DOKUMENTATION | Ausstellungen: 1648 - Krieg und Frieden in Europa |
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Textbände > Bd. II: Kunst und Kultur |
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AXEL E. WALTER
Ein politischer Publizist im Dreißigjährigen Krieg: Das literarische
Schaffen Julius Wilhelm Zincgrefs |
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Als der Dreißigjährige Krieg
1618 über Deutschland hereinbrach, traf er die Zeitgenossen keineswegs
unerwartet. Längst hatte sich im konfessionellen Zeitalter ein allgemeines
Krisenbewußtsein verbreitet, längst hatten sich die Religionsparteien
formiert und standen sich in einem innerlich gelähmten Reichsverband
kriegsbereit gegenüber. Eine religiöse und politische Propaganda hatte
seit langem festumrissene Feindbilder der konfessionellen Gegner markiert,
welche der frühabsolutistische Fürstenstaat für seine
machtpolitischen Zwecke zu instrumentalisieren verstand. Lösungsversuche
der späthumanistischen Intelligenz, die verzweifelt versuchte, Religion und
Politik zu entflechten und die grundsätzliche Einheit einer res publica
christiana jenseits der konfessionspolitischen Grenzziehungen zu
restituieren, scheiterten endgültig auf den Schlachtfeldern des grausam
wütenden Krieges, der unsägliches Leid über die Menschen brachte
und ihnen - wie Andreas Gryphius in seinem wohl bekanntesten Sonett "Threnen des
Vatterlandes / Anno 1636" stellvertretend für seine Zeitgenossen beklagte -
ihren Seelenschatz abzwang. Die Erlebnisse und Erfahrungen dieses Krieges
fanden reichen Niederschlag in der deutschen Literatur dieser Jahrzehnte, die
neben einer nahezu unüberschaubaren Flut von Flugblättern und
Flugschriften einige ihrer bedeutendsten Werke des 17. Jahrhunderts
hervorbrachte, ja die gerade in dieser Zeit den Durchbruch zu einer nationalen
Kunstdichtung schaffte. [1]
Zu den
zahllosen Autoren, die im Dreißigjährigen Krieg zur Feder griffen und
sich wortgewandt auf die Seite einer Religionspartei und ihrer politischen
Führer stellten, gehörte auch Julius Wilhelm Zincgref, dessen Name und
Werk im Zuge einer Kanonisierung unserer Kenntnisse der deutschen Literatur des
17. Jahrhunderts auf Gryphius und Grimmelshausen heute weitgehend vergessen ist.
Es ist kein Zufall, sondern geradezu eine conditio sine qua non, wenn die
biographische Spurensuche in die Kurpfalz und die dortige Residenzstadt
Heidelberg führt. Hier wurde Julius Wilhelm Zincgref 1591 als Sohn des
kurpfälzischen Rates Lorenz Zincgref geboren. Um 1600 hatte sich in der
Kurpfalz nicht nur das reformierte Bekenntnis endgültig durchgesetzt,
sondern auch eine von überzeugten Calvinisten getragene Konfessionspolitik
installiert. Diese war zum einen stets europäisch dimensioniert und baute
rege diplomatische Beziehungen zu den protestantischen und antihabsburgischen
Mächten wie auch durch eine wohlüberlegte Heiratspolitik dynastische
Verbindungen zu den Häusern Oranien und Stuart auf, sie verfocht zum
anderen eine äußerst aktive Reichspolitik, die sich - begleitet von
einer kurpfälzischen Irenik - um den Ausgleich der deutschen Protestanten
und ihre geschlossene Front gegen den Kaiser und die katholischen
Reichsstände bemühte. Die kurpfälzische Konfessionspolitik
gewann, besonders seitdem Christian von Anhalt (1568-1630) ihre Zügel fest
in seine Hände genommen und entscheidenden Einfluß auf den politisch
unselbständigen, vom höfischen Glanz so leicht zu blendenden Friedrich
V. (reg. 1610-1622/23) gewonnen hatte, zunehmend militantere Züge und
kalkulierte durchaus einen militärischen Entscheidungskampf gegen die mit
der Gegenreformation gefestigten Katholiken
ein.
Gleichzeitig mit der inneren konfessionellen
Konsolidierung der Kurpfalz erlebte Heidelberg um 1600 eine Blüte des
geistigen und literarischen Lebens, getragen von einem späthumanistischen
Gelehrten- und Dichterkreis, dessen führende Köpfe unter den
Universitätsprofessoren und den hohen Beamten zu finden waren, dem sich
aber auch eine begabte jüngere Generation, die überwiegend aus eben
dieser Schicht stammte, anschloß. Sie alle waren dem gleichen
humanistischen Horizont der Bildung und neulateinischen Dichtung verpflichtet.
