. [4]
Als in Deutschland die
Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken wuchsen, verstärkte
Christian sein politisches Engagement im nordwestdeutschen Raum. Dieses
Interesse war nicht neu. Bereits 1603 hatte Christian IV. als Herzog von
Holstein eine formelle Huldigung durch die Stadt Hamburg erzwungen. So wurde
u.a. ein prachtvoller Umzug inszeniert, bei dem sich der König als
Sonnenkönig auf König Salomons Thron verherrlichen
ließ. [5] 1605 unterstützte Christian IV. seinen
Schwiegervater, den Kurfürsten von Brandenburg, in dessen Kampf,
Preußen als Lehen von Polen zu erhalten, indem er dänische
Kriegsschiffe nach Königsberg schickte. 1605-1606 und wieder 1615
unterstützte er seine Schwiegerfamilie, die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel, bei ihrem Versuch, die freie Reichsstadt
Braunschweig zu unterwerfen. Im Gegenzug unterstützte die Herzogsfamilie
die Stiftspolitik des Königs, die darauf zielte, sich die Kontrolle
über die säkularisierten protestantischen Stifte zu verschaffen.
Bereits 1603 war der jüngere Bruder Christians IV. zum Fürstbischof
(Administrator) in Schwerin gewählt worden, und 1611 erreichte er die Wahl
seines Sohnes Frederik zum coadjutor. Seit 1615 versuchte Christian IV.,
Frederiks Wahl in nicht weniger als vier Stiften durchzusetzen: dem Erzbistum
Bremen sowie den Bistümern Verden, Osnabrück und Halberstadt.
Frederiks jüngerer Bruder Ulrik war als dessen Nachfolger in Schwerin
vorgesehen. Dadurch wären die Söhne versorgt gewesen und eine interne
Erbteilung in Dänemark-Norwegen vermieden. Darüber hinaus
eröffnete diese Stiftspolitik die Möglichkeit für Zolleinnahmen
auf Elbe und Weser sowie den Ausbau des dänischen Einflußgebiets als
Gegengewicht zum schwedischen Vordringen in Livland. Wichtigster Partner der
dänischen Siftspolitik war Philipp Sigismund, der Bruder des Herzogs von
Braunschweig-Wolfenbüttel, dem es als Fürstbischof in Osnabrück
und Verden gelang, die Wahl Frederiks zum Fürstbischof von Bremen und
Verden in den Jahren 1621 bis 1626 durchzusetzen. Des weiteren wurde 1621
Holsteins - und damit Christians IV. - Hoheit in Steinburg durch die Stadt
Hamburg in einem Vergleich anerkannt. In den Jahren unmittelbar vor seinem
Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg war Christians IV. norddeutsche
Politik also nicht ohne Erfolg.
Einen gewissen
Anteil an diesem Erfolg hatte aber auch die hohe Politik in Europa. Die Aussicht
auf willkürliche Erhöhungen des dänischen Sundzolls oder aber auf
eine schwedische Blockade der baltischen Länder wirkte auf den
niederländischen Handel wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Die
Niederländer wünschten freie Fahrt auf der Ostsee und
unterstützten deshalb den schwächeren Teil im Kampf um die
Ostseeherrschaft. Nach dem Krieg 1611-1613 gingen sie ein Bündnis mit den
Hansestädten ein, beschleunigten dadurch aber indirekt die schwedische
Expansion in Livland, die 1621 zur Einnahme von Riga führte. Im gleichen
Jahr sollte der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden
auslaufen. Durch eine Blockade in den dänischen Fahrwassern hätte
Dänemark den Interessen Spaniens und des röm.-deutschen Kaisers in die
Hände spielen und den niederländischen Handel zum Erliegen bringen
können. Hierdurch rückte Christian IV. in eine Schlüsselposition.
Die Folge davon war ein neues dänisch-niederländisches Bündnis
sowie die stillschweigende Anerkennung der norddeutschen Stiftspolitik sowohl
von seiten der Generalstaaten als auch von seiten des
Kaisers.
