Das Theater war sowohl Gegenstand wie Medium der Modernisierung: Literaten versuchten, über Theaterstücke ethische Prinzipien und moralische Werte zu vermitteln - moderne Tugenden wie Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit einer echten Herzensneigung - und im Konflikt mit altherge- brachten Verhaltens- weisen - Adelsstolz, Familiendisziplin, Gehorsam gegenüber Eltern - deren Überlegenheit zu erweisen.
Theater erhielt eine Aufgabe als moralische Bildungsanstalt - und wurde auch obrigkeitlich gefördert. Vorbildhaft waren z.B. die Theater in Hamburg und Mannheim („
Nationaltheaterbewegung“).
In Münster veranlaßte der nach Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus regierende Fürstbischof Maximilian Friedrich Graf von Königsegg- Rothenfels (1707-1784, reg. seit 1762) den Bau eines „Komödien- und Ballhauses“ als
Mehrzweckbau im Stadtzentrum Münsters, wo bisher eine Scharne (Halle für den Fleischverkauf) gestanden hatte. Der Bau entstand 1774-1775 auf Kosten des Stadtrates mit finanzieller Unterstützung durch den Fürstbischof. Die Fassade wurde 1778 aufgeführt.
Man versuchte, eine feste Schauspieltruppe zu unterhalten, indem adelige und bürgerliche Theaterliebhaber mit erheblichen fürstbischöflichen Zuschüssen den Spielbetrieb finanzierten; der Architekt Lipper agierte zeitweise als Theaterleiter. Nach dem Sturz des Ministers Fürstenberg löste sich indes der Theaterverein 1780 auf.