Weitreichende Korrespondenzen und persönliche Kontakte verknüpften
diese Heidelberger Späthumanisten ganz eng mit der europäischen
Gelehrtenrepublik, ihre Amtspflichten verflochten sie mit der
kurpfälzischen Politik im Zeichen des europäischen Calvinismus. Der
gleiche Gelehrten- und Dichterkreis machte am Vorabend des
Dreißigjährigen Krieges Heidelberg zum Zentrum einer neuen deutschen
Kunstdichtung, die humanistisch-neulateinische Dichtungstradition in die
Muttersprache transformierte und sich zugleich in diesem spezifischen
konfessionspolitischen Umfeld generierte. In dem "Anhange Vnderschiedlicher
außgesuchter Getichten anderer teutschen Poeten" zu der 1624 von ihm
veranstalteten Straßburger Ausgabe der "Teutschen Poemata" des Schlesiers
Martin Opitz, der sich 1619/20 selbst in diesem Heidelberger Kreis aufhielt,
setzte Zincgref dieser in Heidelberg entstandenen Dichtung, die eine durchaus
eigenständige, von Frankreich beeinflußte Tradition mit der neuen
poetischen Reform verschmolz, ein Denkmal. Ein Denkmal freilich, das im Exil
errichtet wurde, denn mit der Annahme der böhmischen Königskrone im
August 1619 hatte die kurpfälzische Politik in völliger
Fehleinschätzung der Tragfähigkeit ihrer dynastischen und
diplomatischen Verbindungen wie der Bereitschaft der protestantischen Union,
sich gegen den Kaiser zu wenden, ihre Möglichkeiten überreizt und war
in der Schlacht am Weißen Berg sowie mit der Eroberung der Kurpfalz bald
darauf wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Die militärische Katastrophe
bedeutete zugleich auch das Ende der späthumanistischen Blüte
Heidelbergs, der Gelehrten- und Dichterkreis zerstob, rettete sich - Hab und Gut
zurücklassend - durch Flucht vor den katholischen Siegern, die ihrerseits
erpicht darauf waren, mit dem calvinistischen auch das humanistische Heidelberg
auszulöschen, dem sie mit dem Raub der Palatina, die auf Ochsenkarren nach
Rom gebracht wurde, das geistige Rückgrat
brachen.
Es waren genau diese
konfessionspolitischen und geistesgeschichtlichen Konstellationen, die den
Lebensweg und das literarische Werk Julius Wilhelm Zincgrefs prägten. Er
schlug zunächst einen zeittypischen humanistischen Bildungsgang ein: seit
1607 besuchte er die Heidelberger Universität, setzte dann 1612/13 seine
Studien in Basel, der neben Heidelberg und Straßburg wichtigsten
Hochschule für die oberrheinischen Späthumanisten, fort, und brach
anschließend zu einer mehrjährigen peregrinatio academica auf,
die ihn bis 1615 nach Frankreich, England und in die Niederlande führte.
Danach kehrte er nach Heidelberg zurück. Sein väterliches Erbe und die
Einnahmen eines Lehens bei Münster an der Nahe ermöglichten ihm in den
nächsten Jahren, ohne öffentliches Amt zu bleiben und auch die
Promotion zum Doktor beider Rechte bis in das Jahr 1620
aufzuschieben. [2]
Zincgref konnte in
diesen Jahren ganz seinen literarischen und gelehrten Neigungen entsprechend
leben. Bereits frühzeitig trat er als überaus gewandter
neulateinischer Gelegenheitsdichter hervor. Keine andere literarische Gattung
war im 17. Jahrhundert so weit verbreitet, wurde von den poetae minores
bis zu den bedeutendsten Dichtern der Zeit so gepflegt wie die
Gelegenheitsdichtung, die alle Anlässe des Lebens begleitete, zu
Geburtstagen, Beerdigungen, zum Antritt einer Bildungsreise oder zum
Abschluß einer Dissertation usw. entstand und der Bezeugung von
Freundschaft, der eigenen Empfehlung und dem Anknüpfen von Kontakten
diente. [3] Die Adressaten von Zincgrefs frühen
Gelegenheitsgedichten, die 1618 gemeinsam mit denen seiner Freunde Friedrich
Lingelsheim (vor 1593-1616) und Johann Leonhard Weidner (1588-1655) in einer von
letzterem veranstalteten Edition [4] versammelt wurden, belegen seine
glänzenden Verbindungen zu den führenden Gestalten des
späthumanistischen Heidelberger Dichter- und Gelehrtenkreises um den
Oberrat Georg Michael Lingelsheim (1558-1636) und den Geschichtsprofessor und
Bibliothekar der Palatina Janus Gruter (1560-1627). Unter den jungen Dichtern
des Heidelberger Späthumanismus nahm Zincgref damals die führende
Position ein. Als beispielsweise Friedrich Lingelsheim, mit dem er gemeinsam
einen Teil seiner Bildungsreise absolviert hatte, am 13. September 1616 ganz
unerwartet verstarb, kam dem trauernden Freunde Zincgref noch vor dem
berühmten Gruter der erste Platz unter den Autoren der zu diesem
Anlaß in einem Gelegenheitsdruck überreichten Epicedien
zu. [5] Bis an sein Lebensende trat Zincgref immer wieder mit
neulateinischen Gelegenheitsgedichten hervor, wenngleich die Produktion nach
seiner Herauslösung aus einem engen späthumanistischen Freundeskreis
merklich zurückging.