Der Machtzuwachs Christians IV. in
Norddeutschland führte jedoch zu einer schweren Vertrauenskrise zwischen
dem König und dem Reichsrat, die einen fundamentalen Unterschied in der
Vorstellung von Dänemarks politischer Rolle sichtbar werden ließ. Wo
der König eine aggressive Politik gegen Schweden und eine dänische
Einflußsphäre in Norddeutschland anstrebte, lag dem Reichsrat mehr an
einem guten Verhältnis zu Schweden, lediglich dessen Vordringen sollte im
Zusammenspiel mit den mit den Niederlanden aufgehalten werden. Der Reichsrat
scheint damit gerechnet zu haben, daß der schwedische Adel diese Politik
unterstützen würde, eine Annahme, die während der verschiedenen
dänisch-schwedischen Vermittlungstreffen zwischen 1621 und 1624 jedoch
nicht bestätigt wurde. Andererseits begannen die Kosten des
außenpolitischen Engagements Christians IV. dessen Einkünfte zu
übersteigen, weshalb der König auch seine Unterstützung für
seine Wirtschaftsprojekte zurückzog, noch bevor sie erste Ergebnisse zeigen
konnten. Besondere Besorgnis erregte, daß Christian IV., um Hamburg zur
Tolerierung seiner Stiftspolitik zu zwingen, Truppen verwandte, die der
Reichsrat vor dem Hintergrund des Kriegsausbruchs 1618 interimistisch bewilligt
hatte. Zum einen sah der Reichsrat seinen politischen Einfluß
gefährdet, falls die Pläne Christians IV. Erfolg gehabt hätten.
Zum anderen erwuchs aus dieser Politik die Gefahr, direkt in den
Dreißigjährigen Krieg einbezogen zu werden, falls die neuen
Einflußgebiete in Norddeutschland unter Druck geraten
sollten.
Schon bald trat diese Situation ein, denn
die Niederlage der Protestanten drohte das Kräftegleichgewicht zugunsten
des Kaisers zu verschieben. Zur gleichen Zeit begann Frankreich, sich von seiner
inneren Schwäche zu erholen, die der Ermordung Heinrichs IV. gefolgt war.
Seit 1624 versuchte Kardinal Richelieu, die Protestanten zu unterstützen,
um dadurch den alten Konflikt zwischen den Habsburgern und der Krone Frankreich
wiederzubeleben. Vielleicht aus diesem Grunde gab Jakob I. von England, der
einerseits seinen Schwiegersohn, den Kurfürsten von der Pfalz, in
Böhmen unterstützt hatte, andererseits aber gleichzeitig eine
spanische Braut für seinen Sohn, den späteren Karl I. gesucht hatte,
diese unentschiedene Haltung auf und verheiratete seinen Sohn mit Henrietta
Maria von Frankreich. Kurze Zeit später sandte der englische König mit
niederländischer und teilweiser französischer Unterstützung einen
Botschafter in die beiden nordischen Hauptstädte; ebenso fand sich auch ein
französischer Diplomat in Kopenhagen ein. Der Inhalt der Verhandlungen ist
nicht im einzelnen bekannt, aber während Gustav II. Adolf hohe Forderungen
stellte, war Christian IV. mehr entgegenkommend. Sicher spielte seine Furcht
davor, die Initiative dem Erbfeind zu überlassen, die größte
Rolle. Aber man sollte auch den persönlichen Aspekt nicht außer acht
lassen: Der König war jetzt 48 Jahre alt, und hier bot sich eine letzte
Gelegenheit, Ruhm auf dem Schlachtfeld zu ernten. Anfang 1625 erzwang Christian
IV. seine Wahl zum Obersten im niedersächsischen Kreis. Nicht als
dänischer König, sondern als Herzog von Holstein trat er somit in den
Krieg ein - ohne eigentliche Garantien ausländischer Subsidien und gegen
den Willen des Reichsrates.
