DOKUMENTATION | Ausstellungen: 1648 - Krieg und Frieden in Europa | |
Textbände > Bd. I: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft |
ALLAN ELLENIUS Emblematisches Denken. Die Bildsprache von Schering Rosenhane, schwedischer Resident in Münster 1643-1647 |
"Enfin, Monseigneur,
c'est un
homme du monde,
des murs reglées,
agréable en conversation,
discret et
accomodant."
Pierre Chanut, französischer
Gesandter in Stockholm
an Mazarin, Februar
1648.
Ein bedeutender Wesenszug der Literatur
und Kunst des Barock ist das Interesse an emblematischer
Bildsymbolik. [1] Diese Tradition wurzelte in der italienischen
Renaissance mit Andrea Alciatis "Emblemata" (1531) als prominentem
Vorläufer, an die sich im 16. und 17. Jahrhundert eine reiche Produktion
von Emblembüchern anschloß. Dieses Phänomen ist in der Forschung
schon seit langem bekannt: Emblematische Quellen zu nutzen und zu versuchen,
ikonologische Feinheiten in Stilleben oder anderen Gattungen der bildenden Kunst
zu entziffern, war bei den Ikonographen sehr
beliebt.
Die Verbreitung dieser Mode rührte
augenscheinlich von ihrer Fähigkeit her, eine geheime Welt hinter dem
Schleier der Realität zu eröffnen. Als Kontrapunkt zur
rationalistischen Tradition in den Künsten, die Leon Battista Alberti mit
seiner Rationalisierung des Sehens und der Einführung mathematischer
Prinzipien als Basis der Kunsttheorie etabliert hatte, lagen die Wurzeln der
Emblematik im hermetischen und neoplatonischen Denken, wie es sich im
späten 15. Jahrhundert entwickelt hatte. Man kann von einer
unterschwelligen Einströmung von solchen Ideen sprechen, die es
ermöglichten, Licht auf die Widersprüche des Lebens zu werfen.
Schering Rosenhane (1609-1693), der als
schwedischer Resident während der Friedensverhandlungen von 1643-1647 in
Münster weilte, gehörte zu denen, die vom Zauber der Emblematik
gefangen waren. Im Juni 1643 traf er in Münster ein und beschrieb seinen
dortigen Aufenthalt in seiner Autobiographie als "die glücklichsten und
erfreulichsten Jahre" seines Lebens. [2] Er war sehr gut in einem Haus
untergebracht, das Bernhard Rottendorff (1594-1671), einem Arzt und
humanistischem Dichter, gehörte. Rottendorff besaß zudem eine
prachtvolle Bibliothek, die häufig von seinem schwedischen Gast aufgesucht
wurde. [3] Rosenhane hatte einen großen Haushalt und erwähnt
ausdrücklich einen Butler, zwei Sekretäre und einen deutschen
Priester. Sein Quartier war der einzige Ort in der Stadt, an dem sich die
Protestanten unter den Gesandten und ausländischen Gästen versammeln
konnten, um ihr "exercitium Lutheranae Religionis" zu halten. Darüber
hinaus konnte er in seinem Haus Graf Johan Oxenstierna und Johan Adler Salvius
empfangen, die beide als schwedische Gesandte an den Friedensverhandlungen in
Osnabrück teilnahmen. Weil die beiden Gesandten dort residierten, reiste
Rosenhane oft in die protestantische Stadt, um dort seine Landsleute zu treffen.
Als Repräsentant der Verbündeten spielte er eine zentrale Rolle in den
Verhandlungen zwischen den schwedischen und französischen Gesandten. Alles,
so sagt er, ging durch seine Hände. Als eine Art Vermittler war er
ausgezeichnet über den "Stand der Dinge" informiert und hob die engen
Kontakte zu den Franzosen hervor. Er genoß die Unterhaltung mit "den
weisesten und gelehrtesten Männern, die sich aus allen Teilen Europas
versammelt hatten." Sein ganzes Leben hindurch frönte Rosenhane dem Lesen
und Büchersammeln; einen Teil seiner Bibliothek hatte er während
seines Aufenthaltes in Münster gekauft. Als er 1629 mit einer schwedischen
Gesandtschaft in England war, wurde sein Interesse an der Poesie geweckt, und er
begann, "Carmina" zu schreiben. Diese Beschäftigung hat dazu beigetragen,
ihn hinter dem anonymen Autor Skogekär Bergbo zu vermuten, ein wichtiger
Name der zeitgenössischen schwedischen Literatur. Eine diplomatische
Mission schloß demnach literarische Unternehmungen nicht aus. Rosenhane
erwähnt, daß er ein Buch über Genealogie und politische Embleme
geschrieben habe, welches er Königin Christina
widmete.