Noch bevor das
Kriegsgeschehen in die Kurpfalz hineingetragen wurde, erschienen von Zincgref
zwei größere Werke, die ihn ebenfalls fest in der humanistischen
Gattungstradition verankert zeigten, zugleich aber bereits ein Engagement
für die Interessen des frühabsolutistischen Fürstenstaates und
die kurpfälzische Politik erkennen ließen. 1618 veröffentlichte
er seine "Facetiae Pennalium" [6], eine Sammlung von Fazetien und
theophrastischen Charakteren, mit denen er den akademischen Pedantismus und
Pennalismus angriff und den Gelehrten an dessen gesellschaftliche Aufgaben
erinnern wollte. Gefordert war der Humanist als tätiger Politiker, wie
Zincgref sogleich am Anfang seiner "Vorrede an den Leser" implizierte: "Es
schreibt Cic. lib. 3 de Or. daß man vorzeiten bey den alten Grichen die
Politicos oder Weltweisen wegen jhrer grossen Wissenschaften habe Philosophos
geheissen, als die da vnderschiedliche Völcker vnder gewisse
Regimentsformen, Gesetze, Ordnungen vnd Richtigkeiten gebracht, vnd sie auch
darbey erhalten haben." [7]
In seinem
nächsten Werk, den im folgenden Jahre erschienenen "Emblemata
ethico-politica" [8] versuchte Zincgref dann, diese humanistischen
Politiker auf jene prudentia politica zu verpflichten, die der
niederländische Späthumanist Justus Lipsius (1547-1606) in seinen
ungemein wirkungsvollen "Politicorum sive civilis doctrinae libri sex" erstmals
1589 entworfen hatte. Dort waren auf antik-stoischer Grundlage ein monarchischer
Staat, dessen Grundzüge virtus und prudentia, Tugend und
Klugheit waren, denen sich der Fürst wie auch seine Beamten verpflichtet
fühlen sollten, konturiert und die Aufgaben dieses Staates als Herrschafts-
und Machtordnung definiert worden. Ganz besonders wichtig waren Lipsius dabei
die militärische Sicherung und Wehrhaftigkeit des Staates, die er in den
letzten beiden Büchern ausführlich behandelte. [9] Ein Aspekt,
der auch für Zincgref entscheidend war, hatte er doch in seinen "Facetiae
Pennalium" bereits beklagt, daß dadurch, daß nunmehr "ein jeder
Bawren Sohn" an die Universität drängte, "insonderheit aber die
nothwendige Waffenhandlung zu grund gehet". [10] Die Lehre des
Niederländers rezipierte Zincgref in seinen Prosa-Kommentaren, die er der
gattungsgemäßen triadischen Struktur des Emblems hinzufügte.
Über Lipsius hinausgehend, wies er allerdings auch dem Volk in dieser
Herrschaftsordnung eine wichtige Rolle zu, rief u.a. den Bürger dazu auf,
jederzeit dem Staat mit seiner Stimme, seinem Rat und seiner Umsicht ("la voix,
le conseil, le regard" [11]) zu dienen, gleich wie der Klang einer
Trompete den Soldaten im Kampf den Rücken
stärkte.
Daß Zincgref in den
"Emblemata" nicht auf eine dezidiert calvinistische Staatstheorie rekurrierte,
sondern auf die jede religiöse Stellungnahme vermeidende führende
Theorie des politischen Späthumanismus, deren Verfasser zudem an der
katholischen Universität Löwen lehrte, war symptomatisch für die
Lage der Kurpfalz, die in ihrem Werben um die Lutheraner jede Möglichkeit
konfessioneller Konfrontation meiden mußte. Es war aber auch ebenso
bezeichnend für die Haltung der Späthumanisten des Heidelberger
Gelehrten- und Dichterkreises, die sich in Distanz zu den Scharfmachern um
Christian von Anhalt hielten und eine irenische Grundtendenz wahrten. Zincgrefs
"Emblemata" repräsentierten die Einstellung dieses Kreises, der am
Entstehen des Werkes seinerseits tatkräftig mitwirkte. Wie sehr die
"Emblemata" auf weite Wirkung berechnet waren, zeigte sich darin, daß die
Quatrains der Subscriptio nicht in lateinischer, sondern
französischer Sprache verfaßt wurden, der Sprache also, die an den
Höfen zunehmend an Bedeutung gewann. Doch der Kriegsausbruch ließ
auch dieses Angebot eines protestantischen Ausgleichs scheitern, die - striktem
Obrigkeitsdenken verhafteten - lutherischen Reichsstände versagten der
Kurpfalz weitgehend die militärische Unterstützung, nicht zuletzt
deshalb, weil durch die Chronologie der Ereignisse im August 1619 Friedrich V.
als König von Böhmen dem zwei Tage später zum
römisch-deutschen Kaiser - mit der Stimme der Kurpfalz - gewählten
Ferdinand II. nachfolgte und die böhmische Frage somit zu einem Aufstand
gegen den Kaiser wurde.
Zincgref stellte sich
umgehend nach der Annahme der böhmischen Königskrone in einem 184
lateinische Hexameter umfassenden Epos "Ad Fridericum Bohemiae Regem" hinter die
Entscheidung Friedrichs V. [12] Würde dieser doch für alle
Zeit den Frieden nach Böhmen bringen, das Land vor den ausländischen
Feinden schützen und diesen Zustand durch Gesetze
sichern:
"Ite anni, FRIDERICUS adest, qui
prospicit ævo,
Proq. hoc arma feret, pacemq.