Obwohl die englischen
und niederländischen Subsidien ausblieben und sich herausstellte, daß
die Unterstützung durch den niedersächsischen Kreis begrenzt war,
gelang es Christian IV., ein ansehnliches Heer von ungefähr 20.000 Mann
aufzustellen. Dieses Heer rückte bis zur Weser vor und nahm bei Hameln
Aufstellung, während das alliierte, von den Engländern finanzierte
Heer des Grafen Mansfeld im nördlichen Westfalen stand. Vermutlich hatte
der König auf einen schnellen Sieg über das im Stift Paderborn
stehende Heer der katholischen Liga unter Tilly gehofft. Da Wallenstein im
Sommer 1625 in der Lage war, ein kaiserliches Heer zu organisieren, das seine
Schlagkraft nicht zuletzt daraus bezog, daß es sich durch
Plünderungen im Feindesland ernährte, ging das Kalkül Christians
IV. nicht auf, und er wurde in einen Ermüdungskrieg verwickelt. Mansfeld
wurde gegen Wallenstein geschickt, um eine Vereinigung der beiden kaiserlichen
Heere zu verhindern, wurde aber südöstlich von Magdeburg im April 1626
besiegt. Wallenstein konnte den Sieg jedoch nicht ausnutzen, sondern mußte
gegen den siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor ziehen, der in Ungarn
eingedrungen war. Christian IV. griff im August 1626 Tilly an, wurde aber bei
Lutter am Barenberge geschlagen. Die Niederlage bedeutete einen großen
Prestigeverlust, aber im Laufe des Winters 1626/27 hatte der König neue
Truppen und verfügte auch immer noch über Mansfelds Truppen, die,
durch Bauernaufstände in Österreich und Ungarn begünstigt, in
Schlesien operierten. Im Sommer 1627 jedoch schloß Bethlen Gabor mit dem
Kaiser Frieden, und Wallenstein konnte endlich den Sieg in Schlesien erringen.
Damit war die Niederlage Christians IV. besiegelt, denn jetzt hinderte Tilly und
Wallenstein nichts länger daran, ihre Kräfte zu vereinen. Obwohl
Christian IV. und der Reichsrat gemeinsam versuchten, den militärischen
Widerstand an der Elbe zu organisieren, besetzte Wallenstein im Spätsommer
1627 Jütland. Gleichzeitig eroberte er Mecklenburg und Teile von Pommern.
Die dänischen Inseln konnte Wallenstein
allerdings nicht besetzen, denn die dänische Flotte beherrschte weiterhin
die Meere. Dies gab Anlaß zu Plänen für eine habsburgische
Ostseeflotte, die auch gegen den niederländischen Handel gerichtet sein
sollte. Unstimmigkeiten zwischen dem Kaiser und der katholischen Liga
führten jedoch zum Scheitern dieser Pläne. 1628 befreiten
Dänemark und Schweden gemeinsam das strategisch wichtige Stralsund, und auf
dänische Initiative hin trafen Christian IV. und Gustav II. Adolf im Januar
1629 zusammen, was als Zeichen für eine weitergehende militärische
Zusammenarbeit gedeutet werden konnte. Darauf folgte schnell der Friede zu
Lübeck, der Dänemark alle eroberten Gebiete zurückgab. Als
Gegenleistung verpflichtete sich Christian IV., sich nicht in die inneren
Verhältnisse des Reiches einzumischen. Daß der Frieden für die
Dänen so mild ausfiel - die Söhne des Königs wurden durch die
Bedingungen des Friedens zu nichts verpflichtet, wodurch sich die
Möglichkeit für eine Weiterführung der Stiftspolitik
eröffnete - dürfte an taktischen Erwägungen des Kaisers gelegen
haben: Wenn Frankreich jetzt auf das unbesiegte Schweden setzte, konnte eine
glimpfliche Behandlung Dänemarks vielleicht einen geschlagenen Gegner in
einen kommenden Verbündeten verwandeln.
Die
Niederlage hatte Dänemark-Norwegen der Möglichkeit beraubt, zur
nordeuropäischen Großmacht zu werden. Die Plünderung
Jütlands hatte gezeigt, wie schwierig es war, diesen Landstrich gegen
Angriffe von Süden her zu verteidigen. Die notwendige Befestigung der
Grenze in Holstein und deren Ausstattung mit festen Truppen, daneben der Zwang,
die Festungen an der schwedischen Grenze zu halten und ferner die
Aufrechterhaltung der dänischen Vormacht zur See, forderten große
finanzielle Investitionen, die sich nur durch eine Beschränkung der
Steuerfreiheit des Adels bewerkstelligen ließen. Vieles hing deshalb von
der Entwicklung auf dem Kontinent ab. 1630 wurde Wallensteins 100.000-Mann-Heer
aufgelöst, was bis zu einem gewissen Grad die schnellen schwedischen Siege
in Deutschland ermöglichte. Hierdurch wurde die Wahrscheinlichkeit eines
Zweifrontenkrieges zwischen Dänemark und Schweden
größer.