Kein Wunder also, daß das
intellektuelle Umfeld in Münster seinen Hang zu humanistischen Studien und
Schriften förderte. Er begegnete unter anderem dem spanischen Gesandten Don
Diego Saavedra, dem Autor der bekannten "Idea de un príncipe
político cristiano", deren erste Auflage 1640 veröffentlicht wurde.
Rosenhane berichtet, daß er Saavedra bei einem Bankett kennenlernte, das
Hilbrand Plönies, einer der münsterschen Bürgermeister,
arrangiert hatte. Der spanische Kollege wird von ihm eindrucksvoll als ein Mann
mit groteskem Humor und Festigkeit "inter pocula" charakterisiert. Saavedra
wußte dagegen Rosenhanes Spanischkenntnisse zu würdigen. Der
schwedische Diplomat rühmte im Gegenzug seine "Empresas Politicas", was
dazu führte, daß der Spanier das Buch in der Quartedition holen
ließ und es Rosenhane persönlich überreichte. Rosenhane wiederum
gab Saavedra möglicherweise, als dieser in Münster sein Werk "Corona
Gothica" schrieb, Informationen über die gotische Tradition, die für
den schwedischen Patriotismus und die schwedische Mentalität so wichtig
ist.
Das Emblembuch, von dem Rosenhane
erwähnt, es sei der Königin gewidmet, ist als Manuskript in der
königlichen Bibliothek in Stockholm erhalten. Illustriert wurde es von
Pieter Holsteyn d.J., einem der niederländischen Künstler, die sich in
Münster niederließen, als sich das Ende der Friedensverhandlungen
abzeichnete. Es heißt "Hortus Regius" und liegt seit 1978 als kommentierte
Ausgabe im Druck vor. [4] Die emblematischen Zeichnungen des Bandes sind
mit Sentenzen und Zitaten politischer Autoren kombiniert und beschreiben ideale
Normen und typische Situationen, das charakteristische Oszillieren zwischen den
Normen und den wechselnden politischen Realitäten präsentierend.
Betrug, zum Beispiel, kann im machiavellistischen Wortsinn erlaubt sein, ohne
die christliche Moral zu verletzen, wenn dies der Harmonisierung dieser beiden
Gegensätze dient. Rosenhane erscheint als Anhänger der Ideen des
Konstitutionalismus, wie sie in der zeitgenössischen politischen Theorie
diskutiert wurden.
Zwischen den emblematischen
Schriften Rosenhanes befindet sich ein Manuskript von vier Seiten, das in der
Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt wird. [5] Diese Quelle
war der Forschung zwar bekannt, wurde aber nie näher untersucht. Allgemein
kann sie als Ergänzung zum "Hortus Regius" gewertet werden. Wie man aus den
eingefügten Ziffern/ Abbildungen von 1 bis 20 schließen kann, erwog
Rosenhane vermutlich die Publikation einer Auswahl von etwa 100 lateinischen
Sentenzen und 70 emblematischen Zeichnungen, die im Manuskript enthalten waren.
Möglicherweise hatte er geplant, mit einem Künstler in Kontakt zu
treten, der sein Vorhaben in einer derartigen künstlerischen Qualität
realisieren könnte, wie es im Falle des "Hortus Regius" geschehen war. Eine
solche Sammlung hätte sowohl viele seiner Erfahrungen aus dem Bereich der
Diplomatie als auch solche aus der, wie er es in einer seiner Maximen nannte,
"conditio nostra" zusammengefaßt. Im Gegensatz zum "Hortus regius"
enthält dieses Manuskript keine ausdrücklichen Hinweise auf die
politischen Autoren und kann dementsprechend nicht als eine Befürwortung
irgendeines bestimmten politischen Systems gelten. Es finden sich Zeilen, die
von klassischen Autoren inspiriert sind, sei es als Frucht des
Bibliotheksstudiums, sei es als allgemeiner Zitatenschatz, der ein Teil des
humanistischen Vermächtnisses war.
