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Die Grafschaft Oldenburg (lila, 2017,19 qkm) und die von einer Nebenlinie 1647 angeerbte Grafschaft Delmenhorst (gelb, 377,37 qkm) fielen 1667 nach dem Aussterben des Grafenhauses an die dänische Linie des Hauses Oldenburg.

König Christian VII. von Dänemark tauschte die Grafschaft 1773 mit Holstein-Gottorp, das 1762 auf den russischen Zarenthron gelangt war, gegen die Mehrzahl von dessen schleswig-holsteinischen Besitzungen; 1774 wurde Oldenburg Herzogtum mit der Residenz in der Stadt Oldenburg und fiel an die jüngere Linie der Herzöge von Holstein-Gottorp, die als evangelische Fürstbischöfe von Lübeck in Eutin residiert hatten.

Oldenburg besaß nie eine ständische Verfassung; der Graf war durch den ihm 1648 bestätigten Weserzoll finanziell so unabhängig, daß er der durch Stände zu bewilligenden Landessteuern nicht bedurfte.

1803 fielen durch den Reichsdeputationshauptschluß die bis dahin münsterischen Ämter Vechta und Cloppenburg sowie das hannoversche Amt Wildeshausen als Entschädigung für den abgetretenen Weserzoll an Oldenburg. Am 10.12.1810 annektierte Frankreich das Herzogtum (ohne Lübeck-Eutin); der Herzog ging in das Exil zu seinen russischen Verwandten. Ende 1813 wurde die Selbständigkeit wiederhergestellt und das Land durch den Wiener Kongreß 1815 zum Großherzogtum erhoben.

Die auf der Karte irrtümlich als oldenburgisch kolorierte Herrschaft Jever (im Nordwesten) umfaßte 301,34 qkm, war 1575 nach dem Aussterben der Häuptlingsfamilie an Oldenburg gefallen und 1667 an Anhalt-Zerbst. 1793 an die russischen Zarin Katharina II. geb. Prinzessin von Anhalt-Zerbst gefallen, überließ Zar Alexander I. die Herrschaft 1818 dem ihm verwandten Großherzog von Oldenburg.

Ebenfalls irrtümlich oldenburgisch gezeichnet sind die Herrschaften Knyphausen (52,83 qkm) und Varel (123,29 qkm) am Jadebusen, die 1663 zur Ausstattung einer illegitimen Nebenlinie, der Grafen von Aldenburg dienten, 1732 durch Heirat an die Grafen von Bentinck-Aldenburg fielen. Ende 1810 von Frankreich annektiert, wurden die Herrschaften 1815 mediatisiert und der oldenburgischen Landeshoheit unterstellt.

Auch das 367,18 qkm große Amt Wildeshausen im südlichen Bereich - wo eine gepunktete Linie die Grenze anzeigt - ist fälschlich als oldenburgisch lila koloriert. Im Hochmittelalter oldenburgisch, kam es 1270 an die Erzbischöfe von Bremen und gehörte ab 1429 zum Hochstift (Fürstbistum) Münster, bis es 1648 mit dem Erzstift Bremen an das Königreich Schweden abgetreten wurde. 1675 von Münster zurückerobert und als Pfand besetzt, kam es 1699 an Schweden zurück und fiel 1700 als Pfand und 1714 durch Erbschaft an Kurhannover. Erst 1803 wurde es an Oldenburg abgetreten und blieb oldenburgisch bis auf das französische Intermezzo 1811-1813.
 
Quelle: Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, 4. Aufl., München 1992, S. 121, 439-441;
freundliche Auskunft des Staatsarchivs Oldenburg, Dr. Michael Reimann, 11.11.2004 nach dem
Statistischen Handbuch für das Großherzogtum Oldenburg, Teil 1, Oldenburg 1913.
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