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Bild des heutigen Museums Fridericianum, Kassel
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Das Museum Fridericianum, eröffnet 1779, gilt als der erste öffentliche Museumsbau auf dem europäischen Kontinent.

Simon Louis du Ry (1726 - 1799, Kassel), hugenottischer Herkunft und "Hofarchitekt zu Cassel", lieferte die Pläne und Raumkonzepte.

Das Fridericianum diente zunächst einmal als fürstliche Bibliothek, zwar symmetrisch mit Treppenhaus in Zentrum und Seitenflügeln wie ein Schloß, aber ohne Wohngemächer.

In den Seitenflügeln befanden sich zum Steinweg hin das Kupferstichkabinett, ein Handschriftenraum und ein Kartensaal sowie der einzig beheizbare Raum - im Winter ein für Bibliothekare und Benutzer angenehmer Umstand. Auf der anderen Seite waren Kabinette mit optischen, mathematischen und physikalischen Instrumenten untergebracht.

Die Schauräume der Kunstsammlungen lagen im Erdgeschoß.In den langen Galerien zu Seiten des Foyers konnte man die Antikensammlung bewundern. Außerdem befanden sich in diesem Teil des Fridericianums auch das Medaillenkabinett, ein Raum mit "historischen" Vasen aus allerlei edlen Materialien und ein Automaten- bzw. Uhrenkabinett.

Der zweite Seitenflügel enthielt naturkundliche Sammlungen, also Minerialien und Gesteinsproben aus Hessen sowie "aus denselben Gesteinen gefertigte Arbeiten". Es folgten ausgestopfte Vögel und Tiere sowie Tierbilder, ein "Zimmer, worin Seegewächse und Muscheln zu sehen", ein Schmetterlings-, Mosaik- und Steinkabinett. Zudem gab es eine Modellkammer, Zimmer mit historischen Waffen, Trachten, ethnologische Sammlungen und eine Ahnengalerie aus Wachs. Kurios waren auch zwei Kabinette mit alten Musikinstrumenten. Eines beherbergte Saiteninstrumente, das andere Blasinstrumente.

Ein Verbindungsgang zum mittelalterlichen Zwehrenturm ermöglichte den Zutritt zur astronomischen Sammlung und Sternwarte. Die Erforschung des Himmels bildete den Abschluß dieses wahrhaft universalen frühen Museums, das Kunst, Kultur- und Naturgeschichte vereinigte. Allein bis 1796 finden sich im Besucherbuch 14 000 Namen von auswärtigen Besuchern. Die Stadt Kassel hatte zu dieser Zeit rund 20 000 Einwohner.

König Jerome ließ durch seinen Architekten A.H.V. Grandjean de Montigny und unter Mitwirkung von Leo von Klenze und Johann Heinrich Wolff den Bau zum Ständehaus ("Palais des Etats") umbauen, indem der in der Mittelachse des rückwärtigen Hofes gelegene Treppenbau durch einen halbrunden durchgehenden Saalbau ersetzt wurde. Die Umbaupläne sahen in den Seitentrakten Repräsentationsräume vor. Auch die Sammlungen des Museums erfuhren Einschnitte.

Nach Jeromes Vertreibung wurde das ursprüngliche Museum wiederhergestellt und 1828 der Ständesaal zum Treppenhaus umgebaut.

Mit der Überführung der Museumssammlungen in den Neubau des Hessischen Landesmuseums, verblieb im Fridericianum nur noch die Bibliothek. Das Gebäude wurde 1941 /44 bis auf die Umfassungsmauern und den Zwehrenturm zerstört.

Seit der Bundesgartenschau 1955 beherbergte die im Rohbau notdürftig wiederaufgebaute Ruine Fridericianum Sammlungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts und war ab 1955 jeweils in die documenta - Ausstellungen integriert.
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