Wie keine andere historische Persönlichkeit ist Napoleon bereits zu seinen Lebzeiten zum
Mythos geworden. Bezeichnend ist die Bemerkung des Philosophen Johann Gottfried Herder (1744-1803), der Napoleon als „Weltgeist zu Pferde“ bezeichnete.
Der „Weltgeist“ selbst hat zur Mythisierung seiner Person wesentlich beigetragen. Für viele repräsentierte Napoleon die Einheit von Freiheit und Staat, von Volk und Macht, von Nation und Europa. Vor allem
als genialer Feldherr und Führer seiner Armeen ließ er sich verehren.
Dem hohen Maß an Verherrlichung entsprach die Unmäßigkeit an Diffamierung. Die extreme Polemik konzentrierte sich in Deutschland vor allem auf die Jahre der „Befreiungskriege“. In England wurde Napoleon schon zuvor
zum "Lieblingshelden" aller
Karikaturisten. Mit Angriffen auf seine mythischen "Qualitäten" suchten Napoleongegner die Grundfesten der symbolischen und ideologischen Überhöhung zu erschüttern. Dem Befreier wurde der
Unterdrücker, dem Konstrukteur des modernen Europa der universelle
Zerstörer und Verwüster entgegengesetzt.