armatus amabit,
Et nostris hostem peregrinum
arcebit ab oris,
Atque perennanti circumdabit
omnia Lege." [13]
Friedrichs Einsatz
diente dabei jedoch nicht nur Böhmen, sondern insgesamt gleichsam dem
Vaterland: "pro patria" wie auch dem - natürlich ist zu ergänzen:
wahren - Glauben: "pro relligione". [14] Das waren Motive einer
konfessionspolitischen Rechtfertigung dieses schwerwiegenden Schrittes, die von
den Heidelberger Späthumanisten geteilt wurden. Denn es galt ihnen, das
deutsche Vaterland und die christliche Religion gegen ihre ausländischen
Feinde zu verteidigen. Diese Feinde ließen sich eindeutig benennen, sie
saßen in Rom und in Madrid. Zwar würde Friedrich V., von Zincgref in
seinem Epos zum "verae fidei defensor" [15], zum Verteidiger des wahren
Glaubens, stilisiert, auch diese letztendlich - und die Anspielung auf den 1609
abgeschlossenen Waffenstillstand zwischen Spanien und den aufständischen
Niederlanden war für die Zeitgenossen leicht zu entschlüsseln - zu
einem wirklichen Frieden zwingen:"Et quis
praeterea bellum / belloque moretur
Pejorem multo;
quam spondet Iberia, pacem?" [16]
Doch war
es, um diesen Kampf bestehen zu können, um so wichtiger, die Einigkeit der
deutschen Reichsstände einzufordern. Zincgref wandelte sich mit dem
Kriegseintritt der Kurpfalz zu einem politischen Publizisten und schwang sich
zum Wortführer des späthumanistischen Gelehrten- und Dichterkreises
auf, dessen jüngste - und zugleich letzte - Generation sich vehement auf
die Seite Friedrichs V. schlug. In seinen Flugschriften und Flugblättern,
von denen bisher nur ein Teil bekannt geworden sein dürfte, da auch sie
zumeist in der Schutzburg der Anonymität und Pseudonymität
verfaßt wurden, verfolgte er eine klare Anklagelinie. Damit war untrennbar
verbunden, in einer Welt der Dekadenz und des Verfalls, einer Welt, in der
eitles Streben nach irdischem und damit vergänglichem Gut und nach
politischer Macht dominierte, sich auf die göttliche Ordnung
zurückzubesinnen. Diesen Ist-Zustand des zeitgenössischen Europa,
seiner Stände und Staaten, schilderte Zincgref in seiner Flugschrift "Newe
Zeitungen / Von vnterschiedlichen Orten" [17], ebenfalls 1619 erstmals
gedruckt, in kurzen satirischen Sinnsprüchen. Er trug nur zusammen, was
seiner Meinung nach den "verständigen" Zeitgenossen ohnehin bekannt war,
woran er sie aber gleichwohl erinnern wollte. [18] Unter anderem
beklagte er hier auch - unter dem Lemma "Auß Deutschland" - die
Uneinigkeit der deutschen Reichsstände: "Das vnter so viel Religionen
gleichwohl keiner zufinden, der vnserm HErrn Gott vnd seinem vnfehlbaren Wort so
viel gläubte, das das jenige Reich, so vnter sich selbst vneins ist, nicht
bestandt haben könne. Das es gut sey Union machen, besser dieselbige
halten, das allerbeste, keiner bedörffen."
Denn bei allem machtpolitischen
Geplänkel der Religionsparteien schienen diese - wie sogleich die
anschließende "Zeitung" belehrte - eines vergessen zu haben: "Das allein
der Bund vnd das Reich Gottes Ewig
wehre." [19]
Dem Aufruf zur Einigkeit der
Reichsstände, den gerade die Protestanten im Dreißigjährigen
Krieg immer wieder erschallen ließen, stand die konfessionelle und
politische Desavouierung der ausländischen Feindesallianz gegenüber.
Die protestantische Publizistik entwickelte eine wirkungsreiche
Verschwörungstheorie, die ein gemeinsames Vorgehen des Papstes, der
Jesuiten und Spaniens und ihre vereinte Einflußnahme auf den Kaiser mit
dem einzigen Ziel, die Ketzer und die reichsständische "Libertät" zu
vernichten, aufzudecken glaubte. Besonders die Jesuiten, die überall
erfolgreich für die Gegenreformation wirkten, waren seit jeher den
Protestanten ein Dorn im Auge. Das von Johann Fischart (1546-1590) geprägte
Wortspiel "Jesu zu wider" entsprach einer gängigen Meinung. Unter den
kurpfälzischen Autoren der Vorkriegszeit hatte der Assessor am
Reichskammergericht, Petrus Denaisius (1560-1610), 1604 bereits eine heftige
Schmähschrift gegen die Jesuiten, sein aus dem Französischen
übersetztes Gedicht "Drey JesuitenLatein", losgelassen. In den 1620 und
1621 jeweils in erweiterter Form erschienenen Neuauflagen seiner "Newen Zeitung"
fügte Zincgref dann auch ein eigenes Kapitel "Auß dem Jesuiter
Collegio" ein, in welchem die protestantische Polemik griffig formuliert wurde.
Dazu zählte auch der ganz konkrete, angesichts der katholischen Polemik
beispielsweise eines Kaspar Schoppe nicht von der Hand zu weisende Vorwurf,
vorsätzlich gegen die Ketzer Krieg zu führen, denn: "Das wo man gern
in die Region nisten wolte / da müsse mans trennen (Re:gion) und ein Liga
darzwischen hinein schieben / so werde dann ein Religion
daraus." [20]
Mit Spanien und den Jesuiten
stand auch der Papst am Pranger der Zincgrefschen Polemik, der "Römisch
Antichrist", wie er unter großen Teilen der Protestanten hieß. In
einem satirischen Flugblatt aus dem Jahre 1623, überschrieben "Der
Römische Vogelherdt", stellte er unter dem bezeichnenden Pseudonym
"Laurentiadus Primnicius, Exul Bohemus" dessen Absichten in diesem Krieg
ebenfalls bloß, klagte ihn als "Vogeler" an,
der"[...] seinen
Vogelherdt
Der armen Christenheit so
werth
An allen enden rüstet auß
/
Zu machen jhro den
garauß". [21]
Dem listigen Locken
dieses "Vogelers" dürften die Deutschen und besonders die Protestanten
nicht trauen, würde er, der doch Gott und die Welt betröge, sie am
Ende nur in ihr Unglück stürzen.
