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Karikatur auf das Ende napoleonischer Herrschaft als Operfinale, Dezember 1813
Karikatur auf das Ende napoleonischer Herrschaft als Operfinale, Dezember 1813
Betitelt „Commencement du Finale“Quellennachweis
Bildnachweis


 
Erläuterungen zur Karikatur aus: Bild als Waffe, hg. von Gerhard Langemeyer u.a.,
Hannover 1980, S. 183:

„‚Der Kaiser Alexander schlägt den Tact mit der Kanone,
Und Friedrich Wilhelm streicht den Bass auf seinem ehrnen Throne,
Der Kaiser Franz und Carl Johann die spielen Geig’ und Flöte;
Als das Quartett mit Kraft begann, da sprang die grüne Kröte.
Seht wie der Schalk die Löffel hält, das will ihm nicht gefallen;
Du weltberühmter großer Held, so geht’s den Dieben allen!‘

Als Schadow um die Jahreswende 1813/14 dieses ‚Leipziger Konzert‘ entwirft, wird er von vornherein die Notwendigkeit gespürt haben, der figuren- und anspielungsreichen Komposition Erläuterungen beizugeben. Die zitierten Verse stammen aus einem längeren Gedicht, das sich auf einem Beiblatt der hier ausgestellten Kopie von Voltz befindet.
Der Titel ‚Commencement du Final‘ paraphrasiert einen Ausspruch Talleyrands, der bei der ersten Nachricht von der Leipziger Schlacht gesagt haben soll: ‚Ha! c’est le commencement de la fin.‘“ (Das ist der Anfang vom Ende.) Die Völkerschlacht wird mit einem Bühnenstück verglichen, in dem das Orchester – bestehend aus dem Zaren, dem Kaiser von Österreich und den Königen von Preußen und Schweden – Napoleon einheizt und die Bühne von dessen ehemaligen Verbündeten, den Rheinbundfürsten, verlassen wird. Es würde hier zu weit führen, auf alle Personen einzugehen; statt dessen sei ein Brief Schadows zitiert, in dem er knapp die wichtigsten Informationen gibt: ‚Commencement du finale. Soll wohl den Koncert der vier Fürsten gegen Napoleon und das Theater den Abfall der Rheinbundfürsten andeuten: sie ziehn sich hinter die Kulissen: Redensart. Einer droht, hat den Degen gezogen und streicht mit der Hand unters Kinn, italienische Gebärde: von mir hast du nichts zu hoffen – kann der H. von Bayern sein; der den Rockschoß aufhebt: H. von Württemberg. Der mit der Jagdflinte Fürst von Dessau, den mit dem Gebetbuche errät man [Friedrich August von Sachsen] – übrigens muß man hinter dem arlechino nicht viel suchen. Der Künstler hat geglaubt, ein Puppenspiel müsse ihn haben, und das Brillenabnehmen ist hier der Übergang vom Künstlichsehen zum Natürlichsehen. Der fliegende Drache soll nicht mehr und nicht minder heißen als: le diable m’emporte [König Jérôme von Westfalen]. Zwei Marionetten, die sich zurückziehen, haben schlechterdings keine bestimmten Personen gemeint sein sollen.‘
Es gibt mehrere einander sehr ähnliche Kopien des sbquo;Leipziger Konzerts‘. Von Schadow selbst stammt lediglich eine Umrißradierung, die sein Berliner Verleger Weiß später mit Aquatinta aufwerten läßt. Die sorgfältigste Kopie ist die hier ausgestellte von Voltz, der die Aquatinta-Schattierungen durch feine Schraffuren ersetzt. Der fiktive Druckvermerk ‚A Paris chez Furioso le Petit‘ soll vor der Zensur schützen und den ‚wütenden Kleinen‘ – Napoleon – zusätzlich verspotten.“
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