Im
Folgenden soll versucht werden, Rosenhanes Stellung in der emblematischen
Tradition genauer zu untersuchen. Es geht darum, seine Vertrautheit mit seinen
Vorläufern zu zeigen und inwiefern er den allgemeinen Vorrat an Emblemata
nutzte, um sowohl Vorstellungen, die in der Moralphilosophie wurzeln, als auch
Überzeugungen privater Art auszudrücken. Dieser Ansatz könnte
vielleicht zu einem Verständnis für das geistige Klima in Kreisen
beitragen, die in einem kritischen Moment politischer Geschichte wichtige
Entscheidungen zu treffen hatten. Rosenhane war nicht der einzige Schwede, der
solch aristokratischen Zeitvertreib schätzte; ein anderes prominentes
Beispiel ist Graf Magnus Gabriel de la Gardie, der während der 1640er Jahre
schwedischer Diplomat in Paris und später Reichskanzler und Kanzler der
Universität von Uppsala war. Die Einrichtung seines Landsitzes belegt sein
großes Interesse an emblematischen Dekorationen, zu sehen z.B. in den
Repräsentationsräumen und auch in den Palastkapellen. [6] In
seinem Stockholmer Palast ließ Rosenhane Embleme an die Wände malen,
die von denen abweichen, die sich im "Hortus Regius" finden. Daher stellt sich
die Frage, inwieweit dieses Interesse lediglich als eine Art Mitläufertum
mit einer zeitgenössischen Mode gesehen werden kann oder ob sich hier die
tiefe Überzeugung, daß Grundideen zwischenmenschlichen Umgangs durch
eine metaphorische Sprache besser vermittelt werden können, widerspiegelt.
Wenn dem so ist, dann ist es möglich, sich der emblematischen Bildersprache
aus der psycholinguistischen Perspektive zu nähern: Entsprechend
könnten diese kryptischen Zeichnungen und Sätze einen Zugang zu den
Ansichten eines Mannes eröffnen, der ein gebildeter Humanist war, der
darüber hinaus die Bewegungen und Gegenbewegungen der politischen Szenerie
scharf beobachtete und täglich Gelegenheit hatte, über das Spiel der
Mächte nachzudenken. Auch im Anschluß an seine Münsteraner Zeit,
während seines Aufenthaltes als schwedischer Gesandter in Paris, pflegte er
seine politischen Interessen und publizierte sogar anonym das Pamphlet "La
Fronde". [7]
Im "Hortus regius" hatte
Rosenhane diverse Gelegenheiten, seine Kenntnisse moderner und klassischer
Autoren zu zeigen. In unserem Manuskript gibt es einige Sentenzen, die direkt
oder indirekt der klassischen Literatur entnommen wurden. Dafür sei hier
nur ein Beispiel gegeben: Unter den Emblemen findet sich eine Hand, die eine
Angelrute hält und mit der Unterschrift "Semper tibi pendeat hamus" (Du
solltest immer den Köder auslegen) kombiniert ist. Diese Ermahnung, eine
abwartende Haltung anzunehmen, entstammt - vielleicht überraschend - Ovids
"Ars amandi" 3, 425 (Casus ubique valet; semper tibi pendeat hamus). Der
Unterschied besteht darin, daß sie jetzt in einen Zusammenhang gestellt
wird, in welchem sie eine allgemeinere Bedeutung erlangt als im
Originaltext.