Den
besten Beweis für die wahren Absichten der "Spannischen Geißhirten"
und "Römischen Kuttenhengst[e]" lieferte für den Kurpfälzer
Zincgref das Schicksal seiner Heimat. [22] In seiner erstmals 1623
aufgelegten Flugschrift "Quotlibetisches Weltkefig" versuchte er aufzuzeigen,
daß der Krieg gegen die deutschen Protestanten und insbesondere der Schlag
gegen die Kurpfalz von langer Hand vorbereitet worden waren. Der Kaiser war
dabei das willfährige Werkzeug eines langgehegten, wohlvorbereiteten
Planes, der mit der Vertreibung Friedrichs V. aus seinen Stammlanden, seiner
Achterklärung (1621) und der soeben erfolgten Übertragung der
Kurwürde auf Maximilian I. von Bayern, den Führer der Liga, des
militärischen Armes dieses Komplotts, erfolgreich verwirklicht worden war.
Was Zincgref hier in einer derben volkstümlichen Prosa vortrug, wurde
zeitgleich von der kurpfälzischen Exilregierung im niederländischen
Haag in mehreren Flugschriften verbreitet, die dafür auf abgefangene, die
katholischen Absichten bloßstellende kaiserliche Briefe zurückgreifen
konnte. [23]
Doch wie offenkundig die
Beweise auch immer waren, wie vehement auch Zincgref an die Geschlossenheit der
deutschen Protestanten appellierte - die Situation stand eindeutig zu ihren
Ungunsten. Die Kurpfalz war verloren, die Calvinisten befanden sich in einer
hoffnungslosen Lage, die lutherischen Reichsstände bemühten sich zu
einem großen Teil um den Ausgleich mit dem Kaiser, die Union hatte sich
aufgelöst. Im letzten Moment glückte Zincgref die Flucht aus dem
belagerten Heidelberg. Er wandte sich nach Straßburg, wohin sich auch
andere Heidelberger begeben hatten und wo sich nunmehr eine kleine Kolonie der
versprengten Mitglieder des späthumanistischen Heidelberger Gelehrten- und
Dichterkreises sammelte.
Kurz bevor Heidelberg von
den überlegenen spanisch-ligistischen Truppen erobert wurde, hatte
Zincgref, der soeben als Generalauditeur der Heidelberger Garnison erstmals ein
öffentliches Amt angenommen hatte, mit seiner "Vermanung zur Dapfferkeit"
noch einen flammenden Appell an die eingeschlossenen Verteidiger gerichtet.
Indem er ihnen eindringlich die Folgen der Feigheit ausmalte, sie daran
erinnerte, daß sie nicht nur für sich und ihre Familien, sondern
für das Vaterland kämpften und stürben, versuchte er noch einmal
ihren Mut anzustacheln, sie zur Tapferkeit zu
ermahnen: "Kein Tod ist löblicher / kein Tod
wird mehr geehret /
Als der / durch den das Heil
deß Vatterlandts sich nehret /
Den einer
willkomm heißt / dem er entgegen lacht /
Ihn
inn die Arme nimpt / vnd doch zugleich
veracht.
Ein solcher stehet steiff mit
vnverwendten Füssen /
Er weichet neimandt
nicht / sein Feinde weichen müssen /
Ein
solcher Mann der ist der Statt gemeines gut /
Der
Wiedersacher grauß / des Landts wehrhaffte
Hut:
Er kan der Schlachten Fluth bezwingen nach
seim willen /
Mit seiner gegenwart deß
Feindes Trotze stillen /
Sein vnverzagtes Hertz
ist seinem Vatterlandt
Ein vnerstiegne Burg /
deß Volckes rechte handt." [24]
Der
Humanist, der die antiken Dichter ständig parat hatte, griff ganz gezielt
auf ein prägnantes Vorbild zurück: auf den spartanischen Dichter
Tyrtaios, von dem Strabon schrieb, er hätte einst selbst die Lacedaimonier
im Krieg gegen die Messenier angeführt. Aus dessen Gedicht-Fragmenten
bediente sich Zincgref bewußt, pflegten doch einstmals - wie es in der
Überschrift zur "Vermanung" hieß - die spartanischen Feldherren diese
Elegien "jhren Bürgern vnd Soldaten / ehe sie ins Treffen giengen /
vorzulesen". Eine einfache, direkte, auf rhetorischen ornatus weitgehend
verzichtende Sprache nutzend, knüpfte Zincgref an die glorreiche Tradition
des kriegsgewohnten Sparta an, humanistisches Potential wurde für den
praktischen Nutzen instrumentalisiert. Auch hier machte er deutlich, daß
es in diesem Kampf nicht nur um Heidelberg und die Kurpfalz, sondern um etwas
weitaus Größeres ging: es galt, das deutsche Vaterland von der
ausländischen Tyrannei zu befreien und dafür sein Leben zu geben, wie
Zincgref - am Ende seines Gedichtes - den Soldaten
zurief:"So muß / wer Tyranney
geübriget will leben /
Er seines Lebens sich
freywillig vor begeben /
Wer nur deß Todts
begert / wer nur frisch geht anhin /
Der hat den
Sieg / vnd dann das Leben zu
gewinn." [25]
Mit diesem martialischen
Aufruf an die Deutschen, sich von der verheerenden Einflußnahme der
verschworenen Feindestrias Spanien, Papst und Jesuiten zu befreien, stand
Zincgref unter den deutschen Protestanten damals nicht
alleine.
