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Ziele der Zeitschrift Hermann, 1814
Ziele des Hermann. Eine Zeitschrift von und für Westfalen, 1814
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Fortsetzung des Artikels

„Wer Erklärungen nöthig findet, kann sie in dem Intelligenzblatt, welches unentgeldlich mit derselben ausgegeben wird, übrigens aber für sich bestehe, mit Erlaubniß der Censur und gegen Bezahlung der Einrückungsgebühren auf seine Gefahr abgedruckt sehen, und so braucht das Publikum Privatverhandlungen nicht zu bezahlen. Dies fordert die Würde eines Blattes, das nicht der Schadenfreude einiger Wenigen fröhnen, sondern einem achtungswerthen Publikum genügen soll.

Es giebt in unsern Provinzen manchen gewerbetreibenden Mann, der mit praktischer Einsicht in sein Fach die schöne Gesinnung verbindet, seine Erfahrungen mitzutheilen, und sich dadurch nützlich zu machen. Der Oekonom, der Kaufmann, der Fabrikant, der geschickte Handwerker mag zwar heutzutage, wo die Geistesbildung in allen Ständen ausserordentlich fortgeschritten ist, fast besser seine Gedanken schriftlich darzustellen wissen, als mancher Brodgelehrte; doch hat er selten Neigung dazu, und scheuet sich dann auch vor dem Publikum aufzutreten. Ist dies der Fall, so vertraue er seine Materialien oder schriftliche Ausarbeitungen der Redaktion an; sie wird seine Papiere, so wie er es selbst wünscht, benutzen und seinen Ausdrücken die nöthige Feile geben. Es kommt hier weniger darauf an, zu glänzen als sich nützlich zu machen. Dock kennen wir kenntnißreiche Männer genug, wenn gleich nicht aus dem gelehrten Stande, die vortrefflich schreiben, und durch ihre Beiträge unser Blatt zieren würden.

Aeußerungen über politische Verhältnisse sind zwar nicht ausgeschlossen, doch muß sein hartes Urtheil über Cabinerer gefällt werden, die mit den Regierungen derjenigen Provinzen, an welche diese gerichtet ist, in freundschaftlicher oder politischer Verbindung stehen. Die Gesinnungen, die in dieser Rücksicht in unserm Blatt niedergelegt werden, müssen sich nach der Stellung des eigenen Staates richten, sonst wäre es kein vaterländisches, kein patriotisches.

Geistes- und Kunstwerke, die Westfalen hervorbringt, Anstalten, die darauf Bezug haben, werden bekannt gemacht und gewürdigt werden. Das Fortschreiten der geistigen Cultur unsrer Provinzen wird sich hieraus am besten ergeben, und wir werden uns glücklich schätzen, durch unser Blatt einigermaßen dazu mitzuwirken. Ein freies, auf Einsicht beruhendes Urtheil wird unsern Lesern stets den sprechendsten Beweis geben, wie sehr es uns Ernst ist, das Gemeine, Platte, Mittelmäßige in seine Sphäre zurückzuweisen, das Verdienst an die rechte Stelle zu setzen und hoffnungsvolle Köpfe hervorzuziehen. Was für ein andrer Lohn bleibt so vielen Künstlern und Gelehrten der heutigen Zeit, als die öffentliche Anerkennung ihres Werthes?

Eine Zeitschrift, die ein gemischtes Publikum hat, kann nicht jedem Leser in jedem Bogen etwas geben, was er vorzüglich gern lesen möchte. Erst der Verlauf einiger Zeit wird es ausweisen, daß soviel es möglich war, unbeschadet der höhern Zwecke des Blattes, für die Befriedigung der meisten Leser gesorgt worden ist.

Es können uns Mittheilungen aller Art gemacht werden; sie werden mit Dank aufgenommen, und der Einsender kann der strengsten Diskretion versichert seyn. Manches wird und muß zur Sprache gebracht werden, wozu Niemand gern seinen Namen hergiebt, doch wird kein Aufsatz, der irgend eine Vertheidigung oder Zurechtweisung nöthig macht, anonym aufgenommen werden, die Redaktion muß wenigstens den Namen des Einsenders wissen; sie wird aber nie denselben anders als auf gesetzliche Vorschrift bekannt machen. Jede andere Nachfrage wird durchaus unbeachtet bleiben.“

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