Radikale territoriale Neuordnung zog nicht gleichermaßen kirchliche Neuerungen nach sich. Im Königreich Westphalen griff die Regierung kaum in die kirchlichen Strukturen ein. Vielmehr schützte sie die Privilegien der evangelischen Pfarrer und deren gesellschaftlichen Einfluss. Im Gegenzug verlangte sie dafür von den Geistlichen, sich ihr gegenüber loyal zu verhalten und ihre Gemeinden zur treuen Pflichterfüllung gegenüber der neuen Regierung anzuhalten. Dies galt besonders in der Endphase des Königreichs, als immer mehr Soldaten den Gehorsam verweigerten und desertierten. Die Geistlichen erfüllten die Erwartungen der neuen Obrigkeit – was sie nicht daran hinderte, nach 1815 die französische Fremdherrschaft zu verteufeln und ihrem neuen Landesherrn, dem preußischen König, Treue zu schwören.
|