Für diesen Kampf, der auf den
Schlachtfeldern so ungünstig stand, bedurfte es unbedingt der Erweckung
nationaler Energien. Sichtbar beeindruckt von dem poetischen Reformprogramm des
Martin Opitz, wiederum aktiv unterstützt von einem späthumanistischen
Freundeskreis, der sich aus geflohenen Heidelbergern und den um den
Geschichtsprofessor Matthias Bernegger (1582-1640) gruppierten Straßburger
Späthumanisten zusammenfand, verschrieb sich Zincgref in der
oberrheinischen Reichsstadt ganz der Aufgabe, ein nationales Sprach- und
Literaturprogramm zu entwerfen. Die Voraussetzungen für dessen
Verwirklichung und Wirksamwerden hatte er mit seinen in den "Facetiae Pennalium"
und den "Emblemata" vertretenen Grundpositionen geschaffen, nämlich
humanistische Bildung aus ihrer scholastischen Erstarrung zu befreien und die
Rolle des Gelehrten im frühabsolutistischen Fürstenstaat wie seinen
praktischen Nutzen für diesen neu zu justieren. Worauf es Zincgref ankam,
formulierte er in seiner "Dedicatio" zu den 1624 von ihm herausgegebenen
"Teutschen Poemata": Zum einen, den Ausländern zu beweisen, zu welchen
poetischen Leistungen gerade auch die deutsche Sprache fähig wäre; zum
zweiten, den Landsleuten das gleiche durch die in diesem Werk versammelten
Gedichte von Opitz und den in den Anhang aufgenommenen Poeten aus dem
Heidelberger Umfeld vor Augen zu führen; zum dritten schließlich,
denjenigen Deutschen, die "lieber in frembden Sprachen stamlen / als in deren /
welche jhnen angeboren / zu vollkommener Wohlredenheit gelangen", unzweifelhaft
deutlich zu machen, daß "es nicht ein geringeres Joch ist / von einer
außländischen Sprach / als von einer außländischen Nation
beherrschet vnd Tyrannisiret werden." [26] Darin lag die Kernaussage
dieses Programms, hier wurde unter Wiederaufnahme des Tyrannenmotivs der Bezug
zwischen nationaler Dichtung und nationalem Kampf hergestellt. Ein Zusammenhang,
der auch in der bewußten Konzeption des "Anhanges" offenkundig wurde. Denn
an dessen Beginn stellte Zincgref drei Gedichte, welche die Gleichrangigkeit der
deutschen Muse mit den Griechen und Römern wie auch den anderen nationalen
Dichtungen beschworen und ihr die poetische Lorbeerkrone zusprachen, darunter
auch sein eigenes kurzes Gedicht "An die Teutschen". Und an das Ende plazierte
er dann seine indoktrinierend-kämpferische "Vermanung zur
Dapfferkeit".
Mit seinem 1626 erschienenen Werk
"Der Teutschen Scharpfsinnige kluge Sprüch", das er selbst in seiner
Korrespondenz als ersten Teil seiner "Apophthegmata" bezeichnete, trat Zincgref
die gleiche programmatische Beweisführung an. Die Deutschen - so
bekräftigte er in seinem Vorwort - bräuchten weder den Vergleich mit
der Antike noch mit dem zeitgenössischen Europa zu fürchten, sondern
wären ebenso wie diese zu herausragenden sprachlichen wie geistigen
Leistungen fähig. Zudem würden gerade "die einheimische reden vnd
Exempel mehr als frembde vnd außländische bey den Landsleuten
vermögen / vnd die Burgerliche Gemüther zur lieb deß Vatterlands
besser anfrischen". [27] Wie bereits bei seinen Fazetien und Emblemen
wählte Zincgref erneut eine unter den europäischen Humanisten beliebte
literarische Gattung, doch hatte sich jetzt für ihn der Textkanon, auf den
er zurückgriff, verändert. Es war nicht mehr das humanistische
"Exempelarsenal" der Griechen und Römer, sondern es waren deutsche
Päpste, Bischöfe, Kaiser, Könige, Fürsten, Gelehrte aller
Generationen und Stände, deren Sinnsprüche er nunmehr zusammentrug,
weil ihre Redekunst und Sprache jener der antiken Autoritäten
ebenbürtig wäre. Es galt ihm, deutsche Scharfsinnigkeit und
Lebensklugheit zu dokumentieren und daraus praktischen Nutzen für die
bedrängte Gegenwart zu ziehen, da in diesen Apophthegmata doch "gleichsam
der Kern / nicht allein Teutscher / sondern aller Himmlischen vnd Jrdischen
Philosophia vnd wissenschaft begriffen ist / dann es hat solche
Sprichwörter nicht allein die Natur vnd vernunfft selber gleichsam in der
vorfahren Hertz vnd Mund geschrieben vnd eingelegt / sondern es hat sie auch die
langwierige prob vnd erfahrung vnserer gantzen Nation / von Geschlecht zu
Geschlecht / gelehret". [28]
Die
Rückbesinnung auf das Gemeinsame, Verbindende in Zeiten massiver
ausländischer Bedrängnis, die Sammlung von Belegen eigener geistiger
und sprachlicher Kraft, besaßen ungebrochene Aktualität. Gerade auf
protestantischer Seite wurden im Verlaufe des Dreißigjährigen
Krieges, dessen konfessionspolitische Konfliktlinien im Zuge einer zunehmenden
machtpolitischen Internationalisierung verwischten, die Stimmen immer lauter,
die eine Lösung der Probleme nur unter den deutschen Reichsständen
forderten.
