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1825 veröffentlichte Friedrich Harkort seinen ersten Aufsatz über „Eisenbahnen. (Railroads.)“:


„Durch die rasche und wohlfeile Fortschaffung der Güter wird der Wohlstand eines Landes bedeutend vermehrt, welches Kanäle, schiffbare Ströme und gute Landstraßen hinlänglich bewähren.
Der Staat sollte aus diesem Grunde die Weggelder nicht als eine Finanz-Quelle betrachten, sondern nur die Kosten einer vorzüglichen Unterhaltung erheben.
Größere Vortheile wie die bisherigen Mittel, scheinen Eisenbahnen zu bieten.
In England sind bereits zu diesem Behufe über 150 Millionen Preuß. Thaler gezeichnet, ein Beweis, daß die Unternehmungen die öffentliche Meinung in einem hohen Grade für sich haben.
Auch in Deutschland fängt man an über dergleichen Dinge wenigstens zu reden, und folgende Bemerkungen liefern vielleicht einige Beiträge dazu.
Meine Absicht ist nicht in die Einzelheiten der Sache einzugehen, vorläufig genügen wohl einige allgemeine Umrisse. Die westliche Eisenbahn von London nach Falmouth, wird eine Länge von 400 engl. Meilen erhalten.
Von Manchester nach Liverpool ist eine neue Eisenbahn von 32 engl. Meilen in Vorschlag gebracht, obgleich eine Wasserverbindung vorhanden.
Versuche, welche deßhalb in Killingworth angestellt wurden, ergeben, daß eine Maschine von 8 Pferde Kraft, ein Gewicht von 48 Tonnen, mit einer Geschwindigkeit von 7 Meilen per Stunde auf einer Ebene bewegte.
Denken wir uns nun eine solche Fläche von Elberfeld nach Düsseldorf, so würden 1000 Zentner in 2 ½ Stunde von einem Orte zum andern geschafft werden, mit einem Kohlen-Aufwande von 5 Scheffel für die Reise.
Eine Maschine von 8 Pferde Kraft, würde innerhalb 3 Stunden 1000 Scheffel Kohlen von Steele nach dem Rhein schaffen, das heißt, die Ruhrschiffarths-Cassa völlig aufs Trockne setzen.
Die sämmtlichen Ruhrzechen erhielten durch eine Eisenbahn den unschätzbaren Vortheil eines raschen, regelmäßigen Absatzes unter großen Fracht-Ersparungen.
Innerhalb 10 Stunden könnten 100 Zentner von Duisburg nach Arnheim geschafft werden; die Beurtschiffer liegen allein 8 Tage in Ladung.
Man macht vielleicht den Einwurf, daß nur selten eine Ebene sich ausmitteln läßt.
Dagegen erwiedere ich, daß zwar nach Verhältniß des Steigens mehr Kraft erforderlich ist, aber die Geschwindigkeit abnimmt, die Rückfahrt indessen um so viel rascher von Statten geht und die mittlere Geschwindigkeit bleibt.
Die größte Neigung des Weges zu Kilingworth war 1 Fuß in 840, und das höchste Steigen 1' in 327. – Die Eisenbahnen werden manche Revolution in der Handelswelt hervorbringen.
Man verbinde Elberfeld, Köln und Duisburg mit Bremen, oder Emden, und Hollands Zölle sind nicht mehr.
Die Rheinisch-Westindische Comp. darf Elberfeld als einen Hafen betrachten, sobald der Zentner für 10 Silbergroschen binnen 2 Tagen an Bord des Seeschiffes in Bremen zu legen ist.
Zu diesem Preise ist es für die Holländer unmöglich, selbst vermittelst Dampfbote, die Güter zu übernehmen.
Wie glänzend würden die Gewerbe von Rheinland Westphalen bei einer solchen Verbindung mit dem Meere sich gestalten?
Möge auch im Vaterlande bald die Zeit kommen, wo der Triumphwagen des Gewerbfleißes mit rauchenden Kolossen bespannt ist, und Gemeinsinn die Wege bahnen!

Wetter im März 1825
Friedrich Harkort“

 
Quelle: Hermann. Zeitschrift von und für Westphalen,
die Lande zwischen Weser und Maas, 26. Stück, 30. März 1825.

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