Hier nun einige grundlegende
Vorstellungen, die den Ausgangspunkt für Rosenhanes allgemeine
Weltanschauung bildeten: Sehr wichtig ist der Neostoizismus, der dominierende
Trend im intellektuellen Leben des 17. Jahrhunderts. Angeregt durch seine
philologischen Studien romanischer Literatur und Philosophie, hatte Justus
Lipsius mit seiner bahnbrechenden Abhandlung "De constantia" (1584) einst den
erfolgreichen Versuch unternommen, den antiken Stoizismus mit der christlichen
Moral zu verbinden. Das Ergebnis war ein dogmatisches System von großer
Homogenität, das für unterschiedliche Forderungen in Anspruch genommen
werden konnte. Der Einfluß auf Schweden läßt sich in den
Maximen Königin Christinas und den Schriften des großen Poeten und
Humanisten Georg Stiernhielm nachweisen. Ein wegweisendes Prinzip ist "nobilitas
animi", das von so unterschiedlichen Berufen wie Kriegern, Staatsdienern,
Diplomaten und anderen, die ihre Karriere in einer Verdienstgesellschaft
machten, angenommen werden konnte. Aber die theoretische Kenntnis dieser
Prinzipien mußte fortwährend an die politische Realität
angepaßt werden. Embleme und Sentenzen boten ihren Lesern praktische
Ratschläge, Bilder und ihre Erläuterungen konnten so zu einem
"florilegium"werden, das als Teil der akademischen und aristokratischen Bildung
gesammelt wurde. [8] Dementsprechend nehmen die Embleme den Charakter
von Ermahnungen an, die sich aus alltäglichen Dingen und Erfahrungen
ergeben. Einige der Sinnbilder, die Rosenhane augenscheinlich aus den
Erfahrungen seines Landhaushalts zog, schlugen sich in einer Abhandlung mit dem
Titel "Oeconomia" nieder, die in neuerer Zeit verlegt wurde. Bei der Besprechung
von Gartendekorationen empfahl er unter anderem "Emblemata". [9]
Der Gegensatz von "Virtus" und "Fortuna", wie er
von der italienischen Renaissance eingeführt wurde, bildet die Grundlage
für Rosenhanes emblematisches Denken. Unter den Entwürfen der
Handschrift befindet sich eine teilweise unkenntlich gemachte Zeichnung der
Fortuna zusammen mit Kommentaren. Die Göttin steht auf der Erdkugel, zwei
Gesichter zeigend, die ihren wechselhaften Einfluß auf das menschliche
Leben verdeutlichen: Einer Drohgebärde mit Kreuz, Schwert und Fesseln in
ihrer Hand steht der sanfte Gesichtsausdruck und ein Füllhorn
gegenüber. Diese Dichotomie findet sich auch in einem literarischen Entwurf
wieder. Der Titel lautet "Faber Fortunae" und vermittelt inhaltlich einen
Überblick über die Wechselfälle des
Lebens.
Eine Fülle visueller Hinweise wird
benutzt, um den menschlichen Kampf mit der wankelmütigen Fortuna zu
demonstrieren: Schiffe, die Windmühle und die Erdkugel haben ihren Platz
als etablierte Schicksalssymbole, während die Klugheit mit der kubischen
Form verbunden wird. "Virtus" wird fortwährend als das Endziel allen
menschlichen Bemühens bezeichnet, das von der göttlichen Vorsehung
beherrscht wird. "Constantia" und "patientia" werden wiederholt als Waffen gegen
die Versuchungen des Lebens hervorgehoben. Dem bekannten Vermächtnis des
stoischen Determinismus folgend, ist es wichtig, von den verschiedenen
Leidenschaften und Lastern unberührt zu bleiben. Die Embleme zeigen eine
Reihe von Strategien auf, solche Schwierigkeiten zu meistern. So wie der Seemann
Vorteile aus dem Wind ziehen und sich selbst erinnern muß, daß
Sicherheit weder auf offener See noch im Hafen zu erreichen ist, sei es wichtig,
auf alle Anfechtungen vorbereitet zu sein und unwichtige Dinge zu
verschmähen. Man muß wachsam sein, weil Betrug und List ihre eigenen
Strafen nach sich ziehen etc.
Mit einem Blick
auf eines der zentralen Symbole, das - folgt man Paolo Giovio mit seinem
"Dialogo delle Imprese militarie amorose" (1555) - Alciati als persönliches
Emblem zugeschrieben wird, soll eine typische Auslegungsart der durch die
italienische Tradition inspirierten Emblemsprache erläutert werden. In den
Kommentaren von Claude Mignault (Claudius Minos), die regelmäßig zu
der Alciatiausgabe gehörten, wird es folgendermaßen erklärt:
Zusammen mit dem Lemma "Virtuti Fortuna comes", das zuvor von einem adeligen
Juristen benutzt wurde, ist ein Heroldsstab mit Flügeln abgebildet, auf den
der Flügelhut Merkurs aufgespießt ist. [10] Zwei
Füllhörner und zwei Schlangen winden sich um den Stab. Dieser Stab
weist als Symbol der Tugenden wie Weisheit und Beredsamkeit den Weg zu einem
erfolgreichen Leben. Diese Bedeutung kann von allen gebildeten und weisen
Menschen erkannt werden ("ad quocumque doctos & sapientes homines"). Nach
Mignaults Interpretation stellt das Emblem die didaktische Fähigkeit eines
fleißigen Redners dar, den Frieden zu erhalten, indem er den
Andersdenkenden Gerechtigkeit widerfahren
läßt.