Doch dieser Wunsch sollte sich nicht
erfüllen, so sehr auch der Ruf danach anschwoll. Der Krieg wütete
weiter, die Kriegsparteien suchten das Bündnis mit ausländischen
Mächten, deren Gelder und Truppen in das Reich strömten. Zincgref
trieb wie viele seiner Zeitgenossen als Schiffbrüchiger auf den Wellen des
Krieges dahin. Eine Anstellung in Diensten eines französischen Diplomaten
mußte er nach kurzer Zeit wegen einer schweren Erkrankung aufgeben, auch
in Straßburg fand sich keine Aufgabe für ihn, Versuche, an anderen
Orten Fuß zu fassen, scheiterten ebenfalls. Ende des Jahres 1626 heiratete
er eine vermögende Witwe und zog sich in den nächsten Jahren in die
Nähe von St. Goar zurück. Da er sich somit in spanischem
Einflußgebiet aufhielt, ist es nicht verwunderlich, daß er in dieser
Zeit anscheinend nur den zweiten Teil seiner Apophthegmata vorbereitete, der
1631 unter dem Titel "Teutscher Nation Denckwürdiger Reden Apophthegmata
genannt" in Straßburg erschien, sich publizistisch aber nicht
betätigt zu haben scheint. Denn ein offenes publizistisches Eintreten
für die Protestanten hätte ihn und seine Familie gefährden
können, die Tarnkappe der Anonymität wäre in dieser Situation
allzuleicht zu lüften gewesen. So lebte er als Privatmann und sparte sich
für bessere Zeiten auf. [29]
Nachdem
sich das Kriegsglück durch das Eingreifen des schwedischen Königs
Gustav Adolf, des neuen protestantischen Hoffnungsträgers, wieder zur Seite
der Protestanten geneigt hatte, nachdem die schwedischen Truppen die Spanier vom
Rhein zurückgetrieben hatten, schienen diese besseren Zeiten endlich
gekommen. Zincgref kehrte 1632 als Landschreiber von Kreuznach, später von
Alzey in Dienste der von schwedischen Gnaden wieder eingesetzten
pfälzischen Wittelsbacher zurück. Sofort betrat er auch wieder die
publizistische Bühne und feierte in einem Flugblatt aus dem Jahre 1632 den
schwedischen König mit zwei lateinischen Epigrammen. Ihm, Gustav Adolf,
wäre als Sieger über die Feinde nach Gott alleine Lob zu
zollen:"Quod Victos armis hostes quoque vincis
amore
Post Diuos soli laus ea danda
tibi." [30]
Die von Zincgref vertretenen
Positionen hatten sich nicht verändert, sondern neue Aktualität
gewonnen und schienen sich nunmehr unter schwedischer Ägide zu
verwirklichen. Von neuem galt es jetzt, die Soldaten zur tapferen Verteidigung
des Vaterlands anzufeuern, noch mehr als früher mußten nun die
Protestanten zur Einigkeit aufgerufen werden. So erschienen im Jahre 1632 sowohl
ein Nachdruck der "Vermanung zur Dapfferkeit" unter dem Titel "Soldaten Lob" als
auch eine von Zincgref bearbeitete und ergänzte Ausgabe des
"Quotlibetisches Welt vnd Hummel Kefig". Da einige protestantische
Reichsstände den schwedischen Bündnisbemühungen zögernd oder
sogar zunächst ablehnend gegenüberstanden, verschärfte er in
seinem "Weltkefig" seinen Einigungsaufruf in eindeutigem Anklang an die calvinistische
Widerstandslehre zu einer unzweideutigen Drohung. Denn die deutschen
Fürsten sollten nicht vergessen, daß sie von Gott eingesetzt
wären, um das Volk Gottes zu schützen, "vnd daß sie eben vmb
dieser, vnd keiner Ursachen willen, Vncti Domini, die Gesalbten deß HErrn
genennet werden, [...] dann GOtt der HErr hat die Herrschafften, König, vnd
Obern, vmb deß Volkes willen, vnd nicht das Volck vmb ihrent willen
gemacht". [31]
Seine Stimme hatte also in
den Jahren des Schweigens nichts von ihrer Schärfe verloren. Doch bald
darauf sollte sie endgültig verstummen, sollte auch ihn wie so viele seiner
Generation die Bestie des Dreißigjährigen Krieges verzehren. Denn die
katholischen Truppen drängten machtvoll in die Kurpfalz zurück, wieder
mußte er sich zur Flucht wenden. Von marodierenden Söldner verwundet,
wich Zincgref nach St. Goar aus, wo er schließlich 1635 an der Pest
verstarb. Mit ihm verlor das späthumanistische Heidelberg den
Wortführer seines irenisch geprägten politischen Späthumanismus,
der in einer bedrohlichen konfessionspolitischen Situation um den
Brückenschlag zwischen humanistischer Gelehrtenkultur und nationalem
Sprach- und Literaturprogramm bemüht war. Dieses über die
konfessionellen Grenzen hinaus unterbreitete Angebot verband sich in seinem
literarischen Schaffen stets mit einer engagierten politischen Publizistik, die
aus kurpfälzischer Perspektive heraus die Einheit der deutschen
Protestanten einforderte und den geschlossenen Kampf gegen die Tyrannei der
katholischen Ausländer propagierte, die sich gegen das Reich und die
vermeintlichen Ketzer verschworen hatten. Sein Werk war auf Wirkung berechnet
und konnte diese offenbar auch erzielen, erlebte doch fast jede seiner
zahlreichen Schriften mehrere Neu- oder Nachdrucke. Ohne ein origineller Geist
gewesen zu sein, zählte Zincgref zweifellos zu den interessantesten
politischen Autoren des Dreißigjährigen
Krieges.
ANMERKUNGEN
Literaturhinweise:
Friederich
1934; Garber 1979, 1984 und 1986; Graupner 1912; Krummacher 1990; Kühlmann
1980, 1982 und 1988; Kühlmann/Wiegand 1989; Mertens/Verweyen 1972; Mertens
1974, Press 1970; Schilling 1981; Carolsfeld 1879; Trunz 1995a, Verweyen 1970,
S. 119-127; Verweyen 1984 und
1995.
Anmerkungen:
1.
Vgl. die Aufsätze von Klaus Garber und Wilhelm Kühlmann in diesem
Band.
2. Zur Verwaltung des münsterschen
Lehens vgl. die bisher übersehenen Briefe Zincgrefs im Landeshauptarchiv
Koblenz, Abt. 4, Nr. 3647, S. 83-102.
3. Die
maßgebliche Einführung in diese erst seit einigen Jahren
verstärkt in das Blickfeld literaturwissenschaftlicher Forschung
rückende Gattung nach wie vor Segebrecht
1977.
4. TRIGA AMICO-POETICA. siue IVLII GVLIELMI
ZINCGREFII HEIDELbergensis Iuuenilia Poetica: FRIDERICI LINGELSHEMII
HEIDELbergensis p.m. Reliquiæ Poeticæ. IOANNIS LEONHARDI WEIDNERI
Palatini Conatuum Poeticorum Prodromus. Editio prima procurata ab eodem Ioanne
Leonhardo Weidnero. Excusa Anno M. DC. XIX. (einziges bekanntes Exemplar
Stadtbibliothek Wuppertal: Gym. D 12 56).
5.
MEMORIÆ FRIDERICI LINGELSHEMII GEORGII MICHAELIS MAGNI PATRIS MAGNI FILII
CUIUS VIRTUTI FORTUNA FAVIT MORS INVIDIT HEU IMMATURA PRÆPOSTERA
HAIDELBERGÆ IDIBUS SEPTEMBR. ANNO CHRISTI (I)I)(XVI. PIE DEFUNCTI AMORIS
DOLORIS MONUMENTUM AMIC. P. (einziges bekanntes Exemplar
Universitätsbibliothek
Wrocław: 372344). Vgl. dazu auch Walter 1998.
6. Sie sind
jetzt leicht zugänglich in der kritischen Edition Zincgref
1978.
7. Zincgref 1978, S.
3.
8. Auch dieses Werk ist inzwischen in der
Zincgref-Gesamtausgabe erschienen: Zincgref 1993. Hier wird in der Einleitung
auch erstmals die enge Anlehnung Zincgrefs an Lipsius
nachgewiesen.
9. Grundlegend dazu Oestreich
1989.
10. Zincgref 1978, S.
3.
11. Zincgref 1993, I, S.
212.
12. Zincgref 1619 (Das einzige erhaltene
Exemplar entdeckten D. Mertens und T. Verweyen im Rahmen ihrer bibliographischen
Recherchen in der Kongelige Bibliotek
København.)
13. Zincgref 1619, S.
4.
14. Zincgref 1619, S.
5.
15. Zincgref 1619, S.
8.
16. Zincgref 1619, S. 8. (Übers.: Und wer
sonst [außer Friedrich V., A.W.] sollte außerdem den Krieg zum
Stillstand bringen und den Frieden, den Spanien gelobt, der noch um vieles
schlimmer ist als der Krieg?).
17. Zincgref 1619a
(Zit. nach dem Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
[HAB]).
18. Es heißt: "Das alle diese newe
Zeitung einem Verständigen nichts newes ist." Zincgref 1619a, f.
Aiijr.
19. Zincgref 1619a, f.
Aiijr.
20. Zincgref 1620, f. Biijv (Exemplar d.
HAB).
21. Zit. nach Schilling 1981, S.
298.
22. Zit. nach dem Exemplar der Bibliothek des
Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte in der Frühen
Neuzeit an der Universität Osnabrück (S4: 8506-721), S. 25.
Dünnhaupt 1993, S. 4369, konnte fünf Drucke dieser Flugschrift
beschreiben, davon alleine drei aus dem Jahre 1632. Ein weiterer, bisher
unbeschriebener Nachdruck noch aus dem Jahr der Erstveröffentlichung findet
sich in der Biblioteka Narodowa in Warschau (XVII.3.27688): Zincgref
1623.
23. Dazu Müller 1875, sowie zum
publizistischen Streit zwischen der kurpfälzischen und
kaiserlich-bayerischen Seite Koser 1874.
24. Zit.
nach Opitz 1968ff., II/1, S. 286-287.
25. Opitz
1968ff., II/1, S. 290.
26. Opitz 1968ff., II/1, S.
169.
27. Zincgref 1626, f. b3r. (Zit. nach dem
Exemplar der HAB, Lo 8326).
28. Zincgref 1626, f.
b [v].
29. Das berichtete Matthias
Bernegger an Christoph Köler in einem Brief vom 8. Mai (1630): "Zincgrefius
privatus vivit cum uxore in Palatinatu sub Hispanorum dominatu, ac se melioribus
temporibus servat." (Übers.: Zincgref lebt als Privatmann mit seiner Frau
im Pfälzischen unter der Herrschaft der Spanier und bewahrt sich für
bessere Zeiten auf). Zit. nach der auch für Zincgref wie für den
gesamten oberrheinischen Späthumanismus unentbehrlichen Briefausgabe
Reifferscheid 1889, S. 401.
30. Zit. nach
Schilling 1981, S. 303. - Das Bildnis des schwedischen Königs stach
Matthäus Merian (1593-1650), mit dem Zincgref bereits bei seinen
"Emblemata" 1619 und der im folgenden Jahr entstandenen Ansicht Heidelbergs,
deren Text von Zincgref stammte, zusammengearbeitet
hatte.
31. Zincgref 1623, S.
25.
© 2001 Forschungsstelle "Westfälischer Friede", Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Domplatz 10, 48143 Münster, Deutschland/Germany. - Stand dieser Seite: 2. Mai 2002