Auch der Reichsrat mußte
diese neue Bedrohung erkennen. Das Mißtrauen gegenüber der
außenpolitischen Eigenwilligkeit und Zweifel an der Urteilskraft
Christians IV., gepaart mit dem Standesegoismus des im Reichsrat vertretenen
Adels, verhinderten jedoch Reformen. Der Adel bewilligte zwar neue Steuern und
leistete selbst Kontributionen, behielt sich aber die Kontrolle über diese
Mittel vor. Das führte zu einer doppelten Verwaltung, die sowohl einen
schnellen, koordinierten Entscheidungsprozeß als auch eine effektive
Ausnutzung der nicht unbeträchtlichen Mittel verhinderte. So sah sich
Christian IV. gezwungen, den Sundzoll drastisch zu erhöhen - er wurde
zwischen 1639 und 1642 verdreifacht - was die Niederlande in die Arme der
Schweden trieb.
Daß Christian IV. diesen
Schritt wagte, lag vor allem daran, daß sich Gustavs II. Adolf große
Siege als zweischneidiges Schwert erwiesen: Schwedens Eroberungen in
Süddeutschland führten zu Spannungen mit Frankreich. Gleichzeitig
arbeiteten Brandenburg und Sachsen auf einen protestantischen
"dritten
Block" hin,
um einer einseitigen schwedischen Dominanz zu entgehen. Schließlich
ließ der Kaiser Wallenstein ein neues Heer sammeln, das die Schweden 1632
bei Lützen stoppte. In dieser Schlacht wurde Gustav II. Adolf getötet.
Die folgenden Jahre waren daher geprägt von einem allgemeinen schwedischen
Rückzug. Statt ein Bündnis der protestantischen Länder unter
schwedischer Führung zu gründen, zielte die Politik des schwedischen
Reichskanzlers Oxentiernas nun darauf, Territorien für Schweden zu sichern,
die bei einem Friedensschluß gegen Pommern und Bremen getauscht werden
konnten. Diese Politik hätte bei Erfolg eine Bedrohung der dänischen
Südgrenze zur Folge gehabt und die frühere Einkreisung Schwedens durch
Dänemark wäre durch eine neue abgelöst worden, die Schweden einen
Zweifrontenkrieg gegen Dänemark ermöglicht hätte. Schwedens
Schwäche in diesen Jahren gab Christian IV. die Möglichkeit, durch
eine ausgewogene Balancepolitik eine Reihe von Erfolgen zu verzeichnen. 1633
wurde ihm vom Kaiser zunächst für vier Jahre das Recht zugestanden,
auf der Elbe Zoll zu erheben. 1634 machte die dänische Stiftspolitik
weitere Fortschritte: Christians IV. Sohn Frederik wurde zum Erzbischof von
Bremen gewählt und 1636 nach langwierigen Verhandlungen sowohl vom Kaiser
als auch von Schweden anerkannt. Die politischen Resultate wurden durch eine
aktive Propagandapolitik unterstützt. Ein Beispiel dafür ist der
Wiederaufbau des 1629 niedergebrannten Schlosses Kronborg, das als Symbol
für den Sundzoll gelten konnte. Zu der neuen Ausstattung gehörte eine
Serie von Gemälden von bedeutenden niederländischen Künstlern zur
Geschichte der dänischen Könige, die auch in Kupfer gestochen werden
und so den Ruhm des Königshauses verbreiten sollten. [6] Das
größte Ereignis, mit dem Christian IV. der Welt zeigen wollte,
daß sich Dänemark von der Niederlage erholt hatte, war jedoch die
Hochzeit des Kronprinzen mit Magdalene Sibylle von Sachsen im Jahre
1634. [7] Unter den Gästen befanden sich u.a. Gesandte des Kaisers,
Frankreichs, Spaniens und Schwedens. Außer den traditionellen Turnieren
standen auch Schauspiele und Ballette, u.a. zur Musik von Heinrich Schütz,
auf dem Programm. In vielen Allegorien wurde Christian IV. als Friedensstifter
verherrlicht. Dies nicht nur in poetischer Umschreibung der Tatsache, daß
der König nun dem vierten Lebensalter angehörte, dem nach damaliger
Auffassung Frieden und Verträglichkeit als Charaktereigenschaften
zugeordnet waren, sondern auch als Propaganda, die Christians IV. Ehrgeiz zum
Ausdruck brachte, Vermittler bei einer kommenden Friedenskonferenz zu werden.