Die Grundelemente dieses Emblems
sind in einer von Rosenhanes Zeichnungen erhalten, die direkt von Alciati oder
einem seiner Nachfolger inspiriert wurden. In diesem Fall hatte er die Sentenz
"His dotibus aude" gewählt, augenscheinlich noch immer auf die grundlegende
Bedeutung des ursprünglichen Einfalls konzentriert. Aus den Wolken ragt
eine Hand, ein bevorzugtes Motiv in Emblemen, um nach einem Heroldsstab zu
greifen, der mit einem Füllhorn gekrönt und von zwei Schlangen
umwunden ist. Betont wird der preiswürdige Wert von Weisheit und
Beredsamkeit. Das Lemma ist eine offene Forderung, die gegebenen Talente zu
nutzen, um Erfolg zu erzielen.
Wählen wir ein
anderes Beispiel, das sich bis in die Renaissance zurückverfolgen
läßt: Man sieht einen Hund, der den Mond anbellt. In Schweden wurde
diese Darstellung von Stiernhielm in einer Handschrift verwendet, wobei er dem
Hund den Spruch "Canis sydus adlatrans" hinzufügte, was sich wiederum mit
Alciatis "Inanis Impetus" deckte. [11] Rosenhane stellt die Verbindung
zur Tradition her, indem er eine andere Lemmaversion anbietet: "Non moror
latratus". Es besteht Grund zu der Annahme, daß er die Erklärung, die
sich sowohl in den Werken Alciatis findet, als auch vom Dichter selbst lanciert
wurde, übernommen hat: So wie der Mond leise seine Bahnen zieht, so
führt ein Mensch ohne Fehler ein ruhiges Leben, lachend über das
Gekläff und das Geschwätz der Menge
verachtend.
Eine pessimistischere Haltung trat
zutage, als Rosenhane ein Emblem schuf, das bereits Pierio Valeriano in seiner
"Hieroglyphica" formuliert hatte. Das Spinnennetz wird als Metapher benutzt, um
zu illustrieren, daß die Gesetze der Gesellschaft brüchig sind und
keineswegs die Rechte der Armen garantieren. Diese Vorstellung taucht bei
Joachim Camerarius auf, der dasselbe Motiv benutzte, das auch Stiernhielm
kannte. [12] Die kleinen Insekten fangen sich im Netz, während sich
Wespen und Bremsen brutal ihren Weg durch die Maschen bahnen. Rosenhanes
Zeichnung ist mit dem vielsagenden Satz "Capiunt subtilia muscas"
beschriftet.
Eines der Embleme in "Hortus Regius"
beschreibt die Karriere bei Hof und den Konkurrenzkampf, den man auf dem Weg zu
diesen Höhen bewältigen muß. [13] Die Gefahren und
Versuchungen des Hoflebens, bereits im 16. Jahrhundert Thema der politischen
Literatur, ließen sich leicht in visuelle Metaphern verwandeln. Als
Staatsdiener hatte Rosenhane natürlich tiefe Einsichten in diese
Gesellschaft; politisch bezog er Position zugunsten eines Lagers, das von der
Familie Oxenstierna dominiert wurde. Die utopische Idee, einen friedlichen
Standpunkt weit weg von den Heimsuchungen des politischen Lebens zu finden, ist
in einer Zeichnung dargestellt, die unterschrieben ist mit dem Satz "Hic
quiescendi meta": Ein Mann sitzt auf dem Gipfel eines Bergs, der als "Mons
aulicus" ausgewiesen wird. Um die Abhänge herum finden sich Texte, die eine
Ikonographie von Schrecken und Gefahren evozieren, wie Wolken, Blitze, Regen und
Hagel sowie Löwen, Wölfe, Schlangen und Füchse, Tiere, die als
Symbole für List und Betrug etabliert
waren.
Als Quintessenz der Embleme erscheint das
umfangreiche Programm einer allegorischen Darstellung eines jungen Mannes, der
mit den Herausforderungen seines zukünftigen Lebens konfrontiert wird. Der
Text scheint sich an einen Künstler zu richten, der eine Komposition voller
symbolischer Details in Angriff nimmt: Dargestellt werden soll ein
geflügelter Mann, der ein Pferd mit Scheuklappen reitet. Dieses hat seine
Hufe zum Sprung bereit. Vor dem Reiter kann man einen Wassergraben und Felsen
sehen, dahinter eine Stute. Diese Szene soll ergänzt werden durch weitere
Einzelheiten wie Feuer, einen Wolf, einen Spiegel und den Teufel. Als Text kann
man "Talis est conditio nostra" lesen.