Nach einer allmählichen Annäherung an Wien erreichte der König
diese Anerkennung, die in seiner Vermittlung bei den Friedenspräliminarien
1642 in Hamburg zum Tragen kam (Abb. 5). Zugleich bewies er seine Stärke,
indem er zum einen Hamburg dazu zwang, den Elbzoll anzuerkennen, zum anderen
durch eine Allianz mit Rußland, die durch die Ehe eines Sohnes des
Königs mit der Tochter des Zaren besiegelt werden
sollte. [8]
Als Friedensstifter hoffte
Christian IV., Schweden in einer stillschweigenden Übereinkunft mit Wien
der Früchte des Sieges berauben zu können. Bereits 1641 bereitete
Oxenstierna deshalb insgeheim einen Präventivkrieg gegen Dänemark vor.
Dieser erfolgte 1643, als schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstenson -
ohne Kriegserklärung - in Bremen und Jütland einfielen. Seit dem Krieg
1611-1613 hatte Schweden seine Flotte verstärkt und konnte außerdem
mit der Unterstützung der Niederlande rechnen, wo die Erhöhungen des
Sundzolls große Verbitterung hervorgerufen hatten. Wollten die Dänen
eine Landung der feindlichen Truppen auf ihren Inseln verhindern, mußten
sie eine Vereinigung der schwedischen und der niederländischen Flotten
verhindern. In dieser Situation bewies der 67jährige Christian IV.
Überblick und Tatkraft. Im Laufe des Frühjahrs wurde zunächst
Göteborg belagert, danach übernahm der König das Kommando und
besiegte Mitte Mai eine niederländische Flotte in der Nordsee bei der
Lister Tiefe zwischen Rømø und Sylt, wonach er die Konfrontation
mit der schwedischen Invasionsflotte in der Ostsee auf der Kolberger Heide, dem
Fahrwasser zwischen der Kieler Förde und Fehmarn, suchte. Während der
Seeschlacht verlor er die Sehkraft seines rechten Auges, aber es gelang, die
schwedische Flotte in der Kieler Förde einzuschließen. Ein
kaiserliches Heer, das die Schweden vom Lande aus angreifen konnte, war auf dem
Wege nach Norden. Der schwedischen Flotte gelang es jedoch zu entweichen, und im
Oktober konnten die Schweden und die Niederländer die dänische Flotte
bei Fehmarn vernichtend schlagen. Damit war der Krieg für Dänemark
verloren und das dänische Dominium Maris Baltici für immer
Vergangenheit. Beim Friedensschluß 1645 mußte Dänemark
Ösel und Gotland abtreten sowie Halland an Schweden verpfänden,
während eine Entscheidung bezüglich Bremens vertagt wurde.
Ursprünglich hatte Oxenstierna alle drei Landstriche im südlichen
Schweden gefordert, wurde aber von den Großmächten, die ein gewisses
Gleichgewicht in Skandinavien wünschten, zurückgewiesen. Dänemark
wurde jedoch von den Westfälischen Friedensverhandlungen ausgeschlossen,
die Schweden 1648 sowohl Bremen als auch Pommern
sicherten.
Die letzten Jahre Christians IV. waren
bitter. Zur militärischen Niederlage kamen der Staatsbankrott,
Familienstreitigkeiten und der Tod des Kronprinzen, der dem Adel
ermöglichte, sich die Wahl Frederiks, des früheren Erzbischofs von
Bremen, zum Thronfolger teuer bezahlen zu lassen. Christian IV. war der
große Verlierer, bewahrte jedoch seine Integrität. Sein
Pflichtbewußtsein, sein Opferwille und sein Mut während des
Torstenson-Krieges ließen den Mythos von Mensch und Monarch zu einem
Heldenkönig verschmelzen, ein unschätzbares Erbe für seine
Nachfolger und ein Teil der dänischen Identität (